pte19980217007 Technologie/Digitalisierung

US-Regierung und Internet-Gemeinde im Domain-Streit

Einführung der neuen Top Level Domains wird sich weiter verzögern


München (pte) (pte007/17.02.1998/09:16) Alles sollte zügig gehen. Um das World Wide Web übersichtlicher zu gestalten und den teils auftretenden Namensengpaß zu entschärfen, hatten führende Internet-Organisationen - allen voran die Internet Society (ISOC) - beschlossen, in diesem Frühjahr neue Adreßbereiche für Internet-Adressen einzuführen. Danach sind neben den sogenannten bisherigen Top-Level-Domains wie com, org oder net sieben weitere Domain-Bereiche geplant:

.arts: für Unternehmen im Bereich Kultur/Unterhaltung,
.firm: für Unternehmen und Firmen,
.info: für Informationsdienste und -anbieter,
.nom: für private Nutzer,
.rec: für Unternehmen im Bereich Erholung und Freizeit,
.shop: für Verkaufseinrichtungen und
.web: für Web-Angebote.

88 internationale Vergabestellen, darunter 13 deutsche, haben bereits Voranmeldungen für die neuen Top-Level-Domains entgegengenommen. Allein in Deutschland sind Schätzungen zufolge bereits mehr als 10.000 Voranmeldungen eingegangen, meint André Scholz, für den Bereich Policy/Recht zuständiges Vorstandsmitglied der DENIC eG, Frankfurt. Neben den Registratoren haben sich zahlreiche Unternehmen auf die neuen Domains eingestellt. Der zügigen Einführung der neuen Top-Level-Domains steht jedoch die Position der US-Regierung gegenüber.

Denn mit den neuen Adreßbereichen ist auch ein verändertes Vergabesystem geplant. Während die Internet-Gemeinde die Non-Profit-Organisation Council of Registrars (CORE) als unabhängige zentrale Institution für die Verwaltung der Domain-Anträge gründete, versucht die Clinton-Regierung, die Kontrolle über das Vergabesystem in den USA zu halten. Ende Januar veröffentlichte sie ein Grünbuch, im dem der freie Markt die Regulierungsinstanz bilden soll. Abgesehen von einigen administrativen Aufgaben, die zentral gebündelt werden sollen, soll
sich das System am internationalen Wettbewerb ausrichten.

Mit dieser Position attackiert Washington das Domain-Projekt der Internet-Community. "Wir sind der Meinung, daß die generischen Top-Level-Domains nicht ins Besitztum einer privaten
Firma gelangen dürfen", sagt Siegfried Langenbach, Geschäftsführer der Düsseldorfer CSL GmbH und Mitglied im CORE-Exekutiv-Komitee. Denn dann könnten unzufriedene Kunden nicht mehr ohne weiteres den Provider wechseln, weil damit auch der Internet-Name verlorengehe. Massive Proteste gegen den US-Vorschlag gebe es deshalb auch seitens der EU und zahlreicher europäischer Firmen.

Nach dem amerikanischen Grünbuch ziehen jetzt die Internet-Organisationen und die US-Regierung wieder an den Verhandlungstisch. Inwieweit die bereits gesetzten Beschlüsse revidiert werden, ist dabei völlig offen. Fest steht allerdings, daß sich die Einführung der neuen Top-Level-Domains noch mindestens bis Jahresmitte hinziehen wird. http://www.horizont.net

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