pte20100319011 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Europas Schmetterlingen geht es an den Kragen

Ein Drittel der Falter durch Habitatsverlust gefährdet


Der Hochalpen-Apollofalter kommt nur in den Alpen vor (Foto: Reinart Feldmann/UFZ)
Der Hochalpen-Apollofalter kommt nur in den Alpen vor (Foto: Reinart Feldmann/UFZ)

Genf/Halle (pte011/19.03.2010/11:08) Der jüngsten Ausgabe der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN http://www.iucn.org zufolge, hat der Verlust an Lebensräumen ernste Auswirkungen auf Europas Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten. Demnach sind neun Prozent der Schmetterlinge und 14 Prozent der Libellen Europas vom Aussterben bedroht. Die Experten haben festgestellt, dass bei 31 Prozent der Europäischen Schmetterlingsarten die Populationen zurückgehen.

Die meisten der bedrohten Schmetterlingsarten leben im Süden Europas. Experten sehen als Hauptursachen für den Rückgang den Verlust oder die mangelnde Vernetzung von Lebensräumen - oft hervorgerufen durch Änderungen in der Landnutzung und eine Intensivierung der Landwirtschaft. Weitere Ursachen sind der Klimawandel, häufigere und stärkere Brände sowie der Tourismus.

Nur die Hälfte der Arten sind stabil

Im Report schreiben die Experten, dass nur die Hälfte der Arten stabil ist, lediglich vier Prozent weisen steigende Populationen auf. Für zehn Prozent der Schmetterlinge liegen keine aussagekräftigen Daten vor. Schmetterlinge beispielsweise spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber in zahlreichen Ökosystemen.

"Wenn über bedrohte Arten gesprochen wird, dann ist meist die Rede von großen, markanten Tieren wie Pandabären oder Tigern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die 'kleinen' Arten mindestens genauso wichtig sind. Auch sie müssen geschützt werden", meint Jane Smart, Direktorin der IUCN-Gruppe zum Schutz der Biodiversität.

Zu wenige Beobachtungsprogramme in Europa

"Beobachtungsprogramme existieren nur in wenigen europäischen Ländern", meint Studien-Koautor Josef Settele, Biologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) http://www.ufz.de gegenüber pressetext. "Um die Entwicklungen der Populationen objektiv beurteilen zu können und die Genauigkeit der Roten Listen in Zukunft zu verbessern, müssten sie aber in allen Ländern etabliert werden", so der Experte.

"Solche Monitoringprogramme würden auch helfen, den Erfolg von Schutzmaßnahmen für wichtige Indikatorengruppen unter den Insekten zu kontrollieren und zu verbessern." Ein Drittel der in Europa vorkommenden Schmetterlinge - insgesamt 142 Arten - sind endemisch. Das heißt, dass sie nirgendwo anders auf der Erde vorkommen. "15 Prozent dieser endemischen Arten sind weltweit gefährdet," meint der Experte

Bedeutende Rolle im Ökosystem

"Schmetterlinge, wie auch Insekten generell, spielen eine bedeutende Rolle in praktisch allen Land-Ökosystemen", so Settele. "Sie sind eine wichtige Gruppe von Tieren, die - als Raupe - an Pflanzen fressen und damit wesentlich an Stoffumsätzen beteiligt sind." In extremen Fällen können sie, wenn sie auf Kulturpflanzen leben, dadurch auch schädlich sein.

"Eine Vielfalt an Schmetterlingen kann in solch einem Fall zur Stabilisierung von Ernteerträgen beitragen. Dadurch, dass nämlich viele Schmetterlinge gemeinsame natürliche Feinde haben - also die sogenannten Nützlinge - sorgt die Anwesenheit einer größeren Vielfalt von Falterarten dafür, dass ein gewisser Grundstock an natürlichen Feinden in der Landschaft vorhanden ist", so der Experte. Dies trage dazu bei, dass sich Schädlinge nicht so leicht in großen Massen entwickeln können.

"Eine weitere wichtige Rolle spielen Schmetterlinge als Indikatoren für den Zustand der Landschaft und deren Vielfalt insgesamt. Außerdem werden sie durchweg als ästhetische Bereicherung empfunden", meint Settele abschließend im pressetext-Interview.

Rote Liste der europäischen Schmetterlinge: http://cmsdata.iucn.org/downloads/european_red_list_butterflies_new.pdf

(Ende)
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