pte19970808002 Auto/Verkehr, Sport/Events

Back to the future: Modellversuch mit ferngesteuerten Autos

Computerdirigiert mit den Händen im Schoß über den Freeway rauschen


Wien (pte002/08.08.1997/16:59) Das amerikanische Verkehrsministerium hat einen Modellversuch mit computergelenkten Autos gestartet. Auf dem 7,6 Meilen langen Streckenabschnitt der Autobahn Interstate 15 zwischen den südkalifornischen Städten San Diego und Escondido wird getestet wie, beziehungsweise ob es mit "ferngesteuerten" Auto besser gelingt, Staus und Unfälle zu vermeiden.

Auf der durch Betonwände getrennten Teststrecke fahren die Autos auf einer Art elektronischer Schiene. Magnetische Nägel, die in einem Abstand von rund einem Meter in der Fahrbahnmitte eingelassen sind, dienen den Testwagen als Orientierungshilfe. Die Vehikel folgen der elektronischen Fährte mittels drei Sensoren an Front und Heck sowie per computergesteuerter Lenkung. Die Autos können sich zu "Platoons" genannten Fahrverbänden zusammenrotten. Der Bordrechner bestimmt, wann Gas gegeben oder gebremst werden muß ­ abhängig vom Abstand zum jeweiligen Vordermann, der per Radarstrahl ermittelt wird.

Der wunde Punkt dieses Verkehrskonzeptes ist die Kommunikation mit der Leitstelle, einem zentralen Verkehrsrechner. Wie dieser die von ihm beeinflußbaren Fahrzeuge später im alltäglichen Straßengeschehen auf dem Interstate steuern soll, damit Kollisionen mit den übrigen Verkehrsteilnehmern vermieden werden können, ist noch unklar. Ähnliches war bereits im paneuropäischen Prometheus-Projekt während einer achtjährigen Forschungszeit untersucht worden - allerdings erfolglos.

Der jetzige amerikanische Modellversuch kostet 202 Millionen Dollar. 80 % davon werden aus Steuermitteln finanziert, den Rest sponsert General Motors. Das National Highway System Consortium (NAHSC) sieht schon das lenkungslose Zeitalter des Autofahrens in greifbarer Nähe ­ mit all seinen prognostizierten Fortschritten: weniger Staus und Unfälle, niedrigeren Emissionen und höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten.

Trotzdem gibt auch skeptische Meinungen: Kritiker fürchten, daß sich die amerikanischen Autofahrer nur höchst ungern "entmündigen" lassen, indem sie computerdirigiert mit 80 Meilen in der Stunde und den Händen im Schoß über den Freeway rauschen müssen. Wäre es anders, dann hätte sich im Land der unbegrenzten automobilen Freiheit auch die Eisenbahn durchgesetzt, wird argumentiert.

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