pte20080924031 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Boulevardisierung ist Preis für Medienboom

Österreichische Medientage mit kritischer Eröffnungsrede gestartet


Verleger Hans-Jörgen Manstein findet kritische Worte (Foto: fotodienst.at/Anna Rauchenberger)
Verleger Hans-Jörgen Manstein findet kritische Worte (Foto: fotodienst.at/Anna Rauchenberger)

Wien (pte031/24.09.2008/13:55) "Die Medien laufen zunehmend Gefahr, von der kontrollierenden vierten Gewalt im Staat zur machtausübenden dritten Gewalt zu werden." Mit einer überaus kritischen Rede hat Verleger Hans-Jörgen Manstein die 15. Österreichischen Medientage http://www.medientage.at in Wien eröffnet. In seinem Beitrag kritisierte Manstein die "Boulevardisierung und Verflachung", die selbst in seriösen Medien in den vergangen Jahren ungeahnte Ausmaße angenommen habe.

Indirekt replizierte er damit bereits vorgreifend auf das Eröffnungsstatement seines Veranstaltungspartners Oliver Voigt von der Verlagsgruppe News, der angesichts neuer Printprodukte der vergangenen Jahre wie Österreich, Heute, Madonna und anderer Pläne von einem "neuen Frühling" sprach. Während Voigt lediglich die Berichterstattung in der Causa Amstetten als negatives Beispiel, aus dem alle gelernt hätten, anführte, forderte Manstein die Medienvertreter zur kritischen Selbstreflexion auf.

"Im industriell getriebenen Wettbewerb, der Leser zur reinen Ware verkommen lässt, bleibt die Qualität und Aufklärung auf der Strecke. Vergessen wir nicht, mit wieviel Leid die Zensurfreiheit erkämpft worden ist", so Manstein. Das Motto der diesjährigen Medientage "Was kommt - Was bleibt" will Manstein nicht ausschließlich als Diskurs über Online versus Print oder technische Neuerungen im Mediengeschäft verstanden wissen. Es gelte vielmehr auch die Frage nach dem Selbstverständnis und der Eigenständigkeit neu zu definieren - unabhängig von der gewählten medialen Vertriebsart. "Die Leser dürfen nicht zu Objekten der Skandalisierung verkommen", forderte Manstein.

Während die Vertreter der Verlagshäuser und des Printbereiches keine wirtschaftliche Dramatik der aktuellen Entwicklung erkennen wollten, zollten sowohl die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Brigitte Jank, als auch Medienministerin Heidrun Silhavy der boomenden Online-Medienlandschaft Tribut. "Der Online-Werbemarkt kann aktuell Wachstumszahlen von rund 77 Prozent aufweisen. Das ist das Zehnfache im Vergleich zum Gesamtwerbemarkt", so Jank. Ministerin Silhavy wiederum sprach sich angesichts der aktuellen Entwicklung für eine Presseförderung von Online-Medien und überarbeitete Ausbildungskonzepte aus. Gleichzeitig hält sie eine neue Form der Selbstregulierung, die auch die neuen Medien umfasst, für unabdingbar.

In der anschließenden Diskussion zum Thema "Konvergente Mediennutzung - Vermarktungs- und Businessmodelle" konstatierte A.T.Kearny-Analyst Martin Fabel einmal mehr den vielzitierten Umbruch der Medienlandschaft. Die Bezeichnung Printverlag werde es in wenigen Jahren sicherlich nicht mehr geben, so Fabel angesichts der jüngsten Entwicklungen hin zu digitalen Medien und den damit verbundenen Werbeumschichtungen. "Die Konsumenten sind in der neuen Welt längst angekommen", meinte auch der Google-Vertreter am Podium, Philipp Schindler. Google wolle den traditionellen Medien helfen, die notwendigen Schritte mitzugehen und sehe sich nicht als Medienkonkurrent im klassischen Sinne.

Parallel zu den Medientagen, die noch bis Freitag dauern, findet zum zweiten Mal auch eine Medienmesse statt, die ebenfalls heute, Mittwoch, eröffnet wurde. Rund 100 Aussteller zu den Themen Print, Broadcast, Werbung und Marketing sind vor Ort vertreten. Petra Reifeltshammer, die Leiterin der Medienmesse, sprach von einem Wachstum von über 15 Prozent.

Weitere Pressefotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=2090 zum Download.

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