pte20070406015 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Politik stutzt sich UNO-Klimabericht zurecht

Kromp-Kolb: "Man kann wissenschaftliche Ergebnisse nicht unterdrücken"


Kromp-Kolb:
Kromp-Kolb: "Auswirkungen des Klimawandels dramatisch"

Brüssel/Wien (pte015/06.04.2007/13:49) "Man kann wissenschaftliche Ergebnisse nicht unterdrücken." Mit diesen Worten hat die renommierte Klima-Expertin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur in Wien gegenüber pressetext das politische Tauziehen um den brisanten zweiten Teil des Klimaberichts kommentiert. Ursprünglich für Freitag Vormittag angekündigt, hat der Weltklimarat IPCC http://www.ipcc.ch die Veröffentlichung der Ergebnisse aufgrund von politischen Unstimmigkeiten überraschend verschoben. Wie aus Brüssel zu hören ist, haben einige Vertreter der Nationalstaaten wie die USA, China, aber auch Russland und Saudi-Arabien die zusammenfassende gemeinsame Erklärung noch einmal nachredigiert und in Teilen abgeschwächt. Ein Passus zu den erwarteten Klimaschäden in Nordamerika wurde komplett gestrichen.

"Ging es im ersten Teil des Klimaberichts noch um abstrakte Zahlen wie steigende Temperaturwerte, befasst sich der nun vorliegende zweite Teil mit den tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt. Das ist natürlich viel bildhafter und deshalb ringt die Politik auch umso mehr um Worte", meint Kromp-Kolb. Dabei seien die präsentierten Ergebnisse nur wenig überraschend, da diese nur eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Literatur zu dem Thema darstellen. Natürlich könne man darüber streiten, ob Forschungsergebnisse in einer Art und Weise präsentiert werden sollen, die die Öffentlichkeit weniger berührt. "Andererseits muss man aber auch klar sehen, dass die Sache schlicht und einfach dramatisch ist", so Kromp-Kolb.

Im Bericht, der Forschungsergebnisse und Analysen von rund 2.000 Wissenschaftlern aus aller Welt und Regierungsgesandten aus 120 Ländern widerspiegelt, werden die Auswirkungen des prognostizierten Temperaturanstiegs für die einzelnen Regionen beleuchtet. Von Dürre- und Hungerkatastrophen in manchen sowie permanenten Überschwemmungsszenarien in anderen Teilen der Erde ist darin ebenso die Rede wie von den unterschiedlichen Szenarien des Meeresspiegelanstiegs um 19 bis 59 Zentimeter. Beunruhigend fällt in den Ausführungen der Wissenschaftler auch der prognostizierte Wassermangel für das Jahr 2020 aus, von dem neuesten Schätzungen zufolge zwischen 400 und 1,7 Mrd. Menschen betroffen sein sollen.

"Der Mensch ist im Grunde sehr anpassungsfähig und hat im Laufe seiner Geschichte auch einige Eiszeiten überlebt. Mit der derzeitigen Bevölkerungszahl von knapp sieben Mrd. Menschen wird das Ausweichen auf andere Gebiete allerdings schwierig", zeigt sich Kromp-Kolb besorgt. Im Vergleich zu früheren Klimaereignisse könnten die betroffenen Menschen heute nicht mehr einfach ihr Bündel schnüren und gehen. "Daher muss etwas passieren und es wird auch passieren. Jetzt geht es in erster Linie darum, wann das sein wird. Je früher wir Gegenmaßnahmen ergreifen, desto erträglicher werden die Auswirkungen des Klimawandels sein", so Kromp-Kolb im pressetext-Interview.

Die Veröffentlichung des über 1.000 Seiten starken Berichts sowie der umstrittenen Zusammenfassung wird noch im Laufe des heutigen Freitags erwartet.

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