pts19970318002 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Die Telefonleitung - der Schlüssel zu neuen Märkten

Multimediadienste und superschneller Internetzugang


Wien (pts002/18.03.1997/09:28) Die Telekom-Betreiber weltweit, aber auch die österreichische Post und Telekom Austria (PTA) verfügen heute schon über ein Netz, das sich für interaktive Multimedia-Anwendungen und andere Dienste mit hohen Datenübertragungsraten, zum Beispiel den superschnellen Internetzugang, nutzen läßt: Die Kupferkabelleitungen des Telefons.

Die ADSL-Zugangstechnik läßt die Kupferkabelleitungen des Telefons wahre Kunststücke aufführen, die man vor einigen Jahren nur neuen Kabelnetzen zutraute. So lassen sich dank ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) interaktives Video (Filme auf Bestellung oder die Wiederholung von Fernsehprogrammen, Videospiele, Videokataloge u.a.) und Datenkommunikation mit Hochgeschwindigkeit realisieren, wie zum Beispiel schneller Internetzugang oder Telearbeit.

Internetzugriff mit Turboantrieb

Das interaktive Video war die Initialzündung für ADSL, doch nun stehen Internet und Telearbeitsanwendungen im Vordergrund. Mit ADSL-Ausrüstung, die Alcatel weltweit und auch bereits in Österreich ausliefert, läßt sich die Datenübertragung extrem beschleunigen. Herkömmliche Modems - Internet-Surfer werden's wissen - sind extrem langsam. Die Übertragungsrate liegt im besten Fall bei 28,8 Kilobit pro Sekunde. Mit ADSL hat man den Turboantrieb: Zum Anwender hin beträgt die Übertragungsrate bis zu 7,5 Megabit pro Sekunde, vom Anwender weg etwa hin zum Internet-Provider bis zu 384 Kilobit pro Sekunde. Der Daten- und Bildtransfer beschleunigt sich um einen Faktor 200: Eine komplexe Internet-Seite mit hochauflösenden Farbgrafiken auf den Bildschirm zu bekommen, dauert dann nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde.

Die unterschiedlichen Übertragungsraten (daher auch die Bezeichnung "asymmetric") - upstream langsamer als downstream - haben ihren Sinn. Meist ist die Datenmenge, die der Anwender wegschickt, wesentlich geringer als die, die er empfängt.

Um die ADSL-Technik anwenden zu können, braucht man einen PC, einen NC (Network Computer) oder einen Fernseher, der mit einem Zusatzgerät (Settop Box) hochgerüstet wird - und ein ADSL-Modem sowie entsprechende Vorrichtungen bei der Telefongesellschaft selbst.

Surfen und telefonieren - auf einer Leitung

Ein weiterer Vorteil von ADSL: Während man zum Beispiel im Internet surft oder ein bestelltes Video ansieht, kann man auf der selben Leitung telefonieren oder ein Fax verschicken. Der Hintergrund dazu: Ein Telefongespräch nutzt nicht einmal ein Prozent der Kapazität der Zwei-Draht-Kupfertelefonleitung. Daher bleibt genug Platz für andere Anwendungen.

Das Potential: 700 Millionen Telefonanschlüsse

Telefongesellschaften auf der ganzen Welt haben heute Versuche mit ADSL laufen oder sich die ADSL-Technik bereits kommerziell zu Nutze gemacht, und das mit gutem Grund. Kein anderes Netz, das sich für Hochgeschwindigkeitsübertragung wie zum Beispiel Glasfaser eignet, ist so gut ausgebaut - nämlich bis hin zum Endverbraucher - wie das der Kupferleitungen. Immerhin liegt die Zahl der bestehenden, konventionellen Telefonanschlüsse bei einer Größenordnung von fast 700 Millionen. Im Jahr 2001 sollen es über 900 Millionen sein. Über Kabelanschlüsse hingegen verfügen derzeit nur rund 12 Millionen Haushalte.

