pte19990126002 Technologie/Digitalisierung, Produkte/Innovationen

eBay reagiert auf Schwarze Schafe

Aktion "sicherer Hafen" gegen 400 Beschwerden pro Monat


New York (pte) (pte002/26.01.1999/07:00) Bereits im vergangenen Jahr wurde in den US-Medien über Probleme mit amerikanischen Online-Auktionsangeboten berichtet. Häufig waren es dabei betrügerische Anbieter bzw. Mitbieter, die für Unsicherheit sorgten. Jetzt hat eines der bekanntesten Auktionshäuser, eBay, auf die Verdächtigungen und Vorwürfe reagiert und unter dem Namen "Safe Harbor" (sicherer Hafen) einige Neuerungen eingeführt. http://www.ebay.com Das dürfte nicht ganz ohne Druck erfolgt sein: Jeden Monat erhält das Unternehmen - eine Art Gebrauchtwarenbazar - angeblich etwa 400 Beschwerdeschreiben seiner Benutzer. http://pages.ebay.com/aw/safeharbor-index.html

Neben einem verbesserten Support und einem Tutorial für Anfänger beinhalten die Neuerungen unter anderem, daß ein Escrow-Service (iTreuhänderschafts-Service) eingerichtet werden soll. Kommt es zu einem Geschäftsabschluß, zahlt der Käufer bei diesem Escrow-Service die Kaufsumme nicht an den Verkäufer, sondern an das Auktionshaus. Erst wenn die ersteigerte Ware wirklich ausgeliefert wurde, erhält der Verkäufer sein Geld. Dadurch will man Benutzer vor Betrügereien schützen, bei denen beispielsweise nicht-existente Waren verkauft werden.

Gegen eine Gebühr von fünf Dollar sollen eBay-Benutzer auch bald ihre Identität verifizieren lassen können. Dazu müssen sie ihre persönlichen Daten (Adresse, Sozialversichungsnummer etc.) per Fax absenden und bestätigen lassen. Zusätzlich hat eBay mit der Versicherungsbörse Lloyds in London eine Partnerschaft vereinbart. Ohne Mehrkosten sollen eBay-Benutzer künftig bei Transaktionen einen Versicherungsschutz in Höhe von bis zu 200 Dollar haben.

Das wichtigste Element des Safe Harbor ist aber das Feedback Forum. Auch hierbei handelt es sich um eine Art Verifikationsdienst. Die Verifizierungsstelle ist allerdings kein externes Unternehmen, sondern die eBay-Nutzer selbst fungieren als Leumund für ihre Geschäftspartner. Die Benutzer werden dabei nach einem Handel dazu aufgefordert, ihren Geschäftspartner - egal ob Käufer oder Verkäufer - zu bewerten.

Alle Urteile und Bewertungen über einen Geschäftspartner sollen so zugänglich gemacht werden, denn die User-ID der Teilnehmer wird immer mit einem Link auf diese Urteilssammlung angezeigt. Man muß dabei noch anmerken, daß die Bewertungen der Teilnehmer immer im Freitext erfolgen. Jede dieser Bewertungen soll von eBay-Mitarbeitern überprüft und einer der Kategorien (positiv - neutral - negativ) zugeordnet werden. Mit welchem Personalaufwand dies verbunden ist, kann man sich leicht vorstellen.

Aber diese Vorgehensweise hat Vorteile: Ein (noch) unsicherer Teilnehmer am Auktionsverfahren kann sich beispielsweise ganz schnell informieren, wie vertrauenswürdig ein ansonsten unbekannter Käufer bzw. Verkäufer ist. http://pages.ebay.com/aw/safeharbor-forum.html Weiterhin erhalten Teilnehmer, die besonders viele (positive-neutrale-negative) Urteile auf sich gezogen haben, auch einen besonders hohen Stellenwert in der Hierarchie der eBay-Gemeinde. Das Auktionshaus nennt diese Nutzerkategorie - egal ob die Bewertungen positiv oder negativ waren - Shooting Stars (10.000 Bewertungen und mehr). Damit wird eine wichtige Grundlage für den Aufbau einer Web-Community geschaffen.

Weiterhin hat das Modell den Vorteil, daß selbst Personen die außerordentlich häufig bewertet werden, dennoch für die anderen Anwender anonym bleiben. Sie werden nur unter ihrer User-ID geführt. Bleibt nur zu hoffen, daß dieses Modell sich auch in der Praxis bewährt. Bisher ist beispielsweise noch nicht klar, wie man die Anwender davor schützen will, daß andere Nutzer "aus Spaß" den guten Leumund anderer zerstören. Doch das dürfte im Moment eines der kleinsten Probleme sein, mit denen die eBay-Verwaltung zu kämpfen hat.

Kaum hat das Unternehmen nämlich sein neues Sicherheitssystem vorgestellt, gerät es auch schon wegen anderer Probleme in die Medien: Die Anonymität der Online-Auktion verleitet die Teilnehmer dazu, auch verbotene bzw. tabuisierte Waren zu handeln. Im Mittelpunkt des aktuellen Medieninteresses: Pornographie und Waffen als Versteigerungsangebote bei eBay. (inter.de)

(Ende)
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