pte20100303022 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Matthias Lüfkens: "Twittern ist Chefsache"

Kommunikationschef des WEF Davos will Firmen Angst vor Social Media nehmen


WEF-Kommunikationschef Matthias Lüfkens will unbegründete Ängste zerstreuen (Foto: WEF)
WEF-Kommunikationschef Matthias Lüfkens will unbegründete Ängste zerstreuen (Foto: WEF)

Genf/Wien (pte022/03.03.2010/12:00) Der Kommunikationschef des World Economic Forum (WEF) in Davos, Matthias Lüfkens, wird am Donnerstag die Keynote auf dem diesjährigen E-Day http://2010.eday.at halten. Unter dem Titel "Going Direct - Einfach erfolgreich kommunizieren in der neuen sozialen Medienwelt" will Lüfkens den Unternehmen die Angst vor Social Media nehmen. Im pressetext-Interview erklärt der Medienchef und Social-Media-Profi die Chancen, die Web-2.0-Plattformen eröffnen, warum die Kommunikation via Twitter, Facebook und Co zur Chefsache erklärt werden muss und dass Kontrollverlust im Grunde gar kein Thema ist. "Das wichtigste an Social Media ist die Interaktivität und der Dialog mit den Nutzern", betont Lüfkens, der selbst eher zufällig in das Thema hineingerutscht ist, wie er sagt.

Auftritt in sozialen Medien heute Standard

Bestimmte Gruppen wie Journalisten, IT-Unternehmen oder Firmen aus dem Internet- und Social-Media-Umfeld sind längst aktiv in den sozialen Medien. Doch sucht man nach traditionellen Unternehmen auf Twitter oder Facebook, stößt man nach wie vor auf eine dünn besiedelte Gemeinde. Im Zuge des E-Day will Lüfkens genau solche klassischen Unternehmer ansprechen und mit unbegründeten Berührungsängsten aufräumen. "Heute professionell bei Twitter und Facebook aufzutreten, ist Standard. So etwas muss jeder Geschäftsführer, jeder Chef selbst machen und nicht an Medienabteilungen abgeben", meint Lüfkens.

Den Twitterkanal oder die Facebookseite zu betreuen, dauert nicht länger als eine halbe Stunde und soll jeden Morgen zum Pflichtprogramm gehören wie der Blick in die Zeitung. Es muss nicht jeden Tag gezwitschert werden, sondern eben dann, wenn es etwas Wichtiges zu sagen gibt, meint Lüfkens. "Wichtig ist, dass es persönlich ist und vom Chef kommt."

Der Einstieg in die neue soziale Medienwelt entwickelt sich von unten nach oben, wie Lüfkens bestätigt. Nicht die Führungsetagen überlegen sich Social-Media-Strategien, sondern jüngere Generationen aus den Unternehmen tragen das Thema an die Chefs heran. Das sei auch beim WEF - das heute auf zahlreichen Plattformen aktiv ist und Vorbildcharakter besitzt, was die Nutzung von Web-2.0-Plattformen betrifft - zunächst ähnlich gewesen.

Wie ein Eintrag in die Gelben Seiten

"Natürlich wird es auch künftig bestimmte Unternehmen geben, die sich sozialen Medien komplett verschließen, und man wird sie trotzdem kennen. Will ein Unternehmen jedoch progressiv sein, dabei sein, dann ist der Auftritt in Social-Media-Plattformen vergleichbar mit einem Eintrag in die Gelben Seiten. Wer dort nicht aufscheint, existiert nicht", so Lüfkens. Zudem erschließe sich dadurch ein völlig neues Publikum. Diese Erfahrung hat der Medienchef auch beim Weltwirtschaftsforum gemacht. "Wir haben damals mit YouTube begonnen und heute durchschnittlich 80.000 Zugriffe auf Videos pro Monat. Durch die sozialen Medien hat sich dem WEF ein ganz neues Publikum erschlossen."

Traditionelle Medien verlieren Monopol

"Going Direct heißt auch, die traditionellen Medien zu umgehen. Wenn ein Unternehmen etwas zu sagen hat, kann es natürlich versuchen, sein Anliegen bei einer PR-Agentur oder in Redaktionen zu deponieren. Durch die sozialen Medien kann der Unternehmer das aber auch selber machen", so Lüfkens. Ist die Botschaft interessant genug, so werde sie am Ende ohnehin wieder von klassischen Medien aufgenommen und erhalte dann eine breitere Öffentlichkeit. "Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass traditionelle Medien ausgedient haben. Sie haben nur nicht mehr das Monopol auf die Meinungsbildung", meint Lüfkens. Ohne die traditionellen Medien als viertes Gewicht werde man auch künftig nicht auskommen und auch ein zwitschernder Unternehmen werde sie weiterhin brauchen.

Kontrolle und Kompetenzen

"Man muss natürlich verstehen, dass man im Umfeld der sozialen Medien auch etwas Kontrolle verliert. Ich glaube allerdings, dass wir die Kontrolle auch vorher nicht hatten und daher ist das egal", zeigt sich Lüfkens gelassen. Die Betreuung der Plattformen bedarf zwar nicht zwingend bestimmter Kompetenzen, aber gewisse journalistische oder kommunikationswissenschaftliche Fähigkeiten seien wohl ratsam für denjenigen, der die Funktion in einem Unternehmen übernimmt.

"Wichtiger ist, dass es klare Guidelines innerhalb der Firmen gibt und die gesamte Belegschaft über den Umgang mit sozialen Medien informiert wird", betont Lüfkens. Wer sich auf den Plattformen öffentlich als Mitarbeiter eines Unternehmens deklariert, müsse dann auch wissen, was gesagt werden darf und was nicht. "Die Leute werden natürlich immer wieder etwas falsch machen, es wird zu Fehlern kommen, aber das muss man dann auch zulassen."

"Es gibt auch Unternehmen, die ihren Mitarbeitern verbieten, sich in Netzwerken wie Facebook öffentlich als Angestellter zu bekennen. Aber damit stellt sich die Firmen gegen den Geist der Zeit", meint Lüfkens. Denn irgendwann werde man nicht mehr sagen, aus welchem Land man kommt, sondern von welcher Plattform. "Ein Unternehmen, das die Entwicklung aktiv mitbegleitet, wird auch die Kontrolle behalten. Es geht um die Phrase 'leading the conversation' - wer selbst den Tenor bestimmt, wird unter dem Strich positiv aussteigen", zeigt sich Lüfkens überzeugt.

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