pte20090205001 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

YouTube: Heftige Kritik an Anti-Piraterie-System

Dringende Verbesserung der automatisierten Inhaltsfilterung gefordert


Bei YouTube durchlaufen User-Inhalte automatisch einen Anti-Piraterie-Filter (Foto: youtube.com)
Bei YouTube durchlaufen User-Inhalte automatisch einen Anti-Piraterie-Filter (Foto: youtube.com)

San Francisco (pte001/05.02.2009/06:05) Die Electronic Frontier Foundation (EFF) http://www.eff.org , eine unabhängige US-amerikanische Bürgerrechtsorganisation, übt heftige Kritik an der Anti-Piraterie-Strategie der Online-Video-Plattform YouTube http://www.youtube.com . "Die Fair-Use-Politik, die Nutzern des Videoportals eine bestimmte nicht autorisierte Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material zugesteht, ist in Gefahr", stellt Fred von Lohmann, Senior Staff Attorney der EFF, fest. Schuld daran würden in erster Linie die Rechteinhaber selbst tragen, die ihr eigenes Material zunehmend strenger schützen und entsprechend hart gegen illegal eingestellte Beiträge vorgehen wollen. Aber auch Google sei als Betreiber mitverantwortlich dafür, dass immer mehr User-generierte Inhalte aufgrund von Copyright-Verletzungen von YouTube entfernt würden. Insbesondere das eingesetzte automatische Content-Filtersystem müsse dringend verbessert werden, fordert die EFF.

"Content ID ist ein Filtersystem, das die auf YouTube eingestellten User-Beiträge automatisch auf etwaige Rechtsverletzungen prüft. Der Rechteinhaber lädt hierfür eine spezielle Referenzdatei in unsere Datenbank hoch, anhand der illegale Inhalte ausfindig gemacht und entfernt werden können", erklärt Henning Dorstewitz, Pressesprecher für YouTube bei Google Deutschland, auf Anfrage von pressetext. Dies betreffe sowohl Video- als auch Audio-Content. "Das System erkennt dabei auch solche Inhalte, die von den Nutzern leicht verändert worden sind", merkt Dorstewitz an. Diese technische Lösung biete den Rechteinhabern entscheidende Vorteile im Kampf gegen Online-Piraterie. "Die Entscheidung, ob illegal eingestelltes Material letztendlich von der Video-Seite entfernt wird oder nicht, liegt ausschließlich beim Rechteinhaber", betont Dorstewitz. Dieser habe alternativ die Möglichkeit, illegale Beiträge online zu lassen und mit einer kurzen Werbeeinblendung und einem Verweis auf den jeweiligen Copyright-Inhaber zu ergänzen.

"Wir haben gemeinsam mit einigen anderen öffentlichen Interessensgruppen bereits mehrmals unsere Bedenken gegenüber den Rechteinhabern und YouTube ausgedrückt, was die Gefahren bezüglich des Einsatzes automatisierter Filter-Systeme wie Content ID betrifft", heißt es von der EFF. Derartige technische Lösungen seien gegenwärtig immer noch zu primitiv und unfähig zwischen eingestelltem Material, das unter dem Fair-Use-Gesichtspunkt zu behandeln wäre, und einer tatsächlichen Rechtsverletzung zu unterscheiden. Als Resultat würden mittlerweile viele Videos von der Plattform genommen, die eigentlich völlig harmlos seien. "Bald wird es womöglich völlig unmöglich sein, einzelne Schnipsel unserer heutigen Massenmedien-Kultur wie Musik, TV-Inhalte, Filme oder Werbejingles in neuer Art und Weise wiederzuverwerten", befürchtet die EFF.

Um weitere Frustration innerhalb der eigenen User-Community zu vermeiden, müsse YouTube dringend das Content-ID-System überarbeiten. Eine diesbezügliche Forderung habe die EFF bereits im Oktober 2007 gegenüber YouTube ausgesprochen. "Damals wurde uns versichert, dass man bereits an einer Verbesserung des Filter-Tools arbeiten würde", schildert von Lohmann. Seitdem sei in dieser Hinsicht aber nichts mehr passiert. "Wir nehmen prinzipiell jede Kritik an uns ernst und werden uns die vorgebrachten Punkte genau anschauen. Wir bieten jedem Nutzer, dessen Video aufgrund Urheberrechtsverletzungen zunächst gesperrt wurde, die Möglichkeit, dem Anspruch eines Rechteinhabers an sein hochgeladenes Video zu widersprechen", so Dorstewitz abschließend.

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