pts19990902015 Unternehmen/Wirtschaft, Medien/Kommunikation

Österreichs Exporteure warten zu lange auf ihr Geld

KMUs leiden unter schlechter Zahlungsmoral


Wien (pts015/02.09.1999/11:00) Keine wesentliche Besserung der Zahlungsmoral in Europa sieht die Österreichische Kreditversicherungs-AG, die Exportforderungen österreichischer Unternehmen in der Höhe von rund 62 Mrd. gegen Zahlungsausfall und -verzug versichert hat.

Unter den schlechten Zahlern sind auch die wichtigsten österreichischen Abnehmerländer zu finden, nämlich Deutschland, Italien und die Schweiz. Eindeutig am längsten läßt sich Italien mit der Bezahlung Zeit, nämlich 95 Tage. Deutsche Firmen zahlen nach 43 Tagen und die Schweiz, Österreichs drittwichtigster Abnehmer, nach 42 Tagen ab Rechnungsdatum, womit diese Länder im europäischen Mittelfeld liegen.

SCHWEDEN ZAHLEN AM SCHNELLSTEN

Nicht sehr hoch ist auch die Zahlungsmoral der Franzosen, unter Österreichs Abnehmerländern an fünfter Stelle, die ihre Rechnungen nach 62 Tagen begleichen. Großbritannien, unter Österreichs Exportmärkten an sechster Stelle, zahlt nach 57 Tagen. Zu den eher pünktlichen Zahlern zählen die skandinavischen Länder, wobei Schweden mit 32 Tagen europaweit an der Spitze liegt.
1998 wurde das mit dem Lieferanten vereinbarte Zahlungsziel in Europa durchschnittlich um 19 Tage überzogen, 1996 waren es noch 15 Tage (European Payments Habits Survey, Holland).

3,3 MRD. SCHILLING EXPORTFORDERUNGEN OFFEN

Für Österreichs Betriebe schlagen sich die Folgen des Zahlungsverzugs zu Buche: Rund 3,3 Mrd. offener Exportforderungen wurden allein 1998 nicht pünktlich bezahlt, nochmals 20 % dieser Summe kostete die Betreibung dieser Forderungen.
Vom Problem Zahlungsverzug sind besonders Klein- und Mittelbetriebe (KMU) betroffen, die immerhin zwei Drittel der österreichischen Unternehmen repräsentieren. Zahlungsverzug führt zu einer eklatanten Verschlechterung der Liquidität, Gewinnspanne und damit der Wettbewerbsposition.
Da KMUs meist von wenigen Kunden abhängig sind, können sie ihre Ansprüche weniger stark durchsetzen, oft wird auch auf das Geltendmachen von Verzugszinsen verzichtet. Die langen Zahlungsfristen müssen aber über teure Bankkredite zwischenfinanziert werden, was ein KMU bei einer durchschnittlichen Gewinnspanne von 5 % bis zu ein Drittel seines Gewinns kosten kann.

KEINE BESSERUNG TROTZ GUTER KONJUNKTUR

Da KMUs im Vergleich zu Großunternehmen einen schlechteren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten haben und andere Instrumente wie z. B. Factoring relativ teuer sind, führt der Zahlungsverzug großer Abnehmer bei manchen KMUs sogar zum Folgekonkurs. Insgesamt sei zu bemerken, so die ÖKV, daß die Zahlungsfristen seit Anfang 1990 auch in konjunkturell besseren Phasen nicht kürzer wurden. Dies sei umso erstaunlicher, als der Lieferantenkredit durch die Nichtinanspruchnahme des Skontos zu den teuren Krediten zähle.

SCHLECHTE ZAHLUNGSMORAL BEHINDERT EXPORT

Da auch die EU das Problem Zahlungsverzug als gravierend einstuft, wird nun mit einer Richtlinie versucht, europaweit einheitliche Zahlungsfristen durchzusetzen. Für die EU hat dabei besondere Bedeutung, daß die schlechte Zahlungsmoral ein Hemmnis für den grenzüberschreitenden Handel und das Entstehen eines gemeinsamen Marktes ist. Gemäß einer EU-Studie aus dem Jahr 1997 wird nämlichjede vierte Überschuldung durch Zahlungsrückstand verursacht, darüber hinaus geben 21 % aller europäischen Unternehmen an, daß sie bei Wegfall des Problems Zahlungsverzug mehr exportieren würden.
In diesem Zusammenhang gewinnt das Instrument der Kreditversicherung an Bedeutung, das durch vorzeitige Begleichung von Exportforderungen Lösungen für das Problem Zahlungsverzug anbietet.

EU-RICHTLINIE ZUM ZAHLUNGSVERZUG

In ihrer Richtlinie sieht die EU u. a. eine einheitliche europäische Regelung der Verzugszinsen in der Höhe von 6 % über dem EZB-Zinssatz vor, die zukünftig 30 Tage ab Rechnungsdatum geltend gemacht werden können. Das Europäische Parlament wird sich im Herbst dazu äußern, so daß der Rat das Gesetz im nächsten Frühjahr endgültig billigen kann. Mit der Umsetzung der Richtlinie in Österreich ist frühestens 2003 zu rechnen.

(Ende)
Aussender: Österreichische Kreditversicherung Coface AG (ÖKV Coface)
Ansprechpartner: Marie Therese Koller
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E-Mail: mth.koller@mediapro.co.at
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