Auch die Post und Telekom Austria setzt auf diese neue Technik: Im Herbst

vergangenen Jahres wurde Alcatel Austria als Generalunternehmer mit der Errichtung eines interaktiven Multimedia-Pilotsystems beauftragt. Nachdem das österreichische Konsortium, dem neben Alcatel auch Oracle, Sequent und nCube angehören, die dafür notwendige Infrastruktur aufgebaut hat, soll demnächst ein Versuch mit 100 Haushalten starten.

Europaweit laufen große Pilotprojekte

Die britische Telefongesellschaft BT (British Telecom) begann bereits im Oktober 1995 mit einem großangelegten Projekt: Rund 2500 Haushalte in den Städten Colchester und Ipswich wurden mit ADSL-Technik versorgt und können nun die verschiedensten Dienste in Anspruch nehmen: Home Shopping und Home Banking, Television on Demand (alte Fernsehprogramme oder Serienfolgen, die man versäumt hat, kann man wieder ansehen), Erwachsenenbildung (Sprach-, Kochkurse u.a.), Movies on Demand, Nintendo-Spiele, Kinderprogramm und Musikvideos. Der Probebetrieb wird derzeit in ein kommerzielles Angebot übergeführt. Auch hier tritt Alcatel als Generalunternehmer auf.

2004 in Schweden: 98 Prozent haben ADSL

Kürzlich hat der schwedische Telekom-Anbieter Telia Alcatel mit der Errichtung eines ADSL-Pilotsystems für den schnellen Internetzugriff beauftragt. Rund 2000 Teilnehmer in acht Regionen Stockholms sollen bis zur Jahresmitte angeschlossen sein. Bereits in sieben Jahren sollen laut Telia 98 Prozent aller Haushalte über ADSL verfügen und damit schnellen Zugang zum Internet haben, interaktive Multimediadienste beanspruchen und Telearbeit nutzen können.

USA: Erste kommerzielle Produkte kommen auf den Markt

Auch das US-Joint Procurement Consortium, dem die Telefongesellschaften Ameritech, BellSouth, Pacific Bell und SBC Communications angehören, haben Alcatel als Lieferanten für die ADSL Ausrüstung ausgewählt. Erste Versuche mit mehreren tausend

Anschlüssen laufen bereits seit längerer Zeit so erfolgreich, daß einige US-Gesellschaften schon heuer damit rechnen, ADSL allen Teilnehmern anbieten zu können. Bis zum Jahr 2001 sollen von diesen vier US-Betreibern bis zu 6,5 Millionen ADSL-Anschlüsse installiert werden.

Der Telefonbetreiber Bell in Kanada hat ADSL in den Städten Saint-Bruno und in Kanata in Ontario erprobt und für Mitte des Jahres die ersten Produkte angekündigt, die auf ADSL basieren, wie schneller Internetzugang und Teleworking. Letztere Anwendung erscheint Bell besonders interessant, da Schätzungen zufolge allein in im Raum Québec 180.000 Telearbeiter tätig sind. Ihre Zahl nimmt jährlich um fünf Prozent zu. Sie brauchen einen schnellen und kostengünstigen Zugang zum Kommunikationsnetz ihres Unternehmens.

Bei Bell läuft übrigens derzeit ein Telemedizinprojekt, in das ein Spital in Montréal und ein 650 Kilometer entferntes Krankenhaus eingebunden sind. In Zukunft will man auch hier ADSL nutzen: So könnten zum Beispiel Röntgenbilder aus dem Regionalspital vom zentralen Krankenhaus in Montréal begutachtet werden und Diagnosen und Therapievorschläge in das regionale Krankenhaus zurückgeschickt werden.

In Chicago ist ADSL schon Realität: Der Stadt größter Internet-Provider, InterAccess, verkauft seinen 12.000 Kunden bereits ADSL-Anschlüsse.

