pte19970826004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Krebspatienten werden unzureichend behandelt

Weltweiter Aktionsplan für wirkungsvollere Schmerztherapie geplant


Bochum (pte004/26.08.1997/18:44) Mit einem weltweiten Aktionsplan will eine internationale Gruppe von Klinikern und Wissenschaftlern dem unzureichenden Einsatz von Analgetika bei der Behandlung von Tumorschmerzen begegnen. Regionale Demonstrationsprojekte sowie Ausbildungsprogramme für Ärzte und Schwestern sollen in den nächsten zehn Jahren dafür sorgen, daß sich das Verhältnis von therapierten zu nicht-therapierten Schmerzpatienten von derzeit 1:9 auf 9:1 umkehrt.

Viele der weltweit fünf Millionen Krebstoten im Jahr sterben völlig ohne Behandlung mit Analgetika. In den Armutsregionen liegt ihr Anteil bei rund 90 Prozent. Doch obwohl hierzulande ein Maximum an medizinischer Versorgung existiere, sei auch Deutschland noch ein "Entwicklungsland in der Schmerzbehandlung", urteilt Professor Michael Zenz von der medizinischen Fakultät der Universität Bochum.

Während in Dänemark 79 Kilogramm Morphin pro Million Einwohner und Jahr verschrieben werden, rangiert Deutschland mit nur knapp zehn Kilogramm am anderen Ende der Skala in Europa. Die Gründe für diese Zurückhaltung liegen nach Ansicht des Mediziners vor allem in der fehlenden Aus- und Weiterbildung der angehenden Ärzte und des Pflegepersonals. "Zudem bestehen auch in der Bevölkerung nach wie vor große Vorbehalte gegen den Einsatz von Mitteln wie Aspirin, Codein und insbesondere Morphium", berichtet Zenz. Mit einem stufenweisen Einsatz der Präparate könne jedoch fast allen Tumorpatienten geholfen werden.

Hinzu kommen die Bedenken vieler Ärzte, bei Morphinvergabe in den Verdacht zu geraten, Drogenabhängige mit "Stoff" zu beliefern und damit das Suchtverhalten zu unterstützen - eine unbegründete Angst, wie Zenz meint: "In einer wissenschaftlichen Studie in den USA mit 12.000 Morphiumpatienten haben sich nur vier Fälle von Abhängigkeit gezeigt; das ist eine so niedrige Zahl wie bei keinem anderen Medikament." Ein auf zehn Jahre angelegter weltweiter Aktionsplan soll nun die Unterversorgung mit Schmerzmitteln vor allem in Ländern der Dritten Welt sowie des Ostblock beheben, in den Morphin häufig gar nicht verfügbar ist. http://www.ruhr-uni-bochum.de/Info-1-Medizin-html

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