pte20101109032 Bildung/Karriere, Medizin/Wellness

Zweite Sprache verzögert Alzheimer

Vergesslichkeit und andere Symptome um fünf Jahre später


Sprachenlernen: Macht sich auch durch bessere Gehirnfunktion bezahlt (Foto: Flickr/Brenda Annerl)
Sprachenlernen: Macht sich auch durch bessere Gehirnfunktion bezahlt (Foto: Flickr/Brenda Annerl)

Toronto/Göttingen/München (pte032/09.11.2010/13:45) Wer zwei Sprachen gleichzeitig spricht, verschiebt damit den möglichen Beginn von Alzheimer und dessen Symptomen nach hinten. Das berichten kanadische Forscher in der Fachzeitschrift "Neurology". "Zwar schützt Zweisprachigkeit nicht vor Demenz im Alter, sie erhöht jedoch die kognitiven Reserven des Gehirns. Dadurch wird der Ausbruch der Krankheit deutlich hinausgezögert", sagt Studienleiter Fergus Craik vom Rotman Research Institute http://www.rotman-baycrest.on.ca .

Gehirn kann besser kompensieren

Die Forscher analysierten die Befunde von 200 Alzheimerpatienten, die teils ein- und teils mehrsprachig aufgewachsen waren. Außer in diesem Merkmal unterschieden sich die Gruppen statistisch etwa in den kognitiven Fähigkeiten, in ihren Berufen, in der Migrationsvergangenheit oder in der Geschlechtszugehörigkeit nicht. Allerdings hatte Alzheimer bei denen, die über viele Jahre zwei Sprachen gesprochen hatten, um 4,3 Jahre später begonnen als bei den Einsprachigen. Zu typischen Symptomen kam es sogar erst fünf Jahre später.

Die Wissenschaftler glauben, dass eine Zweitsprache dem Gehirn spezielle Fähigkeiten zur Kompensation verleiht, die typische Alzheimer-Anzeichen wie Gedächtnisverlust, Verwirrung oder Schwierigkeiten mit dem Problemlösen und Planen zurückhält. Sprachen könnten deshalb neben Lebensstil-Faktoren wie regelmäßiges Herz-Kreislauf-Training oder gesunde Ernährung dabei helfen, mit dem Rückgang der Gehirnfähigkeiten im Alter oder durch Krankheiten besser zurechtzukommen.

Sicherer Zusammenhang bisher erst mit Lernzeit

Ob die Zweitsprache selbst dafür den Ausschlag gibt, stellt der Münchner Alzheimer-Forscher Alexander Kurz allerdings in Frage. "Vielleicht genießen Menschen mit zwei Sprachen auch bloß eine längere Ausbildung. Denn bisher ist nur erwiesen, dass Menschen mit langer Bildungszeit seltener von Alzheimer betroffen sind." Hoffnungen gebe es viele, dass eine höhere Widerstandsfähigkeit des Gehirns durch Training nachgewiesen werde. "Im Experiment kann man das jedoch aus ethischen Gründen nicht zeigen", so der Experte von der deutschen Alzheimer-Gesellschaft http://www.deutsche-alzheimer.de gegenüber pressetext.

Hoffnung auf Verzögerungs-Impfung

Hoffnung auf Verzögerung einer bereits begonnenen Alzheimer-Demenz durch "passive Impfung" bieten hingegen Göttinger Forscher um Thomas Bayer. Wie sie im "Journal of Biological Chemistry" berichten, entdeckten sie einen Wirkstoff, der das Fortschreiten der Gehirnerkrankung zumindest bei Mäusen abbremst. Bisherige Medikamente zerstören die Eiweißablagerungen im Gehirn - sogenannte senile Plaques - und lösen dabei viele Nebenwirkungen aus. Der neue Wirkstoff will das mit Molekülen umgehen, die das Eiweiß Pyroglutamat-Abeta produzieren. Erste Tests an menschlichen Alzheimer-Patienten sollen in zwei Jahren starten.

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