pte20090514003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Akustische Umweltverschmutzung steigt

Symposium "Soundscapes & Listening" beleuchtet Lärmproblematik


Hannes Raffaseder beschäftigt sich mit der Lärmproblematik (Foto: privat)
Hannes Raffaseder beschäftigt sich mit der Lärmproblematik (Foto: privat)

St. Pölten (pte003/14.05.2009/06:05) Die Menschen in den industrialisierten Ländern sehen sich heute mit einem Trend zur Reizüberflutung auf allen Sinneskanälen konfrontiert. Dieser Trend hat bereits mit der Industrialisierung begonnen, sich vor etwa 20 Jahren mit dem Aufkommen des Handys verstärkt und zeigt auch weiterhin eine deutliche Zunahme. Mit der Thematik setzt sich das Symposium Soundscapes & Listening http://soundscapes.fhstp.ac.at beim Europäischen "Forum Klanglandschaft FKL" an der FH St. Pölten auseinander. "Wir leben heute in einer klang- und geräuschvollen Umgebung, auch wenn uns dies oft nicht bewusst ist. Mit diesen Klängen, die uns umgeben, setzen wir uns im Rahmen des Symposiums intensiv auseinander", so Gabriele Proy, Präsidentin des "Forums Klanglandschaft FKL" http://www.klanglandschaft.org und Projektleiterin des Symposiums.

"Ein Grund für die akustische Umweltverschmutzung sind zahlreiche neue Digital Devices, von Handy-Klingeltönen über Computerspiele bis hin zu Geräuschen aus dem öffentlichen Raum, denen Menschen überall ausgeliefert sind und nicht mehr ausweichen können", so Hannes Raffaseder vom Institut für Medienproduktion an der Fachhochschule St. Pölten http://www.fhstp.ac.at , gegenüber pressetext.

"Erstmals hat sich der kanadische Komponist und Umweltforscher Murray Schafer darüber Gedanken gemacht, wie sich die Lautstärke in Städten in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat", so Raffaseder. Dazu habe Schafer unter anderem die Lautstärke bei Einsatzfahrzeugen in verschiedenen Zeitfenstern miteinander verglichen. "Die Sirenen sind immer lauter eingestellt worden, damit sie alle anderen Umweltgeräusche quasi übertrumpfen können." Das sei ein Indiz dafür, dass es in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Anstieg einer akustischen Umweltverschmutzung gegeben hat.

"Ähnliche Untersuchungen haben wir in der niederösterreichischen Hauptstadt St. Pölten angestellt und errechnet, wie die Stadt vor 500 Jahren geklungen haben mag." Verglichen haben die Forscher diesen Wert mit dem Klang der Stadt von heute. "Vor 500 Jahren war unsere Klangumwelt noch relativ leise und vielfältig. Damals konnte man beispielsweise Vogelgezwitscher noch gut wahrnehmen, da es sonst kaum Klänge und Geräusche gab. Der Lärmpegel ist seit damals massiv angestiegen und wird heute in erster Linie vom Lärm des Straßenverkehrs dominiert", so Raffaseder. Zudem komme noch das Abspielen von Musik in Lokalen, in Supermärkten und Shopping-Malls hinzu.

"Der Anstieg der akustischen Umweltverschmutzung beeinflusst klar unseren Organismus, da der akustische Wahrnehmungskanal direkten Einfluss auf unsere Körperfunktionen hat", so der Experte. Studien haben gezeigt, dass sich aufgrund der Umweltgeräusche unter anderem die Puls- und die Atemfrequenz verändern können. "Ein starker Lärmpegel macht zudem meist hektischer." Das gelte auch für manche Geräusche im Verkehr wie etwa der Warnton beim Rückwärtsfahren eines LKWs. "Die Frequenzwahl des Piepsens führt dazu, dass wir diesen Ton stark und unangenehm wahrnehmen und dieser von uns vor allem oftmals auch dann gehört wird, wenn wir gar nicht im Gefahrenbereich sind, sondern drei Blocks weiter."

"Ein Teil des Symposiums wird sich auch mit der Frage beschäftigen, wie man sinnvolle Gegenmaßnahmen gegen die steigende Geräuschkulisse setzen kann", so Raffaseder, der hinzufügt, dass auch die plötzliche Stille in der industrialisierten Welt keine Lösung darstelle. Es gehe darum, die akustische Umwelt so zu gestalten, dass sie zur Umgebung passt, Orientierung ermöglicht und im Idealfall möglichst großes Wohlbefinden schafft, erklärt der Experte. Das setze zunächst eine Bewusstmachung der Umweltbelastung und eine Sensibilisierung des Hörens voraus, um dann daraus Gegenmaßnahmen abzuleiten."

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Aussender: pressetext.austria
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