pte20070704003 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Zungenbewegungen steuern Rollstuhl

Mini-Mikrofon registriert Druckveränderungen im Ohr


Beachwood (pte003/04.07.2007/06:25) Das US-Unternehmen Think-A-Move http://www.think-a-move.com hat eine neue Methode entwickelt, mit der Querschnittsgelähmte mithilfe ihrer Zunge den Rollstuhl lenken können. Das Steuergerät reagiert dabei auf Druckveränderungen im Ohr, berichtet der NewScientist. Das Unternehmen will bis Ende des laufenden Jahres den ersten Rollstuhl mit der neuen Technologie auf den Markt bringen. Allerdings schweben den Entwicklern auch andere Einsatzgebiete vor - beispielsweise beim Militär oder bei der Feuerwehr.

Die Forscher Ravi Vaidyanathan und Lalit Gupta von der Southern Illinois University fanden heraus, dass sich der Druck im Ohr mit jeder Zungebewegung verändert. Der Grund dafür ist die Art, wie die Eustachische Röhre das Mittelohr mit dem Nasenrachen verbindet. Diese Entdeckung brachte die Wissenschaftler auf die Idee, dass die Zunge zur Steuerung verwendet werden kann. "Unsere Forschungsergebnisse bestätigten die These", führt Vaidyanathan aus. "Wir waren in der Lage, die Bewegungen der Zunge zu 97 Prozent zu bestimmen."

Die ersten Tests fanden mit acht Probanden statt, die einen speziellen Ohrenstöpsel tragen mussten. Dieser enthält ein Mikrofon, das auf die Innenseite des Ohres ausgerichtet ist und kleinste Druckunterschiede registriert, die von der durch die Zunge bewegten Luft verursacht werden. Jede Zungenbewegung erzeugt dabei ein charakteristisches Signal und kann einem bestimmten Steuerbefehl zugeordnet werden. Das System von Think-A-Move muss beim Erstgebrauch konfiguriert und der Umgang vom Nutzer erlernt werden.

Aktuell arbeiten Rollstuhl-Lenksysteme für Querschnittsgelähmte mit Steuergeräten, die mit dem Mund durch Blasen, Saugen oder Bewegungen der Zunge bedient werden. "Das neue System verhindert hygienische Probleme sowie Reizungen im Bereich des Mundes. Zudem bleibt der Mund zum Sprechen frei", nennt Vaidyanathan die Hauptvorteile des Systems. Des Weiteren wurde das Kontrollsystem dahingehend verbessert, dass Schlucken und Husten die Benutzung nicht stören.

Abseits von stark in ihrer Bewegung eingeschränkten Personen sehen die Forscher jedoch noch andere mögliche Einsatzgebiete. "Ich hoffe, unsere Entwicklung kann jeden erreichen", meint Vaidyanathan. Bei der Zungensteuerung hat der Nutzer seine Hände frei. Dies könnte für Soldaten oder Feuerwehrmänner nützlich sein. Bis dahin sei jedoch noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten, räumt der Wissenschaftler ein. Ist der Nutzer in Bewegung, so sind die Druckveränderungen anders, beim Laufen kommen Geräusche hinzu, die vom Skelett des Menschen herrühren.

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