pte20090318030 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Österreich Schlusslicht bei heimischer Musik im Radio

SOS-Musikland geht mit ORF hart ins Gericht


Wien (pte030/18.03.2009/13:30) Heimische Musik ist in Österreich im Radio seit Jahren stark unterrepräsentiert. Der Anteil inländischer Musik in den Radioprogrammen des ORF liegt derzeit bei nur 15,2 Prozent. Obwohl sich die heimischen Musikschaffenden seit nunmehr rund zehn Jahren darum bemühen, das insbesondere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Quote für inländische Kompositionen deutlich angehoben wird, hat sich die Situation im Laufe der Zeit eher verschlechtert als verbessert. Daher fordert die Vereinigung der Musikschaffenden- und Musikproduzentenverbände SOS-Musikland.at http://www.sos-musikland.at nun ein rasches und deutliches Handeln und geht mit dem ORF hart ins Gericht. "In den vergangenen Monaten standen wir in Verhandlungen mit dem ORF, diese wurden dann jedoch plötzlich und ohne ersichtlichen Grund unterbrochen", kritisiert Hannes Eder, Präsident IFPI Österreich, im Zuge einer Pressekonferenz heute, Mittwoch, in Wien.

SOS-Musikland und der ORF verhandelten seit einer parlamentarischen Enquete im vergangenen Juni zur Lage der Musikschaffenden in Österreich über eine freiwillige Vereinbarung zur Anhebung des heimischen Musikanteils im Radio. Orientiert an einer Charta aus der Schweiz stellte SOS-Musikland ein Papier zusammen, in dem Punkt für Punkt festgehalten wird, wie eine Erhöhung des heimischen Musikanteils zu erreichen ist. Eine Einigung zwischen ORF und den Musikvertretern kam jedoch nicht zustande. "Österreich ist Schlusslicht in Europa. Normalerweise ist der Anteil inländischer Musik in den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen deutlich höher", so Peter Paul Skrepek von der Musikergilde im Zuge der Pressekonferenz. Der europäische Durchschnitt liege bei 40 Prozent, die BBC vermelde gar Quoten von rund 50 Prozent.

Vor wenigen Tagen sendete der ORF seinerseits eine Mitteilung aus, in der er einen Maßnahmenkatalog präsentierte, in dem unter anderem von Selbstregulierungsangeboten die Rede ist. Laut SOS-Musikland in erster Linie ein Zeichen für ein "gestiegenes Problembewusstsein". Doch eine nachhaltige Lösung werde durch einen einseitigen Maßnahmenkatalog des ORF nicht erreicht. Der freiwilligen Vereinbarung nach dem Muster der Schweizer Charta sei man bisher keinen Schritt näher gekommen. "Wir verlangen eine Wiederaufnahme der Verhandlungen, dass eine fixe Quote für heimische Musik definiert wird und diese in drei bis vier Jahren umzusetzen ist. Die Quote muss sich im europäischen Schnitt bewegen", erklärt Eder.

Die vom ORF angepeilte Steigerung von fünf Prozent entspreche nur einer Anhebung auf 24,1 Prozent beim Interpretenanteil, ein Plus von nur 1,15 Prozentpunkten. "Damit verkauft die ORF-Geschäftsführung geschickt, dass sie im Grunde nichts tut", so Skrepek. Vom Ziel eines nationalen Musikanteils von einem Drittel der Interpreten, wie von den Interessensverbänden als Etappenziel für 2011 anvisiert, sei man weit entfernt. "Der österreichische Musikmarkt hat sich insgesamt in den vergangenen Jahren um etwa ein Viertel reduziert", klagt Stephan Dorfmeister vom verband der unabhängigen Tonträgerproduzenten Österreichs (VTMÖ). Es sei fünf vor Zwölf, Vernunft anzunehmen, Mut zu zeigen und gemeinsam substanzielle Schritte zu setzen. Während in Europa der Anteil inländischer Musik im Radio stetig zunimmt, fällt er in Österreich seit Jahren. "Vor einigen Jahren lag der Anteil heimischer Musik in den ORF-Radios immerhin noch bei 30 Prozent", so Dorfmeister. Gerade angesichts der ständig rückläufigen Tonträgerverkäufe und dem Paradigmenwechsel in der Musikbranche (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/080220026/) sei die Förderung heimischer Künstler von Bedeutung. "In Ländern, wo die heimische Musikszene stärker präsent ist, profitiert der gesamte Musikmarkt davon - darunter auch die ausländischen Künstler", meint Eder.

Letztlich sollen laut SOS-Musikland auch die Privatradios in die Debatte miteinbezogen werden. Dies könne jedoch keine zwingende Voraussetzung sein, da Private bis dato keinerlei Finanzierung ihrer Tätigkeiten aus öffentlichen Mitteln generieren. Reagiere der ORF nicht auf die neuerlichen Forderungen, so sei letztlich die Politik in der Pflicht, eine Quotenregelung per Gesetz festzuschreiben. "Es stellt sich die Frage, inwieweit Formatradio und öffentlich-rechtlicher Rundfunk vereinbar sind. Diese Frage muss im kommenden ORF-Gesetz klar beantwortet werden", betont Skrepek.

(Fotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=2667 zum Download.)

(Ende)
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