pte20101013027 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Menschheit verbraucht im Moment 1,5 Erden

Planet kann nicht nachproduzieren - Konsum seit 1980 zu hoch


Verbrannte Wälder: Unser Lebensstil überfordert die Erde (Foto: WWF)
Verbrannte Wälder: Unser Lebensstil überfordert die Erde (Foto: WWF)

London/Wien (pte027/13.10.2010/13:50) Unsere Lebensweise ist immer weniger nachhaltig. Eineinhalb Jahre braucht unser Planet derzeit um zu ersetzen, was wir in einem Jahr verbrauchen. In reichen Ländern ist das Verhältnis noch viel ungünstiger. Das zeigt der "Living Planet Report", den Umweltschutzorganisationen heute in London präsentiert haben. Der Bericht, der seit 1998 alle zwei Jahre erscheint, gibt aktuell den Forschungsstand von 2007 wieder.

Die Diagnose des Zustands vom "Patient Erde" hat sich gegenüber 2008 verschlechtert, als der Verbrauch mit 1,3 Erden beziffert wurde. "Einerseits steigt die Abholzung weiter, andererseits kann der Bericht nun auf mehr und detailliertere Daten zurückgreifen als zuletzt", erklärt Franko Petri von WWF Österreich http://wwf.at im pressetext-Interview die Veränderung. Auch die Zukunftsprognosen gehen nun davon aus, dass man bereits im Jahr 2030 statt erst 2050 auf einen Verbrauch von zwei Erden kommen wird, 2050 sogar auf fast drei. Seit Beginn der 80er-Jahre kann die Erde unserem Wirtschaften nicht mehr nachkommen.

Rechnung für Umweltsünden

Hinter dieser Entwicklung stehen die großen Umweltprobleme der Gegenwart, allen voran die Treibhausgase, deren Ausstoß heute elfmal höher ist als 1961. 70 Prozent der Fischgründe sind durch die industrielle Fischerei stark geschädigt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/100505032/ ), was 520 Mio. Menschen, die von der Fischerei leben, gefährdet. Die Abholzung schreitet voran, wobei 130.000 Quadratkilometer Wald jährlich in Weide- und Ackerland umgewandelt werden. Das entspricht der gemeinsamen Größe von Österreich und der Schweiz.

Ein Resultat dieser Entwicklungen ist das Artensterben. 30 Prozent der 1970 lebenden Arten - in den Tropen sogar doppelt so viele - sind heute verschwunden. Dammbauten und Flussregulierungen sind daran wesentlich beteiligt - und sorgen auch für die Zuspitzung der globalen Wasserkrise (siehe: http://pressetext.com/news/100203025/ ). 900 Mio. Menschen verfügen derzeit nicht über sauberes Trinkwasser und 2,5 Mrd. fehlen saubere Sanitäranlagen. Im Jahr 2025 werden 5,5 Mrd. Menschen mit Wasserknappheit zu kämpfen haben, warnt der Bericht.

Norden lagert Umweltprobleme aus

Nur im Norden erholen sich Tier- und Pflanzenarten dank Umwelt- und Naturschutz und auch der Wasser-Fußabdruck scheint in Mitteleuropa in Ordnung zu sein. Der Schein trügt jedoch. "Durch die Importe verbrauchen wir um ein Vielfaches mehr an Ressourcen und auch an Wasser. Der reiche Norden lagert seine Umweltprobleme bloß aus", betont Petri. Das verdeutlichen die Details des Reports. Weltweit verbraucht jeder jährlich 2,7 Hektar zur Erzeugung von Ressourcen und CO2-Aufnahme, wovon die Erde nur 1,8 Hektar wieder gutmachen kann. "In Deutschland, Österreich und der Schweiz beträgt diese Fläche über fünf Hektar, in Ländern wie Indien nur 0,5 Hektar."

Radikaler Wandel nötig

Das Problem spitzt sich weiter zu, da die Menschheit bis 2050 die Neun-Milliarden-Marke erreichen wird. Die Lösungen liegen auf der Hand, ist der WWF überzeugt. "Stopp der Entwaldung, Erklärung von 15 Prozent der Erdoberfläche zum Schutzgebiet, Reduktion des Konsums und Ressourcenverbrauchs, mehr Energieeffizienz und Ersatz von fossilen Energiequellen durch erneuerbare", zählt Petri auf. Der Ausstoß von Treibhausgasen müsse sich bis 2050 um 80 Prozent reduzieren, zudem sei der Kampf gegen Hunger und Armut unumgehbar. "Erst wenn man Frauen mehr Rechte gibt und die Gesundheit sowie die sozialen Leistungen im Süden verbessert, flacht der Bevölkerungsanstieg ab."

Dieser radikale Wandel muss im nächsten Klimaabkommen enthalten sein, so der Umweltexperte. Der UN-Klimagipfel 2009 in Kopenhagen hat ein solches Globalziel weit verfehlt, für den im Dezember 2010 stattfindenden Gipfel in Cancun oder Johannesburg 2011 sei es jedoch verpflichtend. "Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus. Zudem kommt der Norden kommt seiner Selbstverpflichtung für Hilfsleistungen an den Süden auch bisher nicht nach", erinnert Petri.

Download des Berichts unter: http://wwf.at/lpr2010media

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