pts20070703006 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

IT Forum Schwechat Ambient Assisted Living (AAL)

IT-Systeme für Menschen mit besonderen Bedürfnissen


Schwechat (pts006/03.07.2007/08:00) Am Donnerstag, den 28. April 2007 fand im historischen Ambiente von Schloss Rothmühle in Schwechat das mittlerweilen vierte IT Forum Schwechat, diesmal zum besonders spannenden Thema "Ambient Assisted Living (AAL) - IT-Systeme für Menschen mit besonderen Bedürfnissen" statt.

IT Forum Schwechat

Das IT Forum Schwechat hat zum Ziel, neue Entwicklungen im Rahmen der Schwechater Information Society-Initiative eSchwechat.at vorzustellen, zu diskutieren, weiterzuentwickeln und damit den Standort Schwechat aktiv mitzugestalten und auszubauen. Zu diesem Zweck trifft sich dreimal jährlich - rund um das eSchwechat.at-Programm-Management von Innovation Consultancy - ein rund zehnköpfiges Kernteam, dessen Mitglieder namhafte Persönlichkeiten aus der österreichischen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Wirtschaft und -Forschung sind. Parallel dazu nimmt die interessierte Schwechater Bevölkerung am IT Forum Schwechat teil und gibt wertvolle Inputs sowie Feedback.

Ambient Assisted Living (AAL) - IT-Systeme für Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Nach der offiziellen Begrüßung der rund 35 Gäste durch DI Helmut Paugger, Geschäftsführer von Innovation Consultancy, und der Zeugnisverteilung für den 1. Jahrgang der Schwechater CEIT Abend-HTL für Informationstechnologie durch Studienrat Werner Hametner führte Paugger zum Thema des Abends hin: Die demografische Entwicklung zeigt, dass die Menschen aufgrund gesünderer Lebensbedingungen wie auch verbesserter medizinischer Versorgung immer älter werden. Damit diese gewonnene Zeit im höheren Alter aber auch lebenswert empfunden werden kann, sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und zumindest großteils unabhängiges Leben in den eigenen vier Wänden zu schaffen.

Gemäß DI Paugger, Initiator und Gründungsgeschäftsführer des Schwechater Forschungsinstitut CEIT RALTEC, widmet man sich dort genau diesen Themen: Im Rahmen von AAL-Projekten werden neuartige Informationstechnologien inklusive spezieller Betreuungsdienste für die ältere Bevölkerung und Menschen mit speziellen Bedürfnissen unter intensiver Miteinbeziehung der AnwenderInnen innerhalb des LivingLab Schwechat entwickelt.

Verbesserung der Selbständigkeit in der gewohnten Wohnumgebung - insbesondere für ältere Menschen

a.o.Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Zagler, wissenschaftlicher Leiter von CEIT RALTEC und Vorstand des Instituts FORTEC der Technischen Universität Wien begann seinen Impulsvortrag über Ambient Assisted Living mit dem sehr bildhaften Vergleich der technischen Ausrüstungen unserer heutigen Autos im Vergleich zu jenen unserer Wohnungen. Obwohl Häuser zwar eine viel längere geschichtliche Entwicklung als Autos haben und wir wesentlich mehr Zeit in unseren Häusern und Wohnungen als im Auto verbringen, ist die Technik im Auto deutlich weiter entwickelt und auch wesentlich gebräuchlicher als in den eigenen vier Wänden. Autos sind in den letzten Jahrzehnten immer intelligenter geworden. Doch können wir das von unserer Wohnumgebung oder unserem Arbeitsplatz auch behaupten? Was wird für Autos so alles angeboten, was man in den meisten Wohnungen vermisst, ja nicht einmal offeriert bekommt, obwohl die Lebensqualität damit deutlich verbessert werden könnte?

