Vernichtendes Urteil für Buch "Die Andere Medizin"
Experten: Dummheit oder Anmaßung, 50 Disziplinen abzuurteilen
Wien/Meerbusch (pte036/08.06.2006/13:48) Das Buch "Die Andere Medizin", herausgegeben von der Deutschen Stiftung Warentest http://www.stiftung-warentest.de und dem österreichischen Konsument http://www.konsument.at , steht wieder einmal im Kreuzfeuer der Kritik. Das Werk, das im September 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sorgte gleich nach der Veröffentlichung für Aufregung, da es viele Heilverfahren für unwirksam erklärte. Nun hat ein Expertenteam die Recherchearbeit der Buchautoren genauer unter die Lupe genommen und schwerwiegende Mängel festgestellt.
"Der Grundtenor der meisten Medienberichte war wenig schmeichelhaft für die Alternativmedizin. Ein Sturm der Entrüstung folgte nur kurze Zeit später, aus Sicht der Herausgeber des Buches die verständliche Reaktion von Verbänden und Lobbyisten", so Claus Fritzsche, Herausgeber des Online-Magazins psychophysik.com http://www.psychophysik.com im pressetext-Interview. "Wir haben die aus unserer Sicht verdächtig schnellen Reaktionen, ob lobend oder kritisierend, mit großer Skepsis betrachtet", so Fritzsche, der untersucht hat, wie das Buch in der komplementärmedizinischen Forschung bewertet wird. "Dabei fiel mir in der renommierten Fachzeitschrift Forschende Komplementärmedizin ein Artikel Karl Ludwig Resch auf", so Fritzsche. Demnach nimmt Resch den Schlussgutachter des Buches Edzard Ernst, Leiter der Abteilung für Komplementärmedizin an der Universität Exeter, mit den Worten "kein Mensch käme wohl auf die Schnapsidee, einem 'Schulmediziner' abzuverlangen, ein Kompendium mit 50 schulmedizinischen Fachdisziplinen auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen und abzusegnen" in Schutz, belastet ihn in Wirklichkeit jedoch schwer. Aus wissenschaftlicher Sicht sei es entweder Dummheit oder Anmaßung, den komplexen Forschungsstand zu 50 Therapien in einem kleinen Büchlein zusammenfassen zu wollen, meint Fritzsche.
"Das Thema ist viel zu komplex und die verschiedenen wissenschaftlichen Fraktionen sind weit von einem Grundkonsens zu Sachverhalten entfernt", schlussfolgert Fritzsche gegenüber pressetext. Noch einen Schritt weiter sind die beiden Mediziner Gunver S. Kienle und Helmut Kiene vom Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie in Bad Krozingen gegangen: Sie haben den Autoren des Buches im Deutschen Ärzteblatt http://www.aerzteblatt.de Inkompetenz - angefangen von unzähligen sachlichen Fehlern bis hin zu Willkür bei der Auswahl von Studien - nachgewiesen. Aus der Sicht von Fritzsche sei dies kein Wunder, da es sich bei den Autoren Krista Federspiel und Vera Herbst doch um "Journalistinnen ohne jegliche Erfahrung in der komplementärmedizinischen Forschung" handelt. "Im Falle Federspiel kommt noch eine Vorliebe für investigativen Journalismus dazu", so Fritzsche. Zum gleichen Ergebnis kommt auch Christian Ullmann, langjähriger Journalist der Süddeutschen Zeitung, der in seinem Buch "Fakten über die andere Medizin' eine Liste von grotesken und teilweise sogar gefährlichen Falschinformationen des Buches aufzeigt.
"Wir sind auch der Frage nachgegangen, in welcher Form die Stiftung Warentest auf die Vorwürfe aus der Wissenschaft reagiert", so Fritzsche. "Anstatt die Argumente konstruktiv aufzunehmen und eine sachliche Diskussion darüber zuzulassen, wie dies gute wissenschaftliche Praxis ist, hüllen sich die Berliner Warentester in Schweigen und stehen damit - aus Sicht forschender Komplementärmediziner - vor einem Scherbenhaufen", so Fritzsche abschließend.
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