pte19990131002 Unternehmen/Wirtschaft, Technologie/Digitalisierung

Gut verkabelt ist halb gewonnen

Microsoft kauft sich bei Kabelgesellschaften ein


London/Den Haag (pte) (pte002/31.01.1999/07:00) Wie vergangene Woche bekannt wurde, kauft sich Microsoft bei NTL Inc. ein, dem größten unter den britischen Kabelprovidern. MS wird 500 Mio. US-Dollar in NTL Vorzugsaktien investieren, was einem Anteil von ca. 6 % entspricht. Der Deal, der angeblich innerhalb von einer Woche über die Bühne ging, steht im Kontext einer Reihe weiterer Beteiligungen Microsofts an Firmen mit Hochgeschwindigkeitsnetzen - siehe z.B. die Allianz mit Qwest.

Der Softwaregigang will nun weitere 300 Millionen Dollar in die niederländische United Pan-Europe Communications (UPC) investieren. Erst vor drei Tagen hatte UPC seinen Minderheitspartner NUON aus der gemeinsamen United Telekabel Holdings ausgekauft, was auf einen Schlag die Alleinherrschaft über 1,4 Millionen Haushalte brachte. Microsoft hält nun einen Anteil von 24 Prozent an den für einen kommenden Börsegang zugedachten Aktien bzw. 7,8 % am gesamten Unternehmen UPC. http://www.telepolis.de/tp/

NTL, der drittgrößte Kabel-TV Provider Großbritanniens, hat allein im vergangenen Jahr 2 Milliarden Dollar für den Aufkauf von Mitbewerbern im Kabel-TV-Geschäft ausgegeben und verfügt über ein Glasfaserhochgeschwindigkeitsnetz, das insgesamt 5 Milliarden US-Dollar gekostet hat. Damit will man in naher Zukunft ein Viertel der Haushalte im Vereinigten Königreich erreichen.

Die Beteiligung Microsofts dient der Schaffung eines gemeinsamen Technologie-Unternehmens, das neue Breitbanddienstleistungen für Endverbraucher entwickeln will. Privatkunden sollen über einen von NTL bereitgestellten Anschluss gleichzeitig telefonieren, fernsehen und im Internet surfen, sowie neue interaktive Dienstleistungen in Anspruch nehmen können.

Die im Branchenjargon als "Konsolidierung" bezeichnete Beteiligung ließ die Aktien von NTL um 18 % in die Höhe schnellen. Auch die Aktien der Mitbewerber Cable & Wireless und Telewest profitierten an der Börse, weil damit gerechnet wird, daß es im Gegenzug zu weiteren "Konsolidierungen" kommt.

Für Microsoft stellt die Beteiligung eine kleinere Investition dar, da allein im letzten Geschäftsquartal ein Rekordgewinn in Höhe von 1,98 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet worden war. Und derartige Beteiligungen kommen gerade recht im Zuge der Umgestaltung des Unternehmens vom Quasi-Betriebssystem-Monopolisten zu einem Mediengemischtwarenladen, der zugleich Computer-Software, Inhalte und zunehmend auch Kabel zur Zustellung der Inhalte besitzt.

In diesem Lichte besehen könnte das Monopolverfahren der US-Regierung ein zu spät gekommener und daher von vorneherein fruchtloser Versuch sein, den Software-Riesen in die Schranken zu weisen. In einer flächendeckend vernetzten Welt wird Computer-Betriebssystemen eventuell nicht mehr die selbe Bedeutung zukommen wie heute, sondern es wird darum gehen, sich als Torwächter an all die Schlüsselpositionen zu setzen, an denen mediale Transaktionen stattfinden und daher "Maut" abkassiert werden kann. (Agenturen)

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