pte20070411001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Waffenbesitz sorgt für höhere Suizidraten

Männer bei Wahl der Selbsttötung kompromissloser


Depression oft als Auslöser für Suizide (Foto: buendnis-depression.de)
Depression oft als Auslöser für Suizide (Foto: buendnis-depression.de)

Boston/Leipzig (pte001/11.04.2007/06:10) In den USA wurde erstmals statistisch nachgewiesen, dass verbreiteter Waffenbesitz in Privathaushalten zu höheren Suizidraten führt. So weist die Selbstmordstatistik in den US-Bundesstaaten mit der größten Schusswaffenverbreitung etwa doppelt so viele Fälle auf wie die der Staaten mit geringster Waffendichte. "In einem Land, in dem mehr als die Hälfte aller Selbstmorde mit Waffen ausgeführt werden und gleichzeitig mehr als ein Drittel aller Haushalte eine Waffe besitzt, kann man nicht über Suizid reden und das Thema Waffen dabei ausklammern", meint Studienautor Matthew Miller von der Harvard School of Public Health (HSPH) http://www.hsph.harvard.edu .

Den Zusammenhang der höheren Suizidrate mit überdurchschnittlichem Waffenbesitz sehen die Wissenschaftler in der hohen Tödlichkeitsrate, die Suizidversuche mit einer Waffe aufweisen. Diese machen in den USA nämlich gerade fünf Prozent aller Selbstmordversuche aus, enden aber in 90 Prozent der Fälle tödlich. Die vergleichsweise verbreitete Einnahme von Medikamenten, die in 75 Prozent aller Suizidversuche zum Tragen kommt, endet den Wissenschaftlern zufolge hingegen nur in drei Prozent aller Fälle tödlich. Die Studienautoren raten Waffenbesitzern deshalb zum völligen Waffenverzicht bzw. fordern diese eindringlich zu einer sichereren Verwahrung auf. Damit könnten gerade suizidgefährdete Jugendliche besser geschützt werden, so die Schlussfolgerung.

"Unser Hauptaugenmerk liegt natürlich nicht darauf, mit welcher Methode der Suizid ausgeführt wird. Vielmehr geht es uns darum Gefährdeten zu helfen und aufzuzeigen, dass behandelbare psychische Erkrankungen wie Depressionen stark mit Suizidalität zusammenhängen", so Diplompsychologin Anna Cibis vom "Deutschen Bündnis gegen Depression e.V." http://www.buendnis-depression.de im Gespräch mit pressetext. Gleichzeitig wies Cibis darauf hin, dass die Letalität, also die "Tödlichkeit" der gewählten Methode, vor allem geschlechterspezifisch eine Rolle spiele. Während vor allem junge Frauen sehr häufig mit Medikamenten ihren Leben beenden wollten und zumeist gerettet werden könnten, würden Männer überdurchschnittlich häufig auf letale Methoden zurückgreifen.

Durch dieses Phänomen lässt sich auch teilweise erklären, dass drei Mal so viele Männer durch Selbsttötung sterben, obwohl Frauen gesamt betrachtet drei Mal so viele Suizidversuche unternehmen. "Verallgemeinerungen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen. Die Statistik lässt aber den Schluss zu, dass Frauen Selbstmordversuche in vielen Fällen als Hilfeschrei tätigen. Männer sind demzufolge immer noch weniger offen, was ihr Hilfesuchen-Verhalten betrifft", so die Diplompsychologin.

Alleine in Deutschland begehen jährlich rund 12.000 Menschen Suizid. Damit kommen mehr als doppelt so viele Personen durch Selbsttötung als durch Verkehrsunfälle ums Leben. Während die Zahl der Suizidversuche bei rund 100.000 pro Jahr weiterhin hoch liegt, ist die Suizidrate in den letzten 20 Jahren im Fallen begriffen. Ein möglicher Grund könnte die bessere medikamentöse und therapeutische Versorgung psychisch kranker Menschen sein, die die Hauptrisikogruppe für Suizid bildet.

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