pte19990722021 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Bei warmen Wetter werden mehr Jungen als Mädchen gezeugt

Biologen vermuten Beziehung zwischen saisonalen Wetterveränderungen und Geburtenrate


Münster (pte) (pte021/22.07.1999/18:54) Steigen die Temperaturen während einer Hitzewelle deutlich an, werden mehr Jungen als Mädchen gezeugt. Zu diesem erstaunlichen Zusammenhang zwischen Wetter und Nachwuchs kommt Reproduktionsmediziner Dr. Alexander Lerchl von der Universität Münster. "Wenn die heiße Phase noch einige Zeit anhält, könnten im nächsten Frühjahr signifikant mehr Jungen geboren werden.", überträgt Lerchl seine Ergebnisse auf unser derzeitiges Wetter. http://medweb.uni-muenster.de/institute/repro/

Schon länger vermuteten Biologen eine Beziehung zwischen saisonalen Wetterveränderungen und der Geburtenrate wie die Wissenschaftszeitschrift New Scientist berichtet. http://www.newscientist.com/ns/19990724/newsstory8.html Nachdem Versuche an Ratten erste Hinweise auf eine Temperaturabhängigkeit lieferten, verglich Lerchl die monatlichen Temperaturen in Deutschland zwischen 1946 und 1995 mit dem Geburtsregister. So entdeckte er regelmäßig im März und April einen leichten Überschuß an männlichen Nachwuchs, wogegen im Oktober die Mädchen stärker vertreten sind.

Lerchl vermutet die Erklärung in einer höheren Wärmeempfindlichhkeit der Spermien mit einem X-Chromosom, die zu der Zeugung eines Mädchens führen. Spermien mit einem jungen-zeugenden Y-Chromosom seien dagegen widerstandfähiger gegen Hitze. In heißen Tropenregionen sei dennoch kein deutlicher Männerüberschuß festzustellen, da dort die Hauttemperatur nicht so stark variiere wie in unseren Breiten mit wechselnden Jahreszeiten. Zudem hätten sich Tropenbewohner mit der entsprechender Kleidung an das wärmere Klima angepaßt.

Eine andere Begründung könnte auch in der höheren Sexrate bei stimulierendem warmen Wetter liegen. Dann ist es wahrscheinlicher, daß die Spermien den Zeitpunkt des Eisprungs besser abpassen. Da Samenträger mit einem Y-Chromosom schneller die Eizelle erreichen können, schlägt sich dieser Geschwindigkeitsvorteil in einer erhöhten Geburtsrate von Jungen nieder. Trifft jedoch die Wärmetheorie zu, sei bei einer globalen Erwärmung durch den Treibhauseffekt langfristig mit einem Männerüberschuß von einigen Prozent zu rechnen. (wsa)

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