pte19981205012 Forschung/Entwicklung, Auto/Verkehr

Tankstellen sind Ozonvorläufer

Zunehmender Sommersmog ist auf Zapfsäulen zurückzuführen


Mainz (pte) (pte012/05.12.1998/16:20) Diese Woche präsentierten Wissenschaftler anläßlich des Statusseminars zur staatlich geförderten Troposphärenforschung in Mainz neue Erkenntnisse über die Entstehung des zunehmenden Sommersmogs. Dabei spielen Tankstellen eine größere Rolle als bislang angenommen. Experten schreiben ihnen einen Anteil von rund fünf Prozent zu.

Jedes Jahr zur gleichen Zeit plagen zu hohe Ozonkonzentrationen in der Luft Augen und Atemwege vieler Bürger. Um der wachsenden Plage Herr zu werden, soll dem Klimakiller der Hahn zugedreht werden. Allerdings wird Ozon nicht direkt freigesetzt, sondern entsteht aus Luftschadstoffen wie flüchtigen Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden. Sie gelangen über Verbrennungsabgase und auch beim Betanken von Fahrzeugen in die Atmosphäre und bilden die Grundlage für den Sommersmog.

Um die Verdunstung der Schadstoffvorläufer an den Tankstellen zu vermeiden, setzten die Betreiber bislang sogenannte Gasrückführsysteme ein. Besondere Saugrüssel greifen die Giftstoffe direkt am Tankstutzen ab. Voraussetzung dazu ist jedoch die regelmäßige Wartung und die einwandfreie Funktion der Einrichtung. Studien des Troposphären-Forschungsprogramms und der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) zeigten, daß dieser Zustand durchaus nicht immer der Fall ist.

Überdies entdeckten die Forscher weitere Schwachstellen an den Tankstellen: Neben den Zapfpistolen geben auch Zentraltank und Rohrleitungen in erheblichem Ausmaß flüchtige Kohlenwasserstoffe an die Luft ab. "Zum Beispiel können Dämpfe über Druckausgleichventile ans Freie gelangen", berichtet Rainer Friedrich vom Institut für Energiewirtschaft der Universität Stuttgart http://www.uni-stuttgart.de .

Messungen ergaben, daß bis zu fünf Gramm Benzin pro Stunde aus solchen "Leckagen" entweichen können. Die beim Betanken freiwerdenden Mengen liegen dagegen lediglich im Milligrammbereich. Neben der korrekten Instandhaltung der bestehenden Rückführsysteme bieten neue, praxisreife Konzepte Lösungsmöglichkeiten des Problems. So steht auf dem Gelände des TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg in Köln der Prototyp einer gasdichten Tankstelle. Im Probebetrieb konnten damit 93 Prozent der giftigen Gase zurückgehalten werden. "Die Kosten für ein Umrüstung auf dieses System liegen mit etwa 140.000 Schilling durchaus in einem verkraftbaren Rahmen", meint Dieter Hassel, Leiter des TÜV-Bereiches "Kfz-Emissionen". (dradio)

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