pte20081108007 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Online-Spielsucht: Tragischer Todesfall nach Xbox-Verbot

15-jähriger Kanadier nach über drei Wochen leblos aufgefunden


Videospiele gehören heute für Kinder zum Alltag (Foto: pixelio.de, schemmi)
Videospiele gehören heute für Kinder zum Alltag (Foto: pixelio.de, schemmi)

Barrie, Kanada (pte007/08.11.2008/13:45) Das Schicksal des 15-jährigen Brandon Crisp hielt die vergangenen drei Wochen ganz Kanada in Atem. Der Jugendliche war am 13. Oktober von zuhause weggelaufen, weil ihm der Vater seine Xbox-360-Spielkonsole weggenommen hatte. Ausschlaggebend hierfür war nach Angaben Kanadischer Zeitungen ein Streit um das Spiel "Call of Duty 4: Modern Warfare", nach dem Crisp regelrecht süchtig gewesen sein soll. Den Eltern des Jungen zufolge habe es wegen des übermäßigen Spielkonsums ihres Sohnes bereits "seit zwei Jahren einen ständigen Kampf" innerhalb der Familie gegeben. Seit seinem Verschwinden fehlte von dem jungen Kanadier jede Spur. Wie Cnet berichtet, hat die Geschichte nun ein tragisches Ende genommen. So wurde die Leiche des jungen Crisp kürzlich in einem nur wenige Kilometer entfernten Waldstück gefunden. Obwohl die Todesursache bisher noch nicht geklärt worden ist, hat der Fall eine heftige Diskussion über die Gefahren der Online-Spielsucht ausgelöst.

Dass das Phänomen der Online-Spielsucht nicht nur wie im aktuellen Fall in Kanada sondern auch hierzulande zunehmend zum Problem wird, ist vielfach noch nicht in das öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. "Die Zahl der Onlinesüchtigen steigt. Aktuelle Studien gehen bereits von einer Dunkelziffer von zwei Mio. Internetabhängigen in Deutschland aus", stellt Gabriele Farke, Onlinesucht-Beraterin und Initiatorin des Selbsthilfe-Portals Onlinesucht.de http://onlinesucht.de , im Gespräch mit pressetext fest. Seit nunmehr zwölf Jahren beschäftige sie sich schon mit der Thematik. "Die Online-Spielsucht ist aber nur einer der insgesamt drei verschiedenen Ausprägungsformen von Internetsucht", erklärt Farke. In Deutschland sei etwa eindeutig die Online-Sexsucht am weitesten verbreitet. "Die Online-Spielsucht liegt derzeit an zweiter Stelle. Während sie vorwiegend die männliche Bevölkerung betrifft, ist der dritte Bereich - die Online-Chatsucht - hauptsächlich eine Frauendomäne", merkt Farke an.

Laut Cnet-Bericht hatten verschiedene Stellen für die Auffindung Crisps eine Belohnung in der Höhe von 25.000 Kanadischen Dollar (rund 16.470 Euro) ausgesetzt. Interessanterweise hat sich nach Bekanntwerden der Einzelheiten des Falls auch Microsoft als Hersteller der betreffenden Spielkonsole sofort dazu bereit erklärt, weitere 25.000 Dollar an den Finder des Knaben zu zahlen. "Im Hinblick auf solche Probleme im Bereich des Online-Gaming können Unternehmen nicht wirklich viel machen, außer den Eltern Tools zur Verfügung zu stellen, die ihnen eine bessere Kontrolle des Spielverhaltens ihrer Kinder ermöglichen", betont Xbox-Manager Thomas Kritsch auf Anfrage von pressetext. Als technisches Hilfsmittel habe Microsoft deshalb bereits im November 2007 den sogenannten "Family Timer" für die Xbox 360 eingeführt (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=071108041). "Mithilfe dieses Features können Eltern nicht nur festlegen, welche Spiele ihre Sprösslinge nutzen dürfen. Sie haben damit auch die Möglichkeit, die Spielzeit ihrer Kinder bis auf die Minute genau zu begrenzen", erläutert Kritsch.

Eine technische Begrenzungsmöglichkeit allein könne das Problem der Online-Spielsucht aber sicherlich nicht lösen. "Wir versuchen zwar, die Jugendschutzeinrichtungen in unseren Konsolen weiter voranzutreiben, sodass Eltern einfachere Kontrollmöglichkeiten zur Hand stehen. Um Kinder ausreichend vor einem übermäßigen Medienkonsum zu schützen, sind aber vor allem die Eltern selbst gefordert", meint Kritsch. So liege es letztendlich in der Verantwortung der Eltern, wie ihre Kinder ihre Freizeit verbringen. "Videospiele sind heute für viele Jugendliche eine ganz alltägliche Form der Unterhaltung geworden. Um einem Suchtverhalten vorzubeugen, sollten sie sich deshalb auch selbst aktiv mit diesem Thema auseinandersetzen", so Kritsch abschließend.

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