Beim Auto erinnert ein Summton beim Öffnen der Fahrertür, dass das Licht noch eingeschaltet ist, ein Drücken am Funkschlüssel schließt die Zentralverriegelung des PKWs. Die Fenster fahren elektrisch nach oben, die Alarmanlage wird eingeschaltet. Systeme wie ABS, ESP mit ASR, Notbremsassistenten etc. bewahren vor Unfällen. Falls es doch einmal krachen sollte, schützen Sicherheitsgurten mit Straffer, Airbags, Seitenaufprallschutz und Knautschzonen vor Verletzungen. Das Navigationssystem gibt gesprochene Hinweise über die Position, der Verkehrsfunk liefert aktuelle Stauberichte am Bildschirm, das Auto zeigt den Weg, wo es lang geht...

"Und wie ist das in unseren Wohnungen?" fragte Prof. Zagler. Beim Verlassen der Wohnung werfen wir die Tür ins Schloss, kramen dann nach dem Schlüssel und hoffen, ihn nicht in der Wohnung vergessen zu haben. Am Weg kommen dann die Fragen: Hat man das Licht abgedreht, das Bügeleisen abgesteckt? Sind alle Fenster zu und auch die Gartentüre? Für die Sicherheit gibt es die Rutschsicherung unter dem Teppich, vielleicht Brand- und Gasmelder. Und sonst? Warum gibt es so viele Sturzverletzungen? Wo bleibt der Airbag in der Badewanne? Wo bleibt der Seitenaufprallschutz für den Oberschenkelhals und an der Bettkante? Und was, wenn man die Brille verlegt? Welches System hilft einem dann beim Suchen? Was, wenn Menschen mit leichter Demenz wandern und den Weg nicht mehr selbst finden?

Prof. Zagler wies mit diesen leicht verständlichen Vergleichen eindrücklich darauf hin, dass wir im Wohnbereich allgemein, und ganz speziell für ältere Menschen oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen, einen großen Nachholbedarf haben. "Ambient Assisted Living-Technologien bedeutet soviel wie "umgebungsunterstütztes Leben", Informationstechnologien und andere Technologien, z.B. intelligente Werkstoffe, müssen erforscht und bereit gestellt werden, um speziell älteren und behinderten Menschen ein selbständiges Leben so lange wie möglich zu erhalten." so Zagler. "Dazu gehören generationengerechte Architektur, Barrierefreiheit, Sensoren und Aktuatoren und deren intelligente Vernetzung, Context Awareness, also Haustechnik, die beobachtet, kombiniert und Schlussfolgerungen zieht, generationenbewusstes User Interface Design, Sicherheits- und Gesundheits-Monitoring, Förderung des persönlichen sozialen Gefüges sowie - sehr wichtig - die konsequente Berücksichtigung von ethischen Fragen zum Schutz der Privatsphäre und der persönlichen Daten der Anwender."

eShoe - Die Entwicklung eines Systems zur Sturzerkennung und -prävention

Im nachfolgenden Vortrag präsentierten DI Johannes Oberzaucher und DI(FH) Harald Jagos von CEIT RALTEC das Projekt "eShoe". Der Hintergrund des zukunftsweisenden Forschungsthemas: Rund ein Drittel der Menschen über 65 Jahren stürzt mindestens einmal pro Jahr. Die Folgen davon sind zunächst oft längere Krankenhausaufenthalte, danach eingeschränkter Selbständigkeit, Immobilität, Bettlägrigkeit oder sogar der Tod, mit Sicherheit aber die Angst, wieder zu stürzen.

Ziel von eShoe ist es daher, Stürze älterer Menschen künftig kurz- und langfristig vorhersehen zu können, indem veränderte Körperhaltung und Schrittstellung sowie die Abnahme des Balancereflexes mittels eines instrumentierten Schuhs mit eingebauten Sensoren bestimmt sowie geeignete Gegenmaßnahmen, wie z.B. das Aufblasen eines Airbags oder ein rüttelnder Vorwarnmechanismus ausgelöst werden können. Wichtige Forderungen an die Projektentwickler sind dabei die Schaffung eines autonomen Systems, das von außen unsichtbar ist, modulare Erweiterung bietet und kompatibel mit anderen Smart Home Technologies ist. Als künftiges Forschungsziel präsentierte DI Oberzaucher die Messung der Orientierung im Raum, der Beschleunigung, der Temperatur sowie temporaler Parameter, wie der Hygroskopie. Aus diesen Daten sollen in einem künftigen Projektschritt Druckverteilung, Schrittweite, Schrittgeschwindigkeit, Gangphasen, Abrollcharakteristika und Schwerpunktsverhalten älterer Menschen berechnet werden können.

eHome - Wohnen mit unterstützender Technologie

Den dritten Impulsvortrag zum Thema AAL mit dem Titel "eHome" hielt DI Paul Panek, ebenfalls Wissenschafter bei CEIT RALTEC und präsentierte damit Daten einer bei CEIT RALTEC durchgeführten Diplomarbeit von Katharina Neyder, Josef Diermaier und Franz Werner. Wesentliches Ziel des Projekts ist die Erhöhung des Sicherheitsgefühls und der Lebensqualität älterer oder behinderter Menschen im eigenen Haushalt. Subziele sind die Sturzerkennung und -prävention aufgrund der Erfassung von speziellen Sensordaten, die Überwachung sicherheitsrelevanter Aspekte, wie Herdüberhitzung oder die Kontrolle der Eingangstür, weiters Erinnerungshilfen für die Medikamenteneinnahme, Unterstützung bei Alltäglichem, z.B. das automatische Einschalten des Lichts beim nächtlichen Gang auf die Toilette sowie im Notfall die Verständigung Dritter.

Durch die gemeinsame Entwicklung mit betroffenen Bewohnern des Seniorenzentrums Schwechat, dieses ist wichtiger Teil des LivingLab Schwechat, konnten folgende grundlegenden Anforderungen an das System erreicht werden: Keine beobachtenden und damit störenden Kameras oder Mikrofone in der Wohnung der Probanten, ein leicht installierbares, wartungsarmes, adaptierbares und unempfindliches System, das den Schutz der Privatsphäre garantiert und keine Gefahr für die AnwenderInnen darstellt. Erreicht wurde dies durch eine drahtlos verbundene Sensorik in der Wohnung über kleine verteilte Einheiten mit einer zentralen künstlichen Intelligenz im Hintergrund. Diese ist in der Lage, die Lebensgewohnheiten von Senioren nicht nur zu erfassen, sondern mitzulernen und bei Abweichungen vom normalen Tagesablauf Hilfeleister zu alarmieren.

Wichtiger Punkt der Forschungstätigkeit ist dabei die kontinuierliche ethische Begleitung des Projekts durch die Ethikspezialistin von CEIT RALTEC, Frau Dr. Marjo Rauhala zur Beantwortung der Frage: Was ist die richtige Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre der Menschen und der Sicherheit eines Monitoring Systems?

Spannende Diskussion

Nach den Impulsvorträgen bildete die spannende Diskussion und gemeinsame Weiterentwicklung der vorgestellten Ansätze im sehr interessierten Auditorium sowie das nachfolgende Buffet mit Networking-Möglichkeiten den Ausklang des geglückten Veranstaltungsabends.

Das IT Forum Schwechat wurde innerhalb der Schwechater Information Society-Initiative eSchwechat.at durch Innovation Consultancy in Kooperation mit CEIT RALTEC organisiert und von der Stadt Schwechat als Sponsor unterstützt. Medienpartner war NÖN - Niederösterreichische Nachrichten.

DI Helmut Paugger vom Veranstalter Innovation Consultancy: "Ambient Assisted Living ist ein extrem spannendes Thema, das uns durch die künftige Entwicklung der Alterspyramide noch sehr beschäftigen wird. Mit der Gründung von CEIT RALTEC haben wir am Standort Schwechat ein zukunftsweisendes Forschungsinstitut geschaffen, das im Bereich AAL noch interessante Forschungsergebnisse liefern wird."

Weitere Informationen

Innovation Consultancy GmbH
z.Hd. Hrn. DI Helmut Paugger
Am Concorde Park 2, Gebäude F
A 2320 Schwechat

T +43 - 1 903 60 - 10 00
office@innocon.at
http://www.eSchwechat.at

(Ende)
Aussender: Innovation Consultancy GmbH - eSchwechat.at
Ansprechpartner: DI Helmut Paugger
Tel.: + 43 (0)1 903 60 - 10 00
E-Mail: h.paugger@innocon.at
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