pte20040928041 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Kenntnis über Cannabis mangelhaft

Experten wollen Zulassungsprüfung für medizinischen Bereich


fotodienst.at
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Wien (pte041/28.09.2004/15:32) Mit der Veröffentlichung eines Expertenpapiers will die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ÖGPP http://www.oegpp.at auf die Unkenntnis über den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) reagieren. Verschiedene Studien kommen zum Schluss, dass etwa 20 Prozent der europäischen Bevölkerung zumindest einmal im Leben Cannabis probiert und etwa 30 bis 50 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Erfahrung mit Cannabis gemacht haben. Diese Zahlen gelten auch für Österreich, erklärten die Experten Wolfgang Fleischhacker (Bild), Präsident des ÖGPP und Reinhard Heller von der Medizinischen Universität Innsbruck bei der Präsentation der Studie .

Der zum Teil dramatische Anstieg des Cannabiskonsums in unserer Gesellschaft, die deutliche Erhöhung des Wirkstoff-Gehaltes THC von Cannabiszubereitungen und die nach wie vor mangelhaften Kenntnisse über mögliche psychische und physische Folgen der Cannabinoide haben die Diskussion über die Risiken des Konsums und über den optimal gesetzlichen Status polarisiert. Nach den jüngsten Untersuchungen ist der Gehalt des Wirkstoffs THC in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen. In der Studie geben die Experten auch an, dass etwa jeder zehnte Konsument nach vier bis fünf Jahren eine Cannabisabhängigkeit entwickelt. Dieses Risiko entspricht eher jenem bei Alkohol als dem bei Nikotin oder Opium.

Die ÖGPP schlägt vor, den Begriff "Einstiegsdroge" durch jenen einer "Sensibilisierungsdroge" zu ersetzen. Es scheine zwar gut belegt, dass stärkerer und früherer Cannabisgebrauch auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Konsums anderer illegaler Substanzen verbunden ist. Es muss allerdings bedacht werden, dass non-konforme Personen ganz allgemein eine höhere Wahrscheinlichkeit eines illegalen Konsums anderer Substanzen und damit eines frühen und starken Gebrauchs von Cannabis aufweisen.

Zu den Gesundheitsrisiken des Cannabisgebrauchs zählen Ängstlichkeit und Panik, vor allem bei unerfahrenen Benützern, verschlechterte Aufmerksamkeit, reduzierte Gedächtnisleistung und psychomotorische Leistungsfähigkeit während der Intoxikation. Folgende negative Folgeerscheinungen sind wissenschaftlich weniger fundiert gesichert, jedoch höchst wahrscheinlich: Chronische Bronchitis und Gewebsveränderungen, die Vorläufer für die Entwicklung bösartiger Krankheiten sein können. Bis heute gibt es keine Hinweise für tödliche Vergiftungen durch Cannabis.

Haller und Fleischhacker vertreten die Meinung, dass Cannabis im Rahmen der Bedingungen der gesetzlichen Zulassungsverfahren als Medikamente geprüft werden sollen. Das Argument der Gefahr von Gewöhnung und Abhängigkeit hat in diesem Diskussionspunkt keinen Bestand, da die entsprechenden Effekte beim Cannabis nicht sehr stark ausgeprägt sind und zudem Substanzen mit wesentlich höherer Suchtpotenz in der Medizin enorme Bedeutung haben und selbstverständlich zur Anwendung kommen.

Die Experten sind außerdem der Ansicht, dass rechtliche Konsequenzen die Situation von drogengefährdeten oder -abhängigen Menschen nicht zusätzlich erschweren sollen und dem Prinzip "Therapie statt Strafe" absoluter Vorrang einzuräumen ist. Gesetzestechnisch flexible Lösungen, die weder eine undifferenzierte Gleichstellung des Cannabis mit anderen Drogen noch eine völlige Freigabe des Cannabishandels beinhalten, sind anzustreben.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
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