pte20070620025 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Österreichs Domainverwaltung unter Spamverdacht

nic.at-Geschäftsführer: "Erpressungsversuch von Spamhaus.org"


Spamhaus sieht bei nic.at schwarz (Foto: spamhaus.org)
Spamhaus sieht bei nic.at schwarz (Foto: spamhaus.org)

Wien (pte025/20.06.2007/11:39) Die umstrittene Anti-Spam-Organisation Spamhaus.org http://www.spamhaus.org hat die Mailserver-IP-Adressen der österreichische Domainverwaltung nic.at http://www.nic.at in ihre Spam-Blacklist aufgenommen. Seit 12. Juni 2007 wurden die von nic.at versandten E-Mails daher von den meisten Mailservern abgewiesen, da viele große Provider trotz anhaltender Diskussionen über das Projekt auf die Spamhaus-Liste zurückgreifen. Mit der Maßnahme will Spamhaus die österreichische Domainverwaltung zum unverzüglichen Löschen von rund 15 strittigen .at-Domains zwingen.

"Das ist ein reiner Erpressungsversuch. nic.at hat und wird niemals Spammails verschicken. Darüber hinaus sind wir rechtlich überhaupt nicht in der Lage, die besagten Seiten zu löschen", erklärt nic.at-Geschäftsführer Richard Wein im Gespräch mit pressetext. Man sei natürlich gegen Phishing und Spamming und begrüße prinzipiell auch derartige Projekte. In diesem Fall sei man aber definitiv die falsche Anlaufstelle. Die Verantwortlichen hätten sich zudem nicht gesprächsbereit gezeigt, kritisiert Wein die Vorgangsweise der Spamjäger und kündigt rechtliche Schritte gegen das in Großbritannien beheimatete Projekt an. Der externe Schaden durch nicht zugestellte und gelöschte Mails sei noch gar nicht abzuschätzen, so Wein.

Spamhaus.org ist im vergangenen Jahr einige Mal heftig unter Beschuss geraten. Kritiker warfen den Anti-Spammern willkürliche, geschäftsschädigende Methoden vor (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060331027 ). Ein US-Gericht drohte dem Projekt im Oktober vergangenen Jahres damit, es ganz vom Netz nehmen zu lassen (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=061011003 ), während etwa das E-Mail-Marketing-Unternehmen E360Insight eine Schadenersatzzahlung in der Höhe von 11,7 Mio. Dollar gegen Spamhaus erstreiten konnte. Spamhaus erteilte den US-Forderungen mit dem Verweis auf den eigenen Firmensitz in Großbritannien allerdings eine Absage.

[Update] Kurz nach Redaktionsschluss der Meldung hat nic.at-Geschäftsführer Richard Wein gegenüber pressetext mitgeteilt, dass Spamhaus die nic.at-Mailserver wieder von der Blackliste genommen hat. Die Domainverwaltung ist ab sofort "nur" mehr als IP-Adresse angeführt, "die Spam- und Phising-Aktivitäten unterstützt". Der Mailversand wird folglich derzeit nicht mehr blockiert. "Wir sind nur durch Zufall darauf aufmerksam geworden. Offizielle Kommunikation fand und findet immer noch nicht statt", so Wein. Man werde dennoch rechtlich gegenüber Spamhaus vorgehen, um derartige Vorkommnisse in Zukunft auszuschließen. Der Eintrag, dass nic.at Spamaktivitäten unterstütze, sei ebenfalls unhaltbar, so Wein gegenüber pressetext.

(Ende)
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