pte19980417009 Bildung/Karriere, Forschung/Entwicklung

Jobmisere in Deutschland: 15 Bewerbungsschreiben für ein Jobangebot

Absolventen bewerten praxisfremde Ausbildung und schwierigen Berufseinstieg


Hamburg (pte) (pte009/17.04.1998/10:41) Die Misere des Berufseinstiegs von Hochschulabsolventen wird bei den Erstbewerbungen und deren Erfolgsquote deutlich: So muß ein Absolvent der Wirtschaftsuniversität in Deutschland im Schnitt über 33 Bewerbungen (33,4) schreiben, um drei Jobangebote (2,9) zu bekommen. Ein frischgebackener Ingenieur verschickt im Durchschnitt 22,2 Mappen für 0,7 Angebote. Bei den Geisteswissenschaftlern sind es über 32 Bewerbungen für zwei Stellenangebote (2,4). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des neuen Karriere-Magazins START, das im STERN-Verlag erscheint. Experten gehen davon aus, daß die Situation in Österreich nicht anders ist.

Befragt wurden 2.000 Hochschulabsolventen, die seit einigen Jahren im Berufsleben stehen. Wirtschaftswissenschaftler schreiben danach zwar sehr viel mehr Bewerbungen als Ingenieure, haben aber eine sehr viel höhere Erfolgsquote. Am rüdesten gehen die Personalabteilungen der Unternehmen mit dem geisteswissenschaftlichen Nachwuchs um: Fast jede dritte Bewerbung wird nicht mal beantwortet.

Frühe Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern erhöhen nach der START-Umfrage die Erfolg aussichten der Hochschulabsolventen. 64 Prozent der Naturwissenschaftler gehen "in der Endphase des Studiums" intensiv auf Jobsuche, dagegen nur 34 % der Ingenieure, knapp 38 % der Geisteswissenschafter und 40 % der Wirtschaftswissenschaftler. Die Wege zum beruflichen Erfolg sind unverändert konventionell: die Bewerbung auf eine Stellenanzeige ist für knapp 82 Prozent der Befragten die am häufigsten genutzte Strategie zur Jobfindung. Danach folgen mit 53 Prozent schriftliche und mit 35 Prozent telefonische Initiativbewerbungen.

Online-Stellenanzeigen und Initiativbewerbungen via E-mail sind noch von untergeordneter Bedeutung. In der Bewertung der Effizienz der Wege zum Erfolg sind Print-Anzeigen mit 44 Prozent und Initiativbewerbung mit immerhin 38 Prozent an der Spitze.

Im Durchschnitt aller 2.000 Befragten mußten 60 Prozent der Hochschulabsolventen beim Berufseinstieg mit einem befristeten Arbeitsvertrag vorliebnehmen. Dieser Anteil verringert sich auf 35 Prozent bei denen, die ein Prädikatsexamen vorweisen konnten. Nur Ingenieure bekommen zu über 90 Prozent einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Wirtschaftswissenschaftler werden zu rund 60 Prozent werden fest angestellt, bei den Naturwissenschaftlern fängt jeder zweite mit einem befristeten Vertrag an. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt nach der Umfrage bei Hochschulabsolventen quer durch alle Diziplinen für Männer bei umgerechnet 508.000 Schilling pro Jahr, bei Frauen nur bei 480.000 Schilling. http://stern.de/start/

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