pte20090922025 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Politiker zeigen Interesse an freier Software

FSFE bemängelt fehlendes Gesamtkonzept deutscher Parteien


Bundestag: Wie wht der Open-Source-Wind? (Foto: Deutscher Bundestag / studio kohlmeier)
Bundestag: Wie wht der Open-Source-Wind? (Foto: Deutscher Bundestag / studio kohlmeier)

Berlin (pte025/22.09.2009/11:46) Die von der Free Software Foundation Europe (FSFE) anlässlich der deutschen Bundestagswahl lancierte Kandidaten-Befragung rund um freie Software (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090910009/) hat gezeigt, dass sich Politiker ernsthaft mit dem Thema befassen. "Wir sind froh, dass die meisten Politiker, die Fragen beantwortet haben, heute nicht mehr freie Software mit kostenloser Software gleichsetzen, sondern die Unterscheidung kennen", meint FSFE-Deutschland-Koordinator Matthias Kirschner im Gespräch mit pressetext. Während viele der befragten Politiker in Antworten die potenziellen Vorteile von Open-Source-Software nicht zuletzt beim Einsatz im öffentlichen Bereich betont haben, ist das Ergebnis der Analyse der Parteiprogramme nicht ganz so erfreulich für die Verfechter freier Software. Die FSFE kritisiert fehlende Gesamtkonzepte, wie freie Software zum Wohl der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden soll.

Rund drei Dutzend Fragen sind seit Start der Aktion http://wiki.fsfe.org/Bundestagswahl2009 von Usern eingereicht worden, womit sich die FSFE insgesamt zufrieden zeigt. "Bei vielen Teilnehmern merkt man, dass diese länger an ihren Anfragen gearbeitet und recherchiert haben", so Kirschner. Auch die bisher eingelangten Kandidaten-Antworten sieht man positiv. Politiker vieler Parteien hätten erklärt, dass sie das Potenzial freier Software und offener Standards für Deutschland erkannt hätten und auf Wettbewerbs-, Innovations- und Kostenvorteile verwiesen. Eine interessante Antwort gab es etwa von Innenminister Wolfgang Schäuble. "Das Phänomen eines 'Dienstleistungsmonopols', also die entstehende Abhängigkeit von einem Hersteller und seiner Produktstrategie, kann tatsächlich beim Einkauf eines proprietären Produktes entstehen", so der CDU-Politiker. Open-Source-Software reduziere dieses Risiko und biete andere Chancen wie bessere IT-Sicherheit durch Überprüfbarkeit des Quellcodes oder die große Innovationskraft durch unbeschränkte Beteiligungsmöglichkeit bei der Entwicklung. Allerdings spricht Schäuble auch an, dass bei verbreiteten Software-Produkten oft diverse zertifizierte Partnerunternehmen in einem vom Hersteller vorgegebenen Rahmen Dienstleistungen erbringen können.

Mit freier Software könne Deutschlands Mittelstand hochwertige IT-Dienstleistungen anbieten und bleibende Werte für das Land schaffen, so Karsten Gerloff, Präsident der FSFE. "Wir freuen uns, dass die Kandidaten sich dieser Chance bewusst sind", sagt er. Allerdings gibt es auch Wehrmutstropfen bei der Aktion. Zum einen wurde bisher keine der an FDP-Kandidaten gestellten Fragen beantwortet - dabei sucht diese Partei, sich als mittelstandsfreundlich zu positionieren. Bei ihrer Analyse der Parteiprogramme wiederum betont die FSFE des Öfteren, dass ihrer Ansicht nach freie Software in Zusammenhang mit verschiedenen Programmpunkten grundsätzlich oder direkter angesprochen werden sollte. Es fehle den Parteien ein Gesamtkonzept, wie sie die Vorteile freier Software nutzen wollen.

Eine Wahlempfehlung spricht die FSFE letztendlich nicht aus. "Ich denke, dass
die Fragen und Antworten zwar bei der Entscheidung mithelfen können, es für unsere Unterstützer aber natürlich noch andere Aspekte bei der Wahl gibt als freie Software", betont Kirschner. Dass die FSFE-Aktion das Wahlverhalten einzelner Interessenten beeinflussen wird, scheint indes sicher. Ein Fragesteller habe mitgeteilt, dass er aufgrund der erhaltenen Antwort seine Zweitstimme ändern werde, so Kirschner.

(Ende)
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