Biotech-Forscher kümmern sich um Weltkulturerbe
Historische Denkmäler und Artefakte mit modernen Methoden erhalten
Schimmelpilze bedrohen Kunstgegenstände in den Tropen (Foto: M. Freiknecht/pixelio) |
Caracas (pte009/09.02.2009/10:31) Historische Schätze im finanziell angeschlagenen Umfeld zu erhalten, stellte bisher bereits eine große Herausforderung für die Regierungen der Staaten dar. Nun fürchten Experten, dass mit dem Klimawandel die Situation zusätzlich verschärft werden könnte. Das wachsende Interesse zwischen Wissenschaftlern und Kuratoren im Bereich Kunst- und Kulturschutz ist Thema einer viertägigen Konferenz in Caracas. Erörtert werden hier insbesondere Vorschläge, wie die wertvollen Stücke - egal ob es sich um Baudenkmäler oder Kunstgegenstände handelt - vor dem endgültigen Zerfall gerettet werden können.
"Mit der Finanzkrise und der Klimaveränderung ist ein Notfall in vielen Museen in tropischen Ländern eingetreten", so Alvaro Gonzalez, Forscher am Institute of Advanced Studis (IDEA) und Direktor des Venezuela Cultural Heritage Conservation Foundation im pressetext-Interview. Es sei jetzt vorrangige Aufgabe, schnelle und effektive Möglichkeiten zu finden, die gesamten Sammlungen zu sichern. Dazu sollten auch neue Technologien zur Anwendung kommen. Viele der Stücke in den Sammlungen sind aus organischen Materialien wie Papier, Leinen, Holz oder Leder gefertigt, die unter den tropischen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit durch Schimmel, Insekten oder Mikroben vernichtet werden. "Biotechnologische Methoden, wie etwa ein gezielter Einsatz von Mikroben zur Vernichtung von Pilzen, sind hierfür gefragt", so Gonzalez.
Giancarlo Ranalli von der Universita degli Studi del Molise in Pesche streicht die Vorteile des Einsatzes solcher Mikroorganismen zur Vernichtung von Nitraten, Sulfaten und anderen Ablagen von Fresken hervor. Sofia Borrego Alonso vom Archivo Nacional der Republik Kuba berichtet darüber, dass teure chemische Biozide zur Bekämpfung von Mikroorganismen und Insekten auf Kunstgegenständen nicht nur jene gesundheitlich bedrohen, die damit arbeiten, sondern auch die Zerstörung der Gegenstände selbst beschleunigen. "In Kuba setzt man auf natürliche pflanzliche Produkte, die im National Archiv bereits erfolgreich angewendet wurden", so Borrego Alonso. Auf die Möglichkeit Mikroorganismen als Biosensoren einzusetzen, um etwa auf die Gefährdung durch Umweltverschmutzung hinzuweisen, setzt die spanische Forscherin Nieves Valentin Rodrigo vom Instituto de Patrimonio Cultural de Espana in Madrid. Pilze und Bakterien können als Warnsignale bei der Änderung von Umweltbedingungen, aber auch bei zu starkem Besucherandrang nutzbar gemacht werden.
Nach Meinung von Jose-Luiz Ramirez, Direktor des UN-University Programme for Biotechnology for Latin America and the Caribbean (UNU-BIOLAC) http://www.unu-biolac.com gebe es für Kuratoren in Entwicklungsländern immer wieder die gleichen drängenden Fragen: Wie kann man die Empfindlichkeit von Kunstgegenständen am genauesten abschätzen, wie kann man Kulturgüter am besten lagern und wie kann man die Ausstellungen und Archive am besten schützen. "Dazu kommt noch die Frage nach den Prioritäten bei der Erhaltung und Restaurierung", erklärt Ramirez.
"Die Kunst- und Kulturschätze in Museumssammlungen haben zeitlose kulturelle, wissenschaftliche und ästhetische Werte, die wir nachkommenden Generationen erhalten müssen", so UNU-Rektor Konrad Osterwalder. Die Kunstgegenstände repräsentieren zudem einen großen kommerziellen Wert, der durch Ausstellungen sowie durch Merchandising-Artikel für Touristen, gehoben wird.
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