pte20080124010 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Polizei untersucht Rolle des Webs bei Verzweiflungstaten

Internetkommunikation und Social-Networking-Plattformen im Visier


Polizei analysiert Internet-Plattformen (Foto: polizei-nrw.de)
Polizei analysiert Internet-Plattformen (Foto: polizei-nrw.de)

Bridgend (pte010/24.01.2008/10:00) Die Walisische Polizei untersucht derzeit die Internetkommunikation mehrerer Jugendlicher, die sich im Laufe des vergangenen Jahres das Leben genommen haben. Obwohl die Hintergründe der insgesamt sieben Selbstmordfälle noch weitestgehend ungeklärt sind, vermuten die Beamten, dass eine Verbindung zwischen den einzelnen Fällen besteht. Die betroffenen Personen hätten im Internet zueinander Kontakt aufgenommen und sich gegenseitig über ihre Selbstmordpläne in Kenntnis gesetzt, lautet die Annahme der Polizisten. Um diese zu prüfen, hat man nun das komplette Computerequipment der Opfer beschlagnahmt und beabsichtigt, die Internetkommunikation der Teenager im Zeitraum vor den tragischen Ereignissen genau zu analysieren. Insbesondere auf den E-Mail-Verkehr, Beiträge in Foren und Chats und Eintragungen bei Social-Networking-Plattformen haben es die Beamten abgesehen.

"Das Kommunizieren über das Internet ist bei Jugendlichen ein wachsender Trend", erklärt Superintendent Tim Jones, Abteilungsleiter der zuständigen Polizeistelle, gegenüber The Guardian. Es sei belegt, dass alle Opfer sich derartiger Kommunikationswege bedient haben. Eltern einiger der betroffenen Teenager hätten mittlerweile zu Protokoll gegeben, dass ihre Kinder teilweise stundenlang am Tag vor dem Computer gesessen seien. Fest stünde zudem, dass mehrere Selbstmordopfer mit einem eigenen Profil bei der Social-Community-Plattform Bebo registriert sind. "Im Zuge der Untersuchung werden wir auf Basis dieser bekannten Tatsachen unser Augenmerk verstärkt auf die Internetkommunikation der Jugendlichen richten", schildert Jones. Eine Vernetzung der einzelnen Fälle sei aufgrund der Ähnlichkeit der Tatvorgänge nicht auszuschließen.

Auch wenn sich die sieben Jugendlichen wohl im realen Leben nicht alle untereinander gekannt haben dürften, nimmt die Polizei an, dass zwischen den einzelnen Taten eine Verbindung besteht. Eine eigens ins Leben gerufene Taskforce soll die Hintergründe der Selbstmordreihe klären und untersuchen, welche Rolle das Internet dabei gespielt hat. Umstritten ist auch die Tatsache, dass seit dem Tod der jungen Menschen im Netz eigene Gedenkseiten für die Opfer eingerichtet worden sind. Diese würden, so vermutet zumindest die Polizei, auf andere Jugendliche eine falsche Wirkung haben. So sei zu befürchten, dass derartige Seiten für Aufmerksamkeitssuchende zu einem zusätzlichen Anreiz werden könnten, um ähnliche Taten durchzuführen.

In den vergangenen Jahren ist bereits eine Vielzahl an Fällen bekannt geworden, bei denen Selbstmorde zuvor im Internet angekündigt worden sind. Eigene Chat-Foren, die sich mit dem Thema Freitod beschäftigen, gibt es mittlerweile auch in großer Zahl im Netz. Auf der Gegenseite scheint aber auch die Internetindustrie schön langsam sich dieser bedenklichen Entwicklung bewusst zu werden. So hat vor kurzem der Internetanbieter Lycos eine Direktverbindung zur Polizei auf seinem Chat-Portal integriert (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080118020 ). Mit einem speziellen Button können verdächtige Vorfälle in Chats - Straftaten gleichermaßen wie Hilferufe - per Mausklick an die Internetwache der Polizei gemeldet werden.

(Ende)
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