pte20050314005 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Fruchtzwerge täuschen gesunde Süße vor

Slogan verstärkt Forderung nach Werbebeschränkungen


Wien (pte005/14.03.2005/08:05) Die Fruchtzwerge-Werbung http://www.fruchtzwerge.de des Konzerns Danone täuscht gesunde Süße vor. Davon geht zumindest der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) http://www.konsument.at aus, der in der Werbung "Fruchtzwerge mit der Süße aus Früchten. Ohne Zusatz von Kristallzucker" einen "Werbeschmäh der Lebensmittelindustrie" sieht. Im Auftrag des Bundesministeriums für Konsumentenschutz klagte der VKI daher Danone wegen irreführender Werbung. Mit der umstrittenen Werbung hat Danone sich ins Zentrum eines Streits zwischen Gesundheitspolitik im Kampf gegen Fettleibigkeit und Werbewirtschaft im Kampf gegen Werbebeschränkungen manövriert.

Die Werbung vermittelt aus Sicht des VKI das Gefühl, dass die bunten Fruchtzwerge besonders gut für Kinder geeignet sind, weil sie vitaminreich und mit "natürlichem" Zucker gesüßt sind. Tatsächlich ist die zugesetzte "Traubenfruchtsüße" aber "um nichts wertvoller als herkömmlicher Haushaltszucker" und mildert in keiner Weise negative Effekte wie Übergewicht und Karies, so Nina Siegenthaler, Ernährungsexpertin des VKI, im Gespräch mit pressetext. Danone meint hingegen, das neue Rezept zu bewerben, und verweist auf acht Prozent weniger Kohlenhydrate. Das Unternehmen verwende den Begriff "Süße" anstelle von Zucker, weil es gesünder klingt, hält Siegenthaler entgegen. Beim VKI ist man - auch wegen vergangener Erfolge - "optimistisch". Allerdings hat das Verfahren gerade erst begonnen. Laut Ulrike Docekal, beim VKI für die Klage zuständig, dauert es erfahrungsgemäß ein bis zwei Jahre bis das Gericht zu einer Entscheidung kommt. Bis dahin ist die Werbung ohnedies schon Schnee von gestern. Siegenthaler spricht sich daher für eine strengere Regelung derartiger Werbungen aus.

Danone gießt mit der Fruchtzwerge-Werbung also Wasser auf die Mühlen jener, die von vornherein strengere Regeln für die Lebensmittelwerbung, insbesondere für Kinder, fordern. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) sieht die Werbebranche hingegen als "Sündenbock" für ein "weltweites gesellschaftliches Phänomen". Werbeverbote erinnern ZAW-Pressesprecher Volker Nickel in Zeiten des "eigenverantwortlichen Konsumenten" an vergangenene (sozialistische) Tage. Der Konsument sei durch das Verbot von irreführender Werbung durch eine EU-Richtlinie genug geschützt, so Nickel im Gespräch mit pressetext. Den Verbraucherverbänden, insbesondere dem europäischen Verbraucherverband BEUC, wirft er eine "links-grün-lastige Politik" vor, die den Bürger bevormundet.

Ausgehend von Großbritannien gibt es auch auf der EU-Ebene bereits Bestrebungen, Ernährung und Gesundheit bezogene Werbung strenger zu reglementieren. Dabei zielen Gesundheitspolitiker und Konsumentenschützer vor allem auf Lebensmittel mit zuviel Fett, Zucker und Salz. Nicht nur die Kennzeichnung (Health Claim) dieser Werte soll strenger geregelt werden, auch die Werbung steht unter Beschuss, insbesondere Werbung für Kindernahrungsmittel. So will die deutsche Verbraucherzentrale in einer Informationskampagne http://www.kinderkampagne.de über irreführende Werbung aufklären. Auch die europäische Dachorganisation BEUC unterstützt strengere Regeln für Lebensmittelwerbung und Kennzeichnung. In der Broschüre "Tell me what I am eating" zeigt die Organisation Beispiele auf, wie Konsumenten durch Ernährung und Gesundheit bezogene Aussagen in Werbungen irregeführt werden:
http://www.beuc.org/1/HHJJADLBJKNIBHGCKJHLHDLBPDBK9DBDPD9DW3571KM/BEUC/docs/DLS/2004-00020-01-E.pdf

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