pte19981126006 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Aufregung nach Toiletten-Spam

Werbebranche diskutiert Massenmailing - "Lachnummer des Monats"


Wien (pte) (pte006/26.11.1998/09:00) Mit einem Massenmailing (Spam) an alle Werbe- und PR-Agenturen des Landes hat der Werbechef der neuen Toiletten-Werbeagentur, Kurt Waldhüter, diese Woche einen Sturm im Wasserglas ausgelöst, der wohl ein Schlaglicht auf die noch fehlende Routine im Umgang mit modernen Medien wie E-Mail wirft. Waldhütter teilte seinen Kollegen in einem lapidaren Satz mit, daß sie "ab sofort ... alle Informationen über Toilet-Advertising auf der neuen Homepage im Internet http://www.toilad.at " finden könnten. Dies allein hätte wohl kein größeres Aufsehen erregt, wenn nicht alle E-Mailadressen der Agenturen - wissentlich oder unwissentlich - frank und frei "cc" mitgeliefert worden wären.

Der findige Werbeleiter bediente sich einfach der Mail-Adressen der Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation, die tags zuvor ebenso ein Massenmailing rausgegeben hatte - mit der Information, daß die Fachgruppe seit letzter Woche unter der Adresse http://www.werbungwien.at im Netz aktiv sei. Auch die Verantwortlichen der Fachgruppe hatten das Massenmail irrtümlich "cc" versandt, womit jeder Empfänger der Botschaft über 200 E-Mailadressen mitgeliefert bekam.

Als erste reagierte die Chefin einer bekannten PR-Agentur und Vorsitzende eines bedeutenden PR-Verbandes. Sie bat um Information, wer Herr Kurt Waldhütter überhaupt sei und welche Schritte die zuständigen Stellen in der Kammer unternommen hätten, um diese Sache abzustellen. Denn sie finde es absolut nicht ok, daß Personen den E-Mail-Verteiler der Kammer für Eigenwerbung nutzen und daß es eigentlich schon nicht ok sei, daß die Kammer den Verteiler überhaupt aus der Hand gebe. Auch die Vorsitzende fand nichts dabei, ihre Kritik gleich wiederum - bewußt oder unbewußt - als Massenmail "cc" an alle Kammermitglieder zu schicken.

In diesem Ton ging es am Dienstag und Mittwoch weiter, immmer alle E-Mailadressen per "cc" im Schlepptau. Laufend meldeten sich besorgte Kammermitglieder, die sich der Meinung der anderen Kollegen anschlossen, daß "solche Mails" nicht sein sollten. Da war von "Verstößen gegen geltendes Datenschutzrecht" ebenso die Rede wie von "Klagen" und "zur Kasse bitten, damit der Unfug ein für alle Mal ein Ende hat". Ein Schreiber fügte hinzu, daß "übrigens derartige Probleme leicht vermieden werden (könnten), in dem solche Mails nur als Blindkopie verschickt werden". Aber auch dieser gutmeinende Kollege tat dasselbe und verschickte seine Botschaft wiederum "cc" mit allen E-Mail-Adressen an alle - inzwischen von überfüllten Mailboxen - "betroffenen" Mitglieder.

Mittwoch nachmittag meldete sich ein erfahrener Internet-Fuchs mit folgenden Worten: "Ich weiß nicht, was das soll!!! Ich bekomme am laufenden Band irgendwelche Reaktionen auf "@man ist Ihr Cyber-Guide im WWW". Ich finde es ziemlich lästig Mails zu bekommen, die offensichtlich nicht an mich gesendet wurden oder aber Reaktionen auf eine seltsam anmutende E-Mail-Aktion der Wirtschaftskammer sind. Falls es aber irgendwelche Unklarheiten geben sollte, ich bin nicht @man!!!!! Dies teile ich hiermit jedem mit! Ich hoffe, dieser Schwachsinn nimmt bald ein Ende."

Weiter schrieb der alte Fuchs: "Daß die Fachleute der Sektion "Werbung und Marktkommunikation" die neuen elektronischen Medien derart laienhaft verwenden, sollte mehr als zu denken geben. Hier sitzen offenbar Schreibtischtäter, die von "Tuten und Blasen" "Nullkommajosef" Ahnung haben. Sie sollten sich für derartige Aktionen besser an Profis wenden oder es lieber ganz bleiben lassen, nach Hause gehen und eine Branche, die ihnen wirklich nichts getan hat, in Ruhe arbeiten lassen. Sonst wirkt es wie "ich weiß auch was".

Zum Abschluß gab der Internet-Experte noch den Tip, daß die Wirtschaftskammer "einmal anfangen sollte, bei sich dieselben Maßstäbe anzusetzen, die sie gerne den Unternehmen oktroyiert". Er habe sich die @man-Website angeschaut und befunden, daß diese "genauso laienhaft wie die Mailaktion" sei. Allein der gute Wille sei das einzig Positive an der ganzen Sache. Dies wiederum löste am Abend folgenden Beitrag einer bekannten Internet-Agentur an die "verehrten Diskutanten" aus: "Könnten Sie bitte ALLE aufhören, sich auf diesem Weg (mit reply to all) zu unterhalten?? Die Situation wird dadurch nicht besser und Sie belasten unötigerweise die Internetressourcen offensichtlich .zig Provider. Das kanns nicht sein! Klagen Sie oder belassen Sie´s dabei - nur: Stoppen Sie weiteres Spamming. Danke."

(Ende)
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