pte19980421015 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Bezahlte Links bei Suchmaschine

GoTo verkauft die besten Plätze in der Suchliste


München (pte) (pte015/21.04.1998/18:38) Die Suchmaschine GoTo http://www.goto.com versucht, wie bereits vor einigen Jahren die Suchmaschine Open Text mit ihrer Suchmaschine und nicht mit Bannerwerbung, Geld zu verdienen. Die Geschäftsleitung von GoTo betont nicht nur ausdrücklich, daß man sich in ihre Ergebnis-Hierachien einkaufen kann, sie stellt es sogar als eine besondere Qualität ihrer Search Engine dar.

"GoTo" ist aus dem experimentellen "WorldWideWebWorm" entstanden, der 1996 an der University of Colorado programmiert wurde. "Pay-for-placement" heißt die Geschäftsstrategie: Führende, profitable Unternehmen können sich dadurch bevorzugt präsentieren. Um sich zu plazieren, muß ein Werbekunde ein "Konto" bei GoTo eröffnen und angeben, wieviel ihm ein Klick auf seine Site wert ist. Wenn zum Beispiel Volkswagen bei einer Suche nach "Cars" ganz oben in der Hierachie erscheinen will, würde neben seinem Listenplatz "$ 0,02" stehen - das bedeutet, daß das Unternehmen 2 Cent für jeden Surfer bezahlt, der sich zu der Volkswagen-Homepage durchklickt. Wenn BMW Volkswagen im "Listing" schlagen wollte, müßte es 3 Cent dagegen setzen.

"GoTo" verstößt durch sein Angebot gegen ein zentrales Paradigma aus der Frühzeit des Internets. Damals imponierte seinen Usern gerade die Eigenschaft des Netzes, "dezentral" und "hierarchiefrei" zu funktionieren, und jedem User die gleiche Chance auf Aufmerksamkeit zu bieten. Wird sich das Prinzip von "GoTo" durchsetzen, könnten auch Zuspätgekommene nachträglich den Wettbewerbsvorteil der Netzpioniere wieder zu ihren Gunsten ausgleichen.

"GoTo"-Gründer Gross hält dieser Kritik freilich die Realität bei den meisten Suchmaschinen entgegen, bei denen nützliche Angebote in der Masse der URLs oft kaum noch zu finden sind. Seiner Ansicht nach ist es sinnvoller, Geld über die Plazierung in einer Suchhierarchie entscheiden zu lassen, als diese Entscheidung Software-Algorithmen zu überlassen.

Was spricht für "Pay-for-Placement": Es erspart Netz-Anbietern, sich für jede Suchmaschine eine eigenen Programmierung auszudenken: Bisher haben die Suchmaschinen nämlich sehr verschiedene Methoden, nach denen sie eine Seite indexieren. Manche lesen zum Beispiel "versteckten" Text, der zum Beispiel mit Schwarz auf einer schwarzen Seite verborgen ist, andere nicht. Während bei AltaVista Text, der mit dem Befehl "Meta-Tag" auf einer HTML-Seite verborgen ist, überhaupt nicht "wahrgenommen" wird, indiziert Lycos nur die ersten 100 Worte auf einer Site, und dazu gehört auch der Text in den Meta-Tags. (telepolis)

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