pte19970821006 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Organe aus dem Bioreaktor

Chancen für Nachzüchtung von Gewebe steigen


Freiburg (pte006/21.08.1997/21:49) Abgetrennte Ohrläppchen oder Nasenspitzen könnten in Zukunft in passender Form nachgezüchtet und dann implantiert werden. Diese Vision verbreiteten plastische Chirurgen auf einem internationalen Fachkongreß in Freiburg (BRD), der am Freitag zuende geht.

Knorpelzellen können die Mediziner inzwischen auch in dreidimensionalen Formen züchten. Möglich macht das ein Gerüst aus Collagen und Fibrin, auf dem man vom Patienten selbst gespendete Knorpelzellen wachsen läßt. Das hat den Vorteil, daß das Implantat körpereigen ist und nicht abgestoßen wird.

Kompliziertere Implantate, etwa ganz Finger sind ebenfalls denkbar, aber derzeit nicht zu verwirklichen. Grund: Sie bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gewebe. Eine Rekonstruktion des Fingers müßte alle Nervenbahnen, Blutgefäße, Muskeln und Knochen an der richtigen Stelle haben. Diese komplexe Aufgabe überfordert die derzeitigen Möglichkeiten bei weitem.

Vielversprechender ist die Nachzüchtung von Organgewebe. Gerade bei Lebergewebe sind die Mediziner inzwischen ein gutes Stück weiter. "Wir züchten die Zellen in Bioreaktoren, in denen sie ständig von Nährlösung umströmt werden", erläutert Professor Björn Stark von der Abteilung für plastische Chirurgie und Handchirurgie der Uniklinik Freiburg. Einpflanzen kann man diese Gewebe allerdings nicht, da sie komplett vom Mechanismus des Bioreaktors abhängig sind.

"Man arbeitet daran, daß man nicht nur Leberzellen sondern gleich auch Blutgefäße hat, die durch die Leber hindurchlaufen", so Stark. Ebenfalls Zukunftsmusik sind momentan noch gentechnisch manipulierte Gewebe, die heilende Substanzen an das umgebende Körpergewebe abgeben. Stark: "Man könnte sich vorstellen, daß beispielsweise Knorpelzellen, die man Rheumatikern verpflanzt, so verändert werden, daß sie anschließend im Gelenk vielleicht kontinuierlich einen Stoff produzieren, der Rheumaentzündungen verhindert."

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