pte20090212026 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Senator Lines: Erste deutsche Reederei stellt den Betrieb ein

Geringe Frachtraten und Überkapazitäten Schuld - 171 Jobs betroffen


Senator Lines wird bis Monatsende abgewickelt (Foto: senatorlines.com)
Senator Lines wird bis Monatsende abgewickelt (Foto: senatorlines.com)

Bremen/Hamburg/Seoul (pte026/12.02.2009/13:00) Die drittgrößte deutsche Containerreederei Senator Lines http://www.senatorlines.com muss vor der internationalen Schiffahrtskrise kapitulieren und wird bis Ende des Monats komplett abgewickelt. Das Bremer Traditionsunternehmen, das zum südkoreanischen Mehrheitseigner Hanjin Shipping http://www.hanjin.com gehört, will den Betrieb vollständig einstellen. 171 Mitarbeiter, davon 98 in Deutschland, werden ihren Arbeitsplatz verlieren. "Wir sind nicht insolvent und auch nicht pleite. Alle Geschäfte werden planmäßig bis zum Ende fortgesetzt und alle Lieferungen erreichen ihren letztendlichen Bestimmungsort. Eingestellt wird daher nur der gesamte aktive Geschäftsbetrieb", fasst Unternehmenssprecherin Antje Stephan die wie es heißt "strategische Entscheidung der Großeigner" gegenüber pressetext zusammen.

Als Hauptgrund für die Beendigung des Geschäfts sieht man bei Senator Lines hingegen "ein komplexes Zusammenspiel aus Wirtschaftskrise und geringen Frachtraten". Letztere seien in den vergangenen Monaten so gering ausgefallen, dass sich damit nicht länger genügend Geld verdienen lässt. Auch hätten Überkapazitäten zu einem ruinösen internationalen Wettbewerb geführt. Obwohl die Preise in der letzten Zeit fast gegen null gingen, betont Stephan, dass die Reederei nicht pleite sei. "Zwar werden sämtliche deutsche Filialen in Bremen, Hamburg, München und Düsseldorf geschlossen. Dennoch wurde die Entscheidung im Einvernehmen mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat getroffen", erklärt die Sprecherin im Gespräch mit pressetext. So gebe es einen Sozialplan und einen Interessenausgleich für die Mitarbeiter.

Ersten Informationen nach sollen die bisherigen Logistikdienstleistungen von Senator Lines weitgehend durch Hanjin, die seit 1997 rund 80 Prozent an den Bremern halten, ausgeführt werden. Weitere Anteile werden zu jeweils zehn Prozent von der Investitionsgesellschaft Big in Bremen sowie der Reederei F. Laeisz gehalten. Senator Lines ist damit Teil der CKYHS-Allianz, zu der neben Hanjin noch drei weitere asiatische Reedereien gehören. Bisher hatten die Bremer 14 Liniendienste angeboten, davon zehn auf der heiß umkämpften Strecke Asien-Europa. Aber auch die Strecken Europa-Amerika sowie Amerika-Asien dürften sich mehr und mehr als unrentable Verlustbringer etabliert haben, sind sich Insider einig. Da Senator Lines selbst keine Schiffe besitzt und zwei Schiffe gechartert hatte, mussten Container-Stellplätze auf den Schiffen bezahlt werden, egal, ob das Unternehmen Kunden dafür hatte oder nicht.

Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nach habe Hanjin schon seit einiger Zeit versucht, Senator Lines zu verkaufen. Vor allem kleine Reedereien sind in der aktuellen Krise massiv betroffen. Aber auch die großen Reedereien sind inzwischen dazu übergegangen, ihre Flotten peu á peu zumindest vorrübergehend zu verkleinern. Aktuellen Schätzungen des Verbands Deutscher Reeder http://www.reederverband.de nach sind weltweit 303 Containerschiffe stillgelegt. Dieser Wert entspräche etwa 6,5 Prozent der weltweiten Flotte. Laut den Experten ist die gegenwärtige Situation noch nie so dramatisch gewesen. Selbst in der großen letzten Krise Mitte der achtziger Jahre habe die Quote der aus dem Verkehr gezogenen Frachter höchstens fünf Prozent betragen.

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