pte19990128011 Umwelt/Energie

Der wahre sechste Sinn

Menschen orientieren sich unbewußt durch Duftsignale


Berlin (pte) (pte011/28.01.1999/13:28) Viele Tiere nehmen Geschlechtspartner oder Markierungen von Reviergrenzen vor allem durch herübergewehte Botenstoffe wahr - und zwar mit ihrem vomeronasalen Organ. Auch Menschen verfügen über dieses zusätzliche Organ für chemische Sinnesreize http://www2.aerztezeitung.de/de/htm/medakt/depress/180a2006.htm , doch es galt bisher als bloßes Relikt der Evolution, ist bei Embryos gut ausgebildet und bei Erwachsenen angeblich ohne Funktion.

Der Hals-Nasen-Ohren Spezialist Volker Jahnke von der Berliner Charité und der Anatom Hans-Joachim Merker vom Benjamin-Franklin-Klinikum der Freien Universität Berlin kamen jetzt aber zu einer anderen Einschätzung, nachdem sie das schlauchförmige Organ unter dem Elektronenmikroskop genauer inspiziert hatten. Aus dem komplizierten Aufbau folgerten sie, daß sich darin der sechste Sinn http://members.aol.com/dti2000/contact18/phero.htm des Menschen verberge - jener, der buchstäblich darüber entscheidet, ob wir jemanden "riechen" können oder ob uns jemand "stinkt".

Dabei sind die beiden Schläuche, die an jeder Seite vorn an der Nasenscheidewand liegen, lediglich zwei bis acht Millimeter lang und messen im Durchmesser nur 0,2 bis zwei Millimeter. Eine Öffnung zum Nasenraum stellt den Kontakt zur Umwelt her. Die beiden Forscher entdeckten zahlreiche Drüsenzellen und am blinden Ende des Organs Sinneszellen. Diese sind von Stützzellen umgeben und von Nerven durchzogen, ähneln denen der Riechschleimhaut und deuten auf ein vollständiges Sinnesorgan hin.

Jahnke und Merker gehen davon aus, daß Pheromone, leicht flüchtige Lock- und Botenstoffe, in die Nasenhöhle gelangen und sich an der Öffnung des vomeronasalen Organs in Sekreten lösen, die von den Drüsenzellen ausgeschieden werden. Ein Pumpmechanismus befördert die Pheromone über die Länge des Schlauches zu den Sinneszellen. Diese schließlich nehmen die gelösten Botenstoffe über ihre Sinnesfortsätze wahr.

Die Forscher vermuten auch, daß es eine Verbindung zwischen dem vomeronasalen Organ und dem Hypothalamus gibt - jenem Teil des Zwischenhirns, der wichtige Regulationsvorgänge des Körpers wie Hungergefühl, Wärmeregulierung, Schlafrhythmus oder die Sexualfunktion steuert. Somit könnten die Wahrnehmungen des sechsten Sinns direkt auf die Gefühlsebene wirken. (Geo)

(Ende)
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