pte20080904031 Handel/Dienstleistungen, Politik/Recht

EU-Emissionshandel bedroht Standort Deutschland

Chemie-Branche warnt vor Deindustrialisierung


Emissionshandel: Industrie befürchtet Abwanderung der Inlandsproduktion (Foto: pixelio.de, Boscolo)
Emissionshandel: Industrie befürchtet Abwanderung der Inlandsproduktion (Foto: pixelio.de, Boscolo)

Frankfurt/Brüssel (pte031/04.09.2008/13:41) Die Pläne der EU-Kommission zum Emissionshandel gefährden den Industriestandort Deutschland und dessen Wettbewerbsfähigkeit, sind sich Branchenvertreter sicher. Sollten diese unverändert in Kraft treten, drohe "eine Deindustrialisierung unseres Landes", warnt etwa Ulrich Lehner, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) http://www.vci.de . Vornehmlich in energieintensiven Bereichen wie Düngemittel und Stickstoff würden europäische Unternehmen auf den Weltmärkten Nachteile erhalten. Neben der Chemie-Branche seien insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Papier- und die Aluminiumindustrie betroffen, urteilt eine Erhebung des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts.

Zwar habe die Chemieindustrie in den vergangenen 18 Jahren eine Reduktion des Energieverbrauchs um 27 Prozent bzw. des damit verbundenen Kohlendioxidausstoßes um 38 Prozent erreicht. Dennoch rechnet der VCI bereits 2013 mit Mehrkosten in Höhe von einer Mrd. Euro für die Branche. Bis 2020 sollen sich die Kosten auf zwei Mrd. Euro verdoppeln. "Wie hoch die Kosten schließlich klettern, hängt von der Entwicklung des Zertifikatpreises ab. Hier existieren auch Schätzungen, die Kosten in doppelter Höhe vorhersehen", so VCI-Sprecher Manfred Ritz im Gespräch mit pressetext. Die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben würde angesichts ihrer Höhe aber nicht möglich sein. "Die Branche ist an einer Grenze angelangt, noch energieeffizienter zu arbeiten. Schlussendlich gibt es demnach zwei Möglichkeiten: Die Kosten können entweder an die Verbraucher weitergegeben werden oder die Unternehmen müssen sich nach neuen Standorten umsehen", meint Ritz gegenüber pressetext.

In Ländern mit weniger strengen oder gänzlich fehlenden CO2-Vorgaben würden die Unternehmen Zusatzkosten einsparen können. "Wettbewerber außerhalb der EU haben nicht die gleichen Belastungen zu tragen", beschwert sich der VCI, der eine unentgeltliche Zuteilung von Zertifikaten fordert. Besonders jene Anlagen mit hohem Stromverbrauch seien vom Emissionshandel ohnehin indirekt durch steigende Energiepreise betroffen. Diese Kosten müssten kompensiert werden. Einer Erhebung der RWE Power zufolge kommen aufgrund des EU-Klimaschutzpaketes auf private Haushalte ab 2013 Mehrausgaben von 500 Euro jährlich zu (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080714036). Es dürfe nicht erst 2010 oder später entschieden werden, wie die energieintensiven Industriezweige entlastet werden, so der VCI. Ansonsten gerate der Emissionshandel zu einem unkalkulierbaren Risiko für notwendige Investitionsentscheidungen.

(Ende)
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