pte20090829008 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Schutz vor Klimafolgen wird sehr teuer

UN-Schätzungen um Vielfaches zu niedrig


Küstennahen Regionen drohen Überschwemmungen (Foto: W. Weitlaner)
Küstennahen Regionen drohen Überschwemmungen (Foto: W. Weitlaner)

London (pte008/29.08.2009/13:45) Die Kosten für den Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels sind nach Ansicht von Experten deutlich zu niedrig bemessen. 2007 hatten die Vereinten Nationen eine jährliche Summe zwischen 49 und 171 Mrd. Dollar errechnet. Nun hat das International Institute for Environment and Development (IIED) http://www.iied.org gemeinsam mit dem Grantham Institut am Imperial College in London http://www3.imperial.ac.uk/climatechange festgestellt, dass einige der von der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) http://unfccc.int errechneten Summen um mehr als den Faktor 100 zu niedrig bemessen sind. Die Kosten würden im Bereich einiger hundert Mrd. Dollar liegen.

"Der Betrag, der bei der Klimakonferenz Kopenhagen genannt wird, ist einer der Schlüsselfaktoren, ob eine Einigung bei den Klimaschutzübereinkommen erreicht werden kann", so Studien-Autor Martin Parry vom Grantham Institut. "Die bisherigen Hochrechnungen der Adaptionskosten haben die Skala der benötigten Mittel falsch berechnet", kritisiert der Experte, der auch beim IPCC mitgearbeitet hat. Nach Angaben der Forscher wurden die UNFCCC-Zahlen zu den Kosten des Klimawandels übereilt berechnet. Das sei in "nur wenigen Wochen" geschehen, meint Parry. Ein UNFCCC-Sprecher teilte zudem mit, dass man bei der Kostenrechnung dazu angehalten wurde, möglichst konservativ zu sein. Einige Bereiche sind nach Angaben von Parry nur teilweise berücksichtigt worden. Adaptionskosten in den Sektoren Energie, Tourismus, Ökosysteme, Verarbeitende Industrie, Logistik und Bergbau sind sogar ganz ausgespart geblieben. Das IIED-Team hat an den Kostenschätzungen nach eigenen Angaben sechs Monate lang gearbeitet.

Der größte Teil der Anpassungskosten wird Entwicklungsländer betreffen, erklärte Parry, der sogar davon ausgeht, dass zwei Drittel aller Kosten der Erderwärmung in armen Ländern anfallen werden. Dazu gehört etwa die Bedrohung durch Krankheiten, die mit der Erwärmung auftreten werden sowie die langsamere Zukunftsentwicklung in Afrika oder die unterschätzten Kosten durch den steigenden Meeresspiegel. "Unsere Studie macht etwa deutlich, dass allein die Adaptierung eines einzigen Wassereinzugsgebiets in China jährlich eine Mrd. Dollar kostet", erklärt Parry.

"Wenn Regierungen mit falschen Zahlen arbeiten, könnten dabei Verträge herauskommen, welche die tatsächlichen Kosten der Anpassung an die Erderwärmung nicht umfassen", meint IIED-Direktorin Camilla Toulmin. Die Autoren hoffen, dass ihre neuen Schätzungen bei den Verhandlungen über ein neues Klimaabkommen Berücksichtigung finden, die im Dezember in Kopenhagen stattfinden.

Erst vorige Woche haben zehn afrikanische Regierungschefs in Addis Abeba über eine neue gemeinsame Klimapolitik beraten. Afrika sollte gemeinsame Klimaziele präsentieren und als eine Einheit auftreten, um damit in Kopenhagen wirksamer aufzutreten. Zudem werden neben einer radikalen Reduktion der Treibhausgase jährlich 67 Mrd. Dollar gefordert, um am Kontinent geeignete Klimaschutzmaßnahmen durchführen zu können. (pte berichtete http://pressetext.at/news/090825039/ )

Der Bericht kann unter http://www.iied.org/climate-change/key-issues/economics-and-equity-adaptation/costs-adapting-climate-change-significantly-under-estimated heruntergeladen werden.

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