pte20090908022 Medien/Kommunikation, Forschung/Entwicklung

Psychologin: Twitter macht dumm, Facebook klug

Radikale These stößt auf wenig Zustimmung


Zwitschern macht angeblich dumm (Foto: twitter.com)
Zwitschern macht angeblich dumm (Foto: twitter.com)

Stirling/Berlin (pte022/08.09.2009/11:15) Das Social Network Facebook macht seine Nutzer klüger, der Microbloggingdienst Twitter hingegen dümmer. Diese gewagte These vertritt die Psychologin Tracy Alloway von der University of Stirling http://www.external.stir.ac.uk in Schottland. Laut einem Bericht des Telegraph hat sich Alloway eingehend mit dem Arbeitsgedächtnis beschäftigt, das für die vorübergehende Speicherung bzw. dem Einsatz von Information zuständig ist. In diesem Zusammenhang untersuchte sie auch den Einfluss von Social Media auf das Arbeitsgedächtnis und kam zu dem Schluss, dass einzelne Plattformen die Entwicklung eher fördern, andere wiederum hemmen. Während Facebook nach Meinung von Alloway das Arbeitsgedächtnis erweitert und infolge auch "die Intelligenz fördert", soll Twitter genau das Gegenteil bewirken.

Facebook habe deswegen einen positiven Einfluss, weil es das Gehirn bei der Nutzung durch eine höhere Komplexität bzw. mehr verschiedene Funktionen stärker herausfordere. Twitter sei durch seine Knappheit schlechter, weil es "die Aufmerksamkeitsspanne reduziert und das Hirn nicht angeregt oder Nervenverbindungen gestärkt werden", behauptet Alloway. Ihre radikalen Thesen stoßen allerdings auf geringen Anklang. "Twitter ist eine Kommunikationsform wie jede andere. Es kommt immer auf den Kontext an, in dem ein Kommunikationsmittel eingesetzt wird, aber grundsätzlich ist der Dienst sicherlich positiv zu bewerten", sagt Medienpsychologe Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digitalen Instituts http://www.deutsches-digital-institut.de , im pressetext-Interview. Besonders positiv daran sei eben gerade die vorgegebene Knappheit. "Ich sehe Twitter sogar als klugmachendes Medium, da man sozusagen den Zwang hat, sich präzise auszudrücken, was wiederum eine intellektuelle Übung ist."

Alloway übt außerdem Kritik an jeglichen Kommunikationsformen, die in irgendeiner Weise "unmittelbar" funktionieren - etwa auch YouTube oder das Schreiben von SMS. Positiv bewertet sie im Zuge ihrer Forschungen hingegen Videospiele und Sudoku, da diese Dinge eine tiefere Denkleistung mit sich bringen, Erinnerungen an vergangene Handlungen stärker wieder hervor holen und eher beim Planen von künftigen Aktionen nützlich sein würden. Durch all das werde wiederum das Arbeitsgedächtnis angeregt.

"Generell finde ich diese Aussagen viel zu pauschal und kann ihnen daher wenig abgewinnen. Es kommt schließlich immer darauf an, in welchem Zusammenhang die Kommunikationsmittel zum Einsatz kommen", kritisiert Groebel gegenüber pressetext. YouTube beispielsweise sei ein Pool enormer Kreativität, hier davon zu sprechen, dass es dumm mache, sei viel zu kurz gefasst. "Im Zweifelsfall würde ich also all diese Medien und Plattformen positiv bewerten. Twitter lebt vielleicht zunächst von gesellschaftlich informellen Informationen wie 'Ich koche einen Kaffee' und ist in erster Linie ein individuelles Medium, deswegen geht aber keineswegs die Berechtigung oder der Sinn der Plattform verloren", so der Medienpsychologe.

(Ende)
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