pte19981123001 Produkte/Innovationen, Forschung/Entwicklung

Färberweid neu entdeckt

Traditionelle Indigogewinnung industriell verwerten


Reading (pte001/23.11.1998/08:42) Der traditionelle Prozeß der Gewinnung blauen Farbstoffs war eine mühsame Prozedur. Sogar als das Wildkraut Färberwaid http://www.net-link.net/~rowan/woad.html vor rund zwei Jahrhunderten durch eine Pflanze mit höherem Indigogehalt ersetzt wurde, der subtropischen Indigofera tinctoria, http://www.maiwa.com/Maiwacat10.html wurde in die Färbebottiche noch immer Färberwaid hinzugegeben, da dies den Prozeß verbesserte.

Der Schlüssel zu dieser mysteriösen mittelalterlichen Biotechnologie, so melden drei sich ergänzende Artikel in Nature http://www.nature.com/ (19. November 1998), im International Journal of Systematic Bacteriology http://www.socgenmicrobiol.org.uk/ijsbmain.htm und in Phytochemistry http://www.elsevier.com/inca/publications/store/2/7/3/273.relpub.shtml ist ein Bakterium im Färberwaid.

Philip John und seine Kollegen von der University of Reading http://www.reading.ac.uk/ Großbritannien, haben zusammen mit John Edmonds vom Chiltern Open Air Museum http://ourworld.compuserve.com/homepages/povey/coam1.htm in Großbritannien, herausgefunden, daß ein bisher unbekannter Stamm von Clostridium für die Umformung von Färberwaid-Indigo zu einer Lösung verantwortlich ist. Die Forscher möchten den neuentdeckten Stamm Clostridium isatidis taufen und ihre Entdeckung industriell verwerten.

Um dieses hitzeliebende, zuckerfressende, höchst säureempfindliche Bakterium zufriedenzustellen, muß es "gut gefüttert" werden: Die zugegebene Kleie beliefert die Mikroben des Färberwaid-Bottichs mit Polysacchariden, und die Holzasche neutralisierte die durch die Fermentierung erzeugte Säure. Andere Mitglieder der Clostridien verursachen übrigens Krankheiten wie Gangrän http://www.lifeline.de/roche/1/2/3/06.htm (auch Brand genannt), Wundstarrkrampf, Blutvergiftung, Magen-Darmentzündung, Dickdarmentzündung und Botulismus. http://www.dge.de/bp0497.htm

John und seine Mitarbeiter sind daran interessiert, die Clostridien-Reduktions-Färbemethode in einen industriellen Prozeß weiterzuentwickeln. "Indigo wird heutzutage durch Zugabe von Natrium-Dithionit reduziert und in eine lösliche Form überführt. Soweit wir wissen, entstehen beim Färberwaid-Prozeß keine Toxine. Entsorgung oder Recycling der Bakterien dürfte also leichter sein als die bisherige Entsorgung der umweltschädlichen Produkte der Dithionit-Oxidation", sagt John. (Nature, Spektrum der Wissenschaft)

(Ende)
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