Net-Marketing in den USA

Online-Spezialisten zeigen, wie's geht

München (pte002/17.08.1997/12:12) Richtige Freaks sind stolz auf die Anarchie im Internet - für Werber und Marketing-Leute keine einfache Sache. Ihre Aufgabe ist es, das Chaos berechenbar zu machen, so weit wenigstens, wie es geht. Hauptfrage: Wie werden aus zickigen Netzreisenden begeisterte Bannerklicker? Dazu gibt es mittlerweile eine Menge Studien und Internet-Plätzen, die wir nun mit Ihnen besuchen.

Die neueste (http://www-personal.umich.edu/~agrobbel/index.html) kommt von der University of Michigan, die neben den eigenen Ergebnissen auch gleich die von rund 20 anderen zusammenfaßt. Also rosige Zeiten für Bannerwerber? Durchaus nicht: Die Klickfreudigkeit sinkt trotz phantasievoller Bannergestaltung. Das erfuhren die Teilnehmer der Web Advertising 97-Konferenz Ende April im kalifornischen Monterey. Die, die nicht dabei waren, schauen nicht in die Röhre, sondern ins Netz (http://www.mmgco.com/webad97). Zur Konferenz gab es einen Mail-Newsletter mit Zusammenfassungen der Vorträge, jetzt steht alles fein säuberlich im Archiv.

Von der Mail ins Archiv wandern demnächst auch die Berichte von der aktuellen Konferenz der Pusher auf der Web Broadcasting 97 in San Jose. Die drei Beispiele sind typisch für die amerikanischen Umgang mit dem Netz: Während die Agentur- und Werberszene hierzulande noch jede Erkenntnis eifersüchtig hütet, sind die amerikanischen Kollegen mitteilsam und diskussionsfreudig: Im Internet wird Marketing-Know-how kostenlos ausgebreitet, von dem sich bei uns ganze Agenturen nähren. Am besten startet man bei den Spezialverzeichnissen wie bei dem des Department of Advertising der Uni in Austin. Aber das gibt's nicht nur in Texas, sondern auch anderswo im Netz. Ad-Resource präsentiert neben einem Diskussionsforum und grundlegenden Informationen einen umfangreichen, 500 Sites umfassenden Katalog zum Thema Anzeigen und Marketing.

Zum Pflichtprogamm auf der Liste gehört auch der speziell auf Online-Marketing und -Advertising zugeschnittene Internet Advertising Resource Guide. Noch spezieller geht's bei Mark J. Welch zu. Er konzentriert sich ausschließlich auf die großen und kleinen Anzeigennetze, Bannertauschbörsen und Makler wie Doubleclick, Flycast, Link-Exchange oder Softbank Interactive. Welch verrät ein paar wertvolle Tips und unbestechliche Kommentare: Ein Muß für jeden, der sich einem Ad-Network anschließen will.

Ein Abstecher bei dem E-Zine Ad-Talk ist dagegen Kür, mitunter ganz interessant - der regelmäßige Besuch bei Advertising Age ist aber Pflicht. Hier bekommt man umfangreiche Daily News, Special Reports, Analysen und so weiter. Mit täglichen Meldungen aus der Werberszene wartet auch der Internet Advertising Report auf. Wem das alles zu viel wird, der kann sich den IAR auch einmal pro Woche bequem per Mail schicken lassen.

Stichwort Mail: Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe von Mailinglisten und Diskussionsgruppen: Man muß nicht alle kennen, aber John Audettes Internet-Sales schon. Mit über 5.000 Mitgliedern weltweit ist I-Sales die vielleicht beste Informationsquelle. Und damit man auch keine Information verpaßt, wandert alles ins Archiv der Website. Nicht zum Diskutieren, aber zum Informieren taugt alle drei Wochen der Newsletter Web Marketing Today von Ralph Wilson. Auch hier gibt's ein Archiv.

Der Erfolg der amerikanischen Newsletter hat Klaus Arnhold zum deutschen Pendant Netmarketing angeregt. Der Versuch, ein Mail- und Diskussionsforum für Werber zu schaffen, scheint zu gelingen: Nach gut zwei Wochen hat er 500 Mitglieder.

Wir sollten uns ein Vorbild an den amerikanischen Kollegen nehmen: Die gründeten Ende letzten Jahres das Internet Advertising Bureau. Inzwischen hat das IAB rund 200 Mitglieder und jede Menge Einfluß. Vom ihm stammen etwa die acht Standardformate für Banner (http://www.edelman.com/IAB/banner.html) auf Webseiten, die sich in den USA allmählich durchsetzen.

Und wem das alles zu theoretisch ist, der kann sich ja bei den wöchentlichen Best Ads on the Web Anregung für die Praxis holen und einmal im Monat beim Banner Contest (http://www.msnbc.com/news/74542.asp) von MSNBC mitmischen.

Giesbert Damaschke (kress online)

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