pte19970823002 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Mit Sauerstoffentzug gegen Krebsrückfälle

Nordirische Forscher erproben ein neu entwickeltes Medikament


London (pte002/23.08.1997/17:20) Trotz Chemotherapie und Bestrahlung verbleiben oft bösartige Krebszellen im Körper. Aus diesen übriggebliebenen Krebszellen wachsen dann neue Tumore. Ihnen wollen Forscher der University of Ulster bei Belfast mit einem neu entwickelten Wirkstoff zu Leibe rücken. Nach erfolgreichen Tierversuchen geht das Medikament jetzt in die klinische Prüfung.

Das sogenannte bioreduktive Behandlungskonzept soll die sauerstoffarmen Tumorzellen empfindlicher gegenüber Strahlung machen. So sollen möglichst alle Zellen von festen Krebstumoren bei der Behandlung beseitigt werden. Im Tierversuch wurde das AQ4N genannte Mittel bereits erfolgreich getestet, nun geht es in die erste Phase der klinischen Prüfung. Das Medikament nutzt die sogenannte Hypoxie, den niedrigen Sauerstoffgehalt von Krebszellen.

Professor David Hirst erklärt: "Alkyl-amino-anthrachinon, kurz AQ4N, ist in Zellkulturen und Tierversuchen kaum giftig für normale Zellen. Aber bei Hypoxie ist es ein sehr kräftiger Killer von Krebszellen. Es ist so wirkungsvoll, daß bei der Bestrahlung nur noch die halbe Strahlendosis gegeben werden mußte."

Krebszellen vermehren sich viel schneller als normale Zellen. Dabei geht ihnen Sauerstoff verloren: Sie geraten in den Zustand der Hypoxie. Hypoxische Zellen werden aber aus physikalischen Gründen von der Röntgenstrahlung besonders gut erfaßt. Das neue Medikament fängt Sauerstoffradikale auf elektrochemischem Wege. Es entzieht den kranken Zellen noch mehr Sauerstoff, und es schützt gesunde. Das gewünschte Ergebnis: Noch mehr Krebszellen oder vielleicht auch alle werden beseitigt.

Allerdings ist noch nicht einmal ansatzweise gezeigt worden, daß AQ4N auch beim Menschen funktioniert. Besonders die verschiedenen Krebsarten könnten die Bedeutung des neuen Wirkstoffs schnell relativieren. Manche Krebszellen haben einen hohen Energiebedarf, andere einen niedrigen. Das könnte sie mehr oder weniger anfällig für bioreduktive Wirkstoffe machen. Ein Allheilmittel gegen den Krebs ist nach Ansicht der Forscher nicht zu erwarten. (ws)

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