pte20091028041 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Studenten entfachen Flächenbrand für freie Bildung

Bundeskanzler und Wissenschaftsminister zu öffentlicher Stellungnahme eingeladen


Studenten halten Audimax auf unbestimmte Zeit besetzt (Foto: unsereuni.at/Jacqueline Brändli)
Studenten halten Audimax auf unbestimmte Zeit besetzt (Foto: unsereuni.at/Jacqueline Brändli)

Wien (pte041/28.10.2009/16:10) Seit knapp einer Woche besetzen Studierende in Wien den größten österreichischen Hörsaal, das Audimax, und fordern von der Regierung einen drastischen Kurswechsel in Sachen Bildungspolitik. Spontan aus einer Kundgebung heraus entstanden und ohne Organisation einer (parteiengefärbten) Institution im Hintergrund kämpfen die Studierenden für einen freien Hochschulzugang, eine Demokratisierung der Universitäten und mehr Geld für Forschung und Lehre. Sie fordern eine Abkehr von Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen ebenso wie eine grundlegende Überarbeitung des Bachelor/Master-Systems.

Demo soll Bewegung verbreitern

Heute, Mittwoch, sollen die Proteste in einer Großdemonstration in Wien gipfeln. "Wir organisieren uns immer besser und verbreitern unsere Basis. Die bisherigen Proteste mit ihrer starken Dynamik zeigen, dass wir uns auch selber überraschen können", so Vertreter der Audimax-Besetzer http://www.unsereuni.at gegenüber pressetext. Die Forderungen habe man aufgestellt, weil ihre Einlösung durchgesetzt werden soll. "Dazu ist eine weitere Verbreiterung der Bewegung notwendig. Mit der heutigen Demonstration machen wir einen Schritt in diese Richtung", so die Studierenden.

Heute und in den kommenden Tagen werden laut den Pressevertretern zahlreiche weitere Instituts- und HörerInnenversammlungen stattfinden. Die Entscheidungen über weitere konkreten Schritte und über die Dauer der Besetzung sollen basisdemokratisch im Plenum entschieden werden, heißt es auf Nachfrage von pressetext.

Bundeskanzler eingeladen

Am Mittwochnachmittag haben die Audimax-Besetzer sowohl den Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, Wissenschaftsminister Johannes Hahn sowie Finanzminister Josef Pröll und Bundeskanzler Werner Faymann in einem offenen Brief zu einer öffentlichen Stellungnahme in den Hörsaal eingeladen. Die entsprechenden Schreiben seien aktuell verfasst und im Plenum beschlossen worden, erläutert das Presseteam der Audimax-Besetzer.

Während die Studentenproteste inzwischen eine breite Aufmerksamkeit - auch in ausländischen - Medien gefunden haben, blieben die Reaktionen seitens der Politik, insbesondere der regierenden Parteien, lange spärlich. Nachdem die Proteste zunächst tagelang überhaupt ignoriert oder belächelt wurden, ist aus den Reihen des zuständigen Wissenschaftsministers auch weiterhin nur ein Festhalten am eingeschlagenen Kurs zu vernehmen - wenngleich der Minister für Donnerstag inzwischen zumindest ein Gespräch mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) zugesichert hat.

Wie lange die Proteste und Besetzungen tatsächlich andauern werden, ist derzeit nicht absehbar. Bisher kommunizieren die Studierenden jedenfalls, so lange auszuharren, bis ihre Forderungen erfüllt werden. Angesichts dessen, dass das Wissenschaftsministerium seinen Wunsch nach Zugangsbeschränkungen neuerlich bekräftigt hat und weiterhin für eine Wiedereinführung der Studiengebühren eintritt, dürfte ein Ende der Proteste noch in weiter Ferne liegen.

(Ende)
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