ADSL wird weltweit vorangetrieben

Aber nicht nur in Europa und den USA, wird ADSL derzeit vorangetrieben. Auch die australische Telefongesellschaft Telstra hat ADSL seit Ende '95 im Probebetrieb laufen. In Taipeh hat die staatseigene Telefongesellschaft Ende vergangenen Jahres einen Testlauf gestartet. Und in Israel denkt man bereits, den bisher auf 200 Teilnehmer beschränkten ADSL-Betrieb probeweise auf das ganze Land auszuweiten.

Neue Einnahmen aus alten Kabeln

Daß ADSL bei den Telefongesellschaften rund um die Welt auf so große Resonanz stößt, ist nicht weiter verwunderlich: Die Betreibergesellschaften verfügen mit den Kupferleitungen bereits über ein leistungsfähiges Netz, das sich für interaktive Multimediadienste und schnellen Datentransfer eignet. Die Errichtungskosten für das Netz der Post und Telekom Austria, das knapp vier Millionen Anschlüsse umfaßt, werden auf 100 Milliarden geschätzt. Mit zusätzlichen Einnahmen, die mit ADSL aus neuen Diensten zu lukrieren wären, verbessert sich die Rentabilität dieser Investition.

ADSL ist steigerungsfähig

Dazu kommt, daß ADSL von seiner Leistungsfähigkeit und auch vom Angebot an Diensten her steigerbar ist. Mit geringen Anfangsinvestitionen läßt sich der Markt testen, und wenn die Anwender schnellere und andere Dienste nachfragen, wird ADSL nachgerüstet.

Auch die Kabel-TV-Betreiber wollen mitmischen

Ein weiterer Grund, warum viele große Telefonbetreiber weltweit, in den USA derzeit fast alle, Versuche mit ADSL laufen haben, ist die gefürchtete Konkurrenz der Kabel-TV-Gesellschaften, die ebenfalls interaktive Multimediadienste und schnellen Internetzugang in großem Stil anbieten wollen. Dazu müssen sie aber ihre Netze erst stärker ausbauen. Doch dies könnte innerhalb der nächsten vier Jahre geschehen. So lange haben die Telefongesellschaften also noch Zeit, um selbst in dieses Geschäft einzusteigen.

Preise und Gebühren: Erste Schätzungen liegen vor

In Österreich dürfte die Errichtung eines ADSL-Anschlusses in zwei bis drei Jahren rund 5000 Schilling pro Haushalt kosten. Für die Settop-Box ist mit 5000 bis 7000 Schilling zu rechnen.

Über die Gebühren für diese neuen Dienste lassen sich noch kaum generelle Aussagen machen. Als mehr oder minder sicher gilt nur, daß die Telefongesellschaften ein Pauschale für Internetzugang und Telefongebühren in einem (Flat Rate) - also zeitunabhängig - anbieten werden, was sich in den USA bereits abzeichnet. Hier einige Preisbeispiele:

U S WEST, ein amerikanischer Datendienstanbieter, will demnächst mit Internetzugang und Teleworking auf ADSL-Basis auf den Markt kommen: Rund 600 bis 1000 Schilling soll monatlich der unbegrenzte Zugang zum WWW kosten, in zwei Jahren soll die Monatspauschale dann auf 350 bis 400 Schilling sinken.

Bell Atlantic, die einen Versuch mit interaktivem Video soeben abgeschlossen haben, boten während der Testphase 650 Programme aus vier Kategorien an. Die Preise für die einzelnen Filme reichten von rund 5 Schilling für einen 20minütigen Kinderzeichentrickfilm bis zu rund 50 Schilling für den neuesten Kinofilm.

Rückfragen: Dr. Anton Bum
Alcatel Austria AG
Scheydgasse 41, 1210 Wien
Tel. Nr. 27722-2444
e-mail: anton.bum@aut.alcatel.at

Wien, 18. März 1997

(Ende)
Aussender: Alcatel Austria AG
Ansprechpartner: Dr. Anton Bum, Alcatel Austria AG, email: anton.bum@aut.alca
Website: www.alcatel.at/
|