pte19980419006 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Mangelhaftes Web-Design "verhindert" Content-Zugriff

Ernüchterndes Ergebnis bei US-Untersuchung zum Thema "Interface Engineering"


San Francisco (pte) (pte006/19.04.1998/12:08) Viele Web-Seiten werden nicht usergerecht aufgebaut, oft behindern sie sogar den konkreten Content-Zugriff. Zu diesem ernüchterndem Ergebnis kommt eine Test-Untersuchung von zehn Websites mit mindestens je 3000 Seiten, die auf der diesjährigen CNET Web Builder Konferenz in San Francisco vorgestellt wurde. Am besten schnitt eine 10.000 Dollar Site ab, am schlechtesten ein Homepage, die 300 Millionen Dollar gekostet hat.

Der Urheber der Untersuchung, Jared Spool, ein US-Spezialist für User Interface Engineering, erklärte nach den Tests, auch die am besten bewertete Site konnte nicht vollständig überzeugen. In der Kategorie "Auffinden von Informationen" wurde auf einer Skala von eins bis zehn (zehn ist das beste Ergebnis) keine Site besser als 4,5 bewertet.

50 Tester wurden beauftragt, aus zehn Web-Angeboten spezifische Informationen herauszufinden. Bei den Testern handelte es sich um User, die mindestens über Grundkenntnisse beim Web-Surfen verfügten. Unter den Test-Sites befanden sich unter anderem Hewlett-Packard, Disney und CNET. Am schlechtesten wurde die 300-Millionen-Dollar-Site von Disney bewertet. Gewinner des Test war die 10.000-Dollar-Site von Edmunds Automobile Buyer's Guide, einem Magazin für Autokäufer.

Hauptkritikpunkt der Tester war die unzureichende Beschreibung der Links. So war ein Link bei Disney mit 101 Dalmatinern" unter der Rubrik "Movies" beschriftet. Hinter dem Link könnten sich, so die Tester, von Informationen zum Film bis zum kompletten Download des Films alles befinden. Als positives Beispiel wurde eine Beschriftung bei Edmunds angeführt, die einfach "Hier finden Sie die Autopreise" lautet.

Um die Suche nach Informationen zu erleichtern, bieten viele Sites Suchmaschinen für ihr Angebot an. Die Suchmaschinen waren aber nicht nur unwirksam, sie verhinderten auch die gezielte Suche nach Informationen. Die Wahrscheinlichkeit, eine Information zu finden, stieg um 50 Prozent, wenn die User niemals den Search-Button anklickten. Ein Grund für das schlechte Abschneiden: Die Suchmaschinen unterscheiden sich in ihrer Funktion. Dazu werden Suchergebnisse angezeigt, die keine Rückschlüsse auf den Inhalt des Dokumentes zulassen.

Weitere überraschende Ergebnisse: Je mehr freie Fläche auf einer Seite zu sehen ist und je sparsamer Text eingesetzt wird, umso komplizierter, kleinteiliger, irritierender, unklarer und weniger ansprechend wird die Seite vom User empfunden. Und umgekehrt: Wenig lesefreundliche Seiten werden als klar und sinnvoll angesehen und mit einer höheren Autorität besetzt. Der Grund für diese Einschätzungen: Lesbarkeit hat u.a. mit Satzstrukturen und Wortlängen zu tun. Web-Surfer lesen aber weniger, sondern überfliegen die Seiten nach relevanten Informationen.

Animationen und Bewegungen auf der Seite werden als irritierend empfunden. Das ging in den Tests soweit, das Animationen mit der Hand abgedeckt wurden. Dieses Verhalten scheint im Gegensatz zu Studien zu stehen, die bei Werbebannern eine höhere Click-Rate bei animierten Bannern verzeichnen konnten. Diese Banner zielen allerdings mehr auf Surfer ab, die nicht nach konkreten Inhalten recherchieren. "Im Internet surfen oder Informationen beschaffen sind zwei grundsätzlich verschiedene Dinge. Jeder Web-Designer muß vorher wissen, für welchen User er die Site entwickelt", faßt Jared Spooler die Ergebnisse zusammen.

Die Konsequenzen aus der Untersuchung: Das Site-Design beeinflußt entscheidend den Nutzwert des Angebotes. Die Wahrnehmung von Informationen im Internet unterscheidet sich grundsätzlich von klassischen Medien. Suchhilfen auf Sites können Informationsbeschaffung zusätzlich be- oder verhindern. Web-Angebote sollten sich eindeutig zu Entertainment- oder Informations-Angeboten orientieren. http://www.clubnet.de

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