pte19991008001 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Zeitungshäuser werden Medienhäuser

Print im Netz und auf dem Bildschirm


Wien (pte) (pte001/08.10.1999/09:00) Der Arbeitstitel der Diskussion, die am 7. Oktober 1999 bei den 6. Österreichischen Medientagen stattfand, war ein Garant für Spannung: Zeitungsverlage mutieren immer häufiger zu multimedialen Medienunternehmen. Einig waren sich alle Diskussionspartner über die Tatsache, dass es bei weitem nicht mehr ausreiche, die Zeitung einfach ins Internet zu stellen. http://www.medientage.at

"Wenn Zeitungshäuser Medienhäuser werden, sage ich ja hoffentlich. Zum Print im Netz und am Bildschirm sage ich eindeutig nein", begann Harald Müsse, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt die Gesprächsrunde. Die unterschiedlichen Medien - Print und Online - folgen verschiedenen Gestzmäßigkeiten und müssen daher auch verschieden in der Aufbereitung der Inhalte sein, darin waren sich alle Diskutanten einig. Günther Grotkamp, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe ging in seinen Ausführungen noch einen Schritt weiter: "Vor 20 Jahren glaubte niemand daran, dass es etwas Neues geben könnte. Da waren die Hauptthemen, wann ein Medienunternehmen die kritische Größe erreicht hat. Heute kommt kein Medienhaus daran vorbei, auch online tätig zu sein." Grotkamp räumte ein, dass er den Anschluss in die neuen Medien fast verschlafen hätte. "Ich meine auch, dass es besser ist, sich selbst zu kannibalisieren, als es durch andere tun zu lassen", so Grotkamp.

Eugen Ruß, Herausgeber der Vorarlberger Nachrichten, führte aus, dass Online und E-Commerce Hand in Hand miteinander kommen, und er verweist auf eine Forrester-Studie, die ein neues Kaufverhalten der Konsumenten aufzeigt. "Die herkömmliche Finanzierung des Prints durch Werbeschaltungen, werde nicht mehr ausreichen". Dem fügte Horst Pirker, Vorstand der Styria Medien AG, hinzu, dass auch umgekehrt Computer- und Softwarehersteller, sowie Telekomunternehmen zu Medienhäusern mutieren. Libro sei ein solches Beispiel eines Gemischtwarenhändlers, der zu einem Medienhaus werde.

"Medienunternehmen führen Inhalte immer wieder als Vorsprung an. Das sind allerdings nur Textsubstanzen, an denen man sich Rechte hält. An den meisten Inhalten im Radio und Fernsehen sind in Österreich kaum Rechte vorhanden", sagt Pirker. E-Commerce werde so zu einer Lebensgrundlage für den Medienbereich.

Standard-Herausgeber Oscar Bronner meinte dazu: "Contents zu erzeugen, um Produkte besser zu vertreiben, ist für mich zu wenig Motivation Journalismus zu betreiben." Bronner sieht das Internet als Medium sui generis. "Natürlich ist es das Medium des nächsten Jahrtausends. Wir müssen aber dazu beitragen, gewisse Grundregeln des Journalismus zu wahren", erklärt Bronner.

Grotkamp warf ein, dass diese Haltung sehr konservativ wäre, und meinte, dass das Internet die Printmedien nicht verdrängen, sondern höchstens verändern werde. Slobodan Sibinic, Präsident der Verlagsgruppe Gospodarski Vestnik in Laibach, meinte, dass das Internet die Printmedien redefiniere und zu einem Qualitätsjournalismus beitrage. Harald Müsse mahnte schließlich zum Vertrauen in die eigene Marke und sprach von einer Stärkung, wenn multimedial mit einer Marke aufgetreten werde. "Online ist kein Substitut, es ist lediglich ein Appetizer zum Print", so Müsse.

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