ptp20191023035 Produkte/Innovationen, Umwelt/Energie

30 Jahre EUROSOLAR AUSTRIA und Verleihung der österreichischen Solarpreise 2019


Österreichischer Solarpreis (Foto: EUROSOLAR AUSTRIA)
Österreichischer Solarpreis (Foto: EUROSOLAR AUSTRIA)

Wien (ptp035/23.10.2019/17:00) Seit 1994 werden von EUROSOLAR AUSTRIA mit dem jährlichen Solarpreis herausragende innovative Projekte und Initiativen von Anwendungen Erneuerbarer Energien in verschiedenen Preiskategorien ausgezeichnet, die eine konsequente und dezentrale Energiewende verfolgen. Elf Solarpreise wurden am 4. Oktober 2019 im Rahmen des Festaktes zum 30-jährigen Bestehen der österreichischen Sektion von EUROLSOLAR im Naturhistorischen Museum in Wien vergeben.

DI Wolfgang Hein, Ministerialrat i.R., Gründungspräsident und Vorsitzender von EUROSOLAR AUSTRIA, weist in seiner Begrüßungsrede darauf hin, wie wichtig es seinerzeit war und noch immer ist, die Notwendigkeit und Realisierbarkeit des vollständigen Umstiegs auf Erneuerbare Energien aufzuzeigen und die schnellstmögliche Umsetzung zu forcieren. Aus heutiger Sicht der Klimaforscher genügt die Erreichung der Treibhausgasneutralität in diesem Jahrhundert oder bis 2050 nicht, um das Kippen des Erdklimas in verhängnisvolle Temperaturbereiche zu vermeiden. Bis 2030 muss das Ziel - Treibhausgasneutralität - erreicht werden, nicht nur für die Stromerzeugung, auch für die Sektoren Mobilität, Wärme und Produktion.

DDr. Hedda Sützl-Klein begrüßte als Vertreterin des BMVIT die Festgäste und bedankte sich bei den anwesenden Pionierinnen und Pionieren für ihr großes und langjähriges Engagement. Was mit der Initiative einzelner und mit den engagierten Diskussionen bei Energiestammtischen - wie vor 30 Jahren bei EUROSOLAR AUSTRIA - begonnen hatte, mündete in überaus viele zukunftsweisende Projekte. Inzwischen gibt es zahlreiche Unternehmen, die auch weltweit sehr erfolgreich tätig sind: Exportquoten von 80 % und mehr zeigen, dass in Österreich gefragte Spitzenprodukte und Komponenten für den Weltmarkt im Bereich erneuerbare Energietechnologien und Systemlösungen produziert werden.

Österreich hat bereits sehr früh auf Bundesebene Forschungs- und Technologieprogramme im Bereich Energie- und Umwelttechnologien aufgebaut (z.B.: "Haus der Zukunft", "Fabrik der Zukunft", "Energiesysteme der Zukunft"), die eine wichtige Rolle in der Unterstützung der Forschung und Technologieentwicklung spielten. Heute konzentrieren sich die Forschungs- und Technologie-Programme v.a. auf den städtischen Bereich und auf Energieregionen, deren Energieversorgung zu 100 % auf Erneuerbaren Energien beruhen soll: z.B. das BMVIT-Programm "Stadt der Zukunft" mit dem ambitionierten aktuellen Schwerpunkt "Auf dem Weg zu Plusenergiequartieren" sowie die Initiativen "Smart Cities" https://www.smartcities.at/ und "Vorzeigeregion Energie" https://www.vorzeigeregion-energie.at/ des Klima- und Energiefonds.

Rückblick und Ausblick: DI Wolfgang Hein erinnert daran, dass die Gründungsversammlung der österreichischen Sektion von EUROSOLAR unter der Leitung von Dr. Hermann Scheer am 2. Oktober 1989 im Naturhistorischen Museum stattfand. Franz Nießler, Alois Englander, Josef Blauensteiner, Franz Viktor Breiner, Freda Meissner-Blau und weitere Solarpioniere haben die Gründung dieser Vereinigung in die Wege geleitet. Die erste Verleihung der europäischen und österreichischen Solarpreise wurde bereits 1994 vorgenommen: im Wiener Rathaus mit Bundeskanzler Vranitzky und Umweltstadtrat Häupl, die zweite 1995 im niederösterreichischen Landhaus mit Sektionschef Rozsenich und Landeshauptmann Erwin Pröll. EUROSOLAR Österreich konnte auf Betreiben des damaligen dritten Nationalratspräsidenten Stix und SC Rozsenich das Sonnenhaus im Arsenal viele Jahre als Büro nutzen.

Als weitere Highlights erwähnte er die von Hermann Scheer angeregte und von UN-Generalsekretär Boutros-Ghali nach der Rio-Konferenz 1992 eingesetzte UN-Kommission zum Potential der Erneuerbaren Energien und die ebenfalls auf Betreiben Scheers bei der UNESCO angesiedelte Weltsolarkommission aus 16 Staats- und Regierungschefs, die 1996 in einem Weltsolargipfel in Harare mit über 20 Staatsoberhäuptern kulminierte. Ein Meilenstein war die von EUROSOLAR initiierte Weltphotovoltaikkonferenz 1998 in der Wiener Hofburg. Politische Erfolge, zu denen Eurosolar beitrug: die von Landeshauptmann Niessl betriebene Umstellung der burgenländischen Stromerzeugung von Import- auf Windenergie zu über 100 % (!) und die unter Landeshauptmann Pröll erreichte erneuerbare Stromerzeugung in Niederösterreich. Österreich ist damit bei der Windkrafterzeugung weltweit führendes Binnenland. Als Herstellerland ist Österreich international besonders erfolgreich bei Biomassekesseln und Sonnenkollektoren.

In allen Bundesländern gab es Initiativen und Projekte für Solarenergie, um diese Technologien breitenwirksam bekanntzumachen (Vorzeigestadt Güssing, Selbstbaubewegung für Solarthermie in der Steiermark, Vorarlberg als Vorreiter für Photovoltaik und nachhaltige Architektur). Eine besonders aktive Persönlichkeit war Dr. Hans Kronberger, langjähriger Generalsekretär von EUROSOLAR AUSTRIA. Als EU-Abgeordneter konnte er in Absprache mit Dr. Hermann Scheer in den Gremien der EU einiges bewirken.

Das Eurosolare Zeitalter ist da: Prof. Peter Droege, Präsident des europäischen Vereins EUROSOLAR e.V. mit Sitz in Bonn, Direktor des Liechtenstein Institute for Strategic Development: Wir müssen das ganze fossile Denken hinter uns lassen. Die Idee "Fridays for future" hätte es bereits vor 30 Jahren geben sollen. Es ist nicht mehr aufzuhalten, dass Europa zu warm wird. Wo stehen wir heute: Windkraft hat sich weiter verbessert, der PV-Wirkungsgrad ist auf 25 % gestiegen. PV ist die am schnellsten wachsende Energietechnologie. Global hat PV die Windkraft fast eingeholt, die Kapazität von beiden liegt derzeit jeweils über 500 Gigawatt. China hat den Hauptanteil am Wachstum der PV. Aber: Die Subventionen für fossile und Atomenergie gibt es noch immer, sie steigen sogar noch!

Wärmewende - Was wir geschafft haben und was noch auf uns wartet:

Prof. DI Dr. Hans Schnitzer, TU Graz: Bereits 1982 gab es Szenarien für ein vollsolar versorgtes Europa. Schnitzer zeigte eindrucksvolle Beispiele vom Einsatz thermischer Solarenergie in Kombination mit Speicher und mit Wärmepumpen bei Fernwärme, in großvolumigen Gebäuden und in Produktionsprozessen. Um die Wärmewende zu erreichen, werden verschiedene Technologien wie Fernwärme, Biomasse, Solartechniken, Stromheizungen und Passivhäuser benötigt. Noch besteht Verbesserungsbedarf bei Komponenten und bei der Systemintegration. http://www.eurosolar.at/Drucksorten/Solarpreis2019/Schnitzer_Waermewende04102019.pdf

Podiumsdiskussion: Vertreter der Politischen Parteien
moderiert von Dr. Hans-Otto Schmidt, Ehrenpräsident von EUROSOLAR AUSTRIA

Ing. Martin Litschauer (Grüne): Auf Vorschlag von Franz Nießler wurde im Zuge der Antiatombewegung im August 2001 der Waldviertler Energiestammtisch gegründet - eine überparteiliche Plattform. Die Schuhwerkstatt in Schrems ist über den Waldviertler Energiestammtisch initiiert worden. Im Waldviertel stellt die Abwanderung ein großes Problem dar. Derzeit kauft das Waldviertel jährlich Energie im Wert von 400 Millionen Euro zu. Dieser Geldfluss könnte gestoppt werden zum Wohl der Bevölkerung. Durch Gewinnung Erneuerbarer Energien vor Ort, durch energetische Sanierung von Gebäuden u.v.m. könnten viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Der vollständige Umstieg auf Erneuerbare Energien und der achtsame Einsatz der Ressourcen könnte eine Trendwende bewirken.

Mag. Stefan Auer-Stüger (SPÖ), Politologe, Gemeinderat in Wien: Energiewende und Klimaschutz sollen keine ideologische Frage sein. Es werden tausende Lobbyisten bezahlt, um für die Erhaltung des bestehenden Systems einzutreten. Was bilden wir uns ein, mit dieser Welt so umzugehen?

Ing. Rainer Sedelmayer (ÖVP-Mitglied): Er hat 1992 in Liesing mit seinem Bruder ein neues Betriebsgebäude gebaut. Dieses wollte er mit Wärmepumpen beheizen, was am Fernwärmevorrang scheiterte. Die Rahmenbedingungen sind etwas ganz Wesentliches. Wien Energie ist stolz auf Bürgerbeteiligungsanlagen. Für alle diese Anlagen werden