pte20090610027 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Google News integriert Wikipedia-Artikel

DJV-Sprecher: "User müssen sehr genau auf Quellen achten"


Wikipedia-Links werden derzeit nur wenigen US-Usern von Google News gezeigt (Foto: news.google.com)
Wikipedia-Links werden derzeit nur wenigen US-Usern von Google News gezeigt (Foto: news.google.com)

Mountain View (pte027/10.06.2009/13:49) Die Trennung von professionellen journalistischen und nutzergenerierten Nachrichteninhalten scheint im Internet zunehmend an Bedeutung zu verlieren. Während traditionelle Zeitungshäuser mittlerweile auch Beiträge von Hobby-Journalisten aus der sogenannten Blogosphäre auf den eigenen Webseiten publizieren, engagieren sich ausgebildete Presseleute neben ihrer regulären Tätigkeit auch immer öfter auf Blogs oder sozialen Netzwerken, um die Öffentlichkeit über die neuesten Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. Dass sich dieser Trend zunehmend verstärkt, zeigt sich auch am Beispiel der populären Online-Enzyklopädie Wikipedia http://de.wikipedia.org , die sich der New York Times zufolge in den USA sogar bereits mit ihren Artikeln im Ergebnis-Ranking von Google News wiederfindet. Dort stehen die User-generierten Beiträge Seite an Seite mit professionellen Nachrichtenmeldungen.

"Die Vermischung von professionellen und nutzergenerierten Nachrichten ist eine Tendenz, die im Web ganz klar zu beobachten ist", bestätigt Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) http://www.djv.de , auf Anfrage von pressetext. Diese Entwicklung zeige sich nicht nur am Beispiel Wikipedia. "Die Online-Enzyklopädie ist aus der Internetwelt nicht mehr wegzudenken. Wenn ihre Inhalte sich nun aber auch bei Google News wiederfinden, müssen dessen Nutzer künftig sehr genau darauf achten, welche Quellen ihnen dort präsentiert werden", warnt Zörner. Dem DJV-Sprecher zufolge habe sich das Online-Nachschlagewerk in puncto Qualität und Glaubwürdigkeit mittlerweile zwar deutlich verbessert, die dort zu findenden Inhalte müssten aber immer noch mit einer gewissen Vorsicht genossen werden. "Es gibt zwar ein klar erkennbares Bemühen, die Wikipedia-Einträge zu professionalisieren, doch ein Unsicherheitsfaktor bleibt vorhanden", so Zörner.

"Wikipedia ist zwar im Grunde eine offene Plattform, auf der jeder einen Artikel einstellen kann. Schlussendlich entscheiden aber ausschließlich die eigenen Mitglieder darüber, ob ein Beitrag den geforderten Qualitätskriterien entspricht und anschließend auf der Seite veröffentlicht wird", hatte Wikipedia-Gründer Jimmy Wales Anfang des Jahres auf einem Kongress in Wien erklärt (pressetext berichtete: http://pressetext.at/news/090127027/). Was die konkreten Kontrollmaßnahmen betrifft, gebe es allerdings Unterschiede zwischen den einzelnen Länderversionen der Online-Enzyklopädie. "Die deutschsprachige Seite, die mittlerweile nach Sprachen gerechnet die zweitgrößte Wikipedia-Variante der Welt ist und über 900.000 Artikel umfasst, ist in puncto Qualitätskontrolle etwas weiter als die englischsprachigen Kollegen", betont Catrin Schoneville, Pressesprecherin von Wikimedia Deutschland http://wikimedia.de , gegenüber pressetext. Alle neuen Einträge und Änderungen würden vor ihrer Veröffentlichung von vertrauenswürdigen Wikipedia-Autoren gesichtet.

"Derzeit zeigen wir lediglich einem kleinen Teil der User Links zu Wikipedia-Artikeln, die als zusätzliche Referenz zu aktuellen Nachrichtenereignissen dienen sollen", zitiert die New York Times Google-Sprecher Gabriel Stricker. Nähere Informationen zu den entsprechenden Plänen sind bislang allerdings nicht bekannt. "Für die deutsche Wikipedia-Community ist die Einbindung bei Google News derzeit noch kein Thema. Die Weiterverwendung von Wikipedia-Artikeln ist aber prinzipiell sicherlich im Sinne unseres Ziels, allen Menschen einen freien Zugang zum Wissen zu garantieren", so Schoneville abschließend.

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Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Markus Steiner
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