pte20040302014 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Pestizid rottet 90 Mrd. Bienen aus

Imker in Süd-Frankreich klagen über Totalverlust


Paris (pte014/02.03.2004/11:00) Das Pestizid Imidacloprit wird für ein Massensterben von Bienen in Süd-Frankreich verantwortlich gemacht, berichtet BBC-News http://news.bbc.co.uk heute, Dienstag. Die Chemikalie hat seither rund 90 Mrd. Bienen getötet. Neben der Katastrophe für die Honigproduktion fürchten Experten auch massive ökologische Probleme durch das Massensterben der Insekten.

Imidacloprit, das auch unter dem Industrienamen Gaucho vertrieben wird, steht schon seit mehreren Jahren in Verdacht der Bienenpopulation Schaden zuzufügen. Eine Londoner Zeitung berichtete, dass französische Imker vor zehn Jahren, damals wurde das Pestizid das erste Mal verwendet, über Desorientierung und Sterben ihrer Bienen berichteten. "Die Honigproduktion in der Region fiel innerhalb weniger Jahre um 60 Prozent", berichtet Jean-Marie Sirvins, Vorsitzender des französischen Imkerverbandes. "Frankreich muss seither mehr als 24.000 Tonnen Honig importieren", so Sirvins.

Die Pestizid-Hersteller, unter anderem Bayer Crop Sciences, bestreiten aber jegliche Schuld. Tatsächlich haben Wissenschaftler zwei Jahre lang im Auftrag des französischen Landwirtschaftsministeriums alle Studien zum Pestizid Imidacloprid neu ausgewertet. Insgesamt waren das 483 Analysen, Veröffentlichungen und Dokumente. "Fast alle Ergebnisse haben wir aber als nicht relevant eingestuft", erklärt Jean-Marc Bonmatin vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) in Paris. Zu viele Studien wären vom Pestizid-Hersteller Bayer durchgeführt oder in Auftrag gegeben worden. Die Experten finden die Ergebnisse der Untersuchungen nicht objektiv. Lediglich zehn Untersuchungsergebnisse lieferten verwertbare Daten. Nach Angaben der Umweltgruppe "Coordination gegen Bayer-Gefahren" http://www.CBGnetwork.de wurde eine mehr als 100 Seiten umfassende Studie im Auftrag des französischen Landwirtschafts-Ministeriums von den Universitäten Caen und Metz sowie vom Institut Pasteur erstellt, in dem die Gefahr des Pestizids erneut bestätigt wird.

Bayer Crop Sciences weist die Vorwürfe der Kritiker als unhaltbar zurück. Die Experten vermuten, dass die jährlich rund 600 Mio. Euro, die mit dem Verkauf umgesetzt werden, ein Mitgrund dafür sind, dass sich der Pharma- und Chemieriese gegen das Verbot so heftig zur Wehr setzt. In Frankreich wurde das Pestizid bereits vor fünf Jahren auf Sonnenblumenfeldern verboten. Grund war auch damals die Angst vor negativen Auswirkungen auf Bienen. Doch nach den Angaben der Imkerverbände ist das Sterben seither nicht zurückgegangen. Nun werden die Anwendungen des Pestizids im Maisanbau verantwortlich gemacht.

Nach Frankreich überlegen nun auch die Briten Einschränkungen von Imidacloprit. Bienen-Experten vermuten nämlich, dass die Chemikalie die Bienen schwächt. Damit werden sie leichter Opfer von Varroa-Milben. "Die meisten Menschen denken, wenn sie vom Bienensterben hören, an den Verlust der Honigproduktion und vergessen dabei die wertvolle Arbeit der Insekten beim Bestäuben von Pflanzen. Dabei ist dies der größte Grund zur Sorge", so Richard Jones von der International Bee Research Association http://www.ibra.org.uk .

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