pte19990131005 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Hypothermie bei Schädel-Hirn-Trauma

Mechanismen der Hirnverletzung sollen gebremst werden


Jena/Wien (pte) (pte005/31.01.1999/11:18) Erkältungen sind der beste Beweis dafür, daß Kälte krank macht. Richtig dosiert, kann sie aber auch das Gegenteil bewirken. So werden die Körper von Patienten bei schweren Herzoperationen systematisch unterkühlt. Dieses Hypothermie genannte Verfahren wird derzeit auch für andere Bereiche der Medizin erprobt, etwa zur Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata. Bis auf vier Grad Celsius wird ein Körper während großer Herzoperationen abgekühlt. Dabei verlangsamt sich der gesamte Stoffwechsel, ein Vorteil bei solch komplizierten Eingriffen. Weil aber der Kreislauf zum Erliegen kommt, muß eine Herz-Lungen-Maschine dessen Funktion übernehmen.

Die Hypothermie könnte sich auch bei Schädel-Hirn-Verletzungen als sinnvoll erweisen, vermutet Dr. Harald Fritz von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie an der Universität Jena http://www.uni-jena.de/ : "Bei einem Patienten, der ein Trauma erleidet, kommt es zu hohem Streß und damit einer Steigerung sämtlicher Körpdrfunktionen. Damit steigt - insbesondere im Gehirn - auch der Sauerstoffverbrauch. Er kann nach einer solch schweren Verletzung nur teilweise befriedigt werden. Zudem wird der Körper von chemischen Substanzen wie Dopamin überschwemmt."

Weitere Schäden am Hirn sind die Folge dieser Abläufe. Mit einer gezielten Hypothermie wollen Mediziner solche Mechanismen bei Hirnverletzungen bremsen. Sie kühlen dazu den Körper für 24 bis 28 Stunden um drei bis vier Grad ab, indem der Patient auf ein Wasserbett gelegt oder einfach mit kühler Luft beblasen wird. Der Betroffene wird in eine tiefe Narkose versetzt. Die Narkosemittel kühlen den Körper aus, unterstützen so die Hypothermie und verhindern außerdem dessen normale Reaktionen auf die Kälte, etwa Gefäßverengungen. Der Kreislauf arbeitet bei solch moderaten Temperaturen noch selbständig.

Erste Studien zu dieser Behandlungsform brachten ermutigende Ergebnisse, berichtet Dr. Andrea Kurz von der Universitätsklinik Wien http://www.akh-wien.ac.at/anaesthesiology/ : "Ein Patient mit Schädel-Hirn-Trauma ist nach drei bis sechs Monaten in besserer neurologischer Situation, wenn er gekühlt wurde." Noch sind zwar die Ursachen unklar, warum es zu der Besserung kommt. Schon jetzt zeigt sich aber, daß die heikelste Phase das Aufwärmen ist. Der Körper neigt dann zu überschießenden Reaktionen, häufig bekommen die Patienten Fieber. Das verschlechtert den schützenden Effekt der Hypothermie. Ob die Therapie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann, ist derzeit noch offen. (dradio)

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