pte20080204027 Medizin/Wellness, Technologie/Digitalisierung

Gläserner Patient: "Zunahme an Datenbegehrlichkeiten inakzeptabel"

Diskussionsveranstaltung zum Thema E-Health zeigt tiefe Gräben auf


Hitzige Diskussion zum Thema E-Health (Foto: conect.at)
Hitzige Diskussion zum Thema E-Health (Foto: conect.at)

Wien (pte027/04.02.2008/13:50) "Die Zunahme an Datenbegehrlichkeiten, etwa durch Privatversicherungen, ist inakzeptabel." Mit dieser Aussage hat der Allgemeinmediziner Christian Husek in einer Podiumsdiskussion zum Thema E-Health und Patientenrechte in Wien vor möglichen Risiken der elektronischen Vernetzung von Patientendaten gewarnt. Durch das Sammeln von Daten in elektronischen Gesundheitsakten (ELGA) sei erstmals auch die Gefahr des systematisierten Datenmissbrauchs gegeben. Dabei stelle vor allem der Zugriff durch Berechtigte das Problem dar, so Husek. Denn schon jetzt würden zum Teil mit pauschalen Ermächtigungserklärungen der Patienten vollständige Krankenakten hinter deren Rücken angefordert.

Patientenanwalt Gerald Bachinger sieht die angepeilte Einführung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) hingegen sogar als Chance für einen besseren Datenschutz. "Wenn das System gut gemacht ist, dann wird es sogar ein Mehr an Datenschutz und Informationsqualität geben", ist sich Bachinger sicher. Die Protokollierung der abgefragten Daten und der Zugriff der Patienten auf die eigenen medizinischen Daten und allgemeine Gesundheitsinformationen würden maßgeblich zu einer gesteigerten Transparenz der Prozesse führen. "Während Patienten sich keine Sorgen machen müssen, ist die Angst vor dem gläsernen Arzt sicherlich berechtigt. Aber das ist nicht mein Problem", so Bachinger in Anspielung auf seine Funktion als Patientenanwalt.

Auch die übrigen Teilnehmer der von Con.ect Eventmanagement http://www.conect.at veranstalteten Podiumsdiskussion kamen um das Datenschutzthema nicht herum. So stellte etwa auch Manfred Rieser, Leiter Financial Services & Healthcare bei Telekom Austria Business Solutions, außer Frage, dass die Verantwortung im Bereich der Gesundheitsdaten eine sehr hohe sei. Bei allen Vorbehalten aus der Bevölkerung herrsche jedoch auch Unverständnis darüber, dass die Möglichkeiten der bestehenden e-Card überhaupt nicht ausgeschöpft werden. "Viele Menschen sehen überhaupt nicht ein, warum wichtige medizinische Daten, wie etwa Impfungen, nicht einfach auf der Karte gespeichert werden", so Rieser.

Verwundert über die negative Diskussion zeigte sich unter anderem auch Sören Bittins vom Fraunhofer Institut: "Dass gerade der Staat in der aktuellen Debatte oftmals als Buhmann wahrgenommen wird, ist für mich unverständlich. Schon jetzt zählen Versicherungen wie oft man einen Autounfall hat oder krank ist". Der Mensch sei jetzt schon ein gläserner und wenn der Staat sensible Daten, die in der Privatwirtschaft schon vorhanden seien, in regulierte Bahnen lenke, sei dies eine positive Entwicklung. Martin Hurch von der Arge ELGA http://www.arge-elga.at wiederum wollte die Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Vorteile der elektronischen Gesundheitsakte lenken. Patienten müssten zukünftig nicht mehr als physische Datenträger von Befunden und Röntgenaufnahmen dienen und könnten so von schnelleren Behandlungen profitieren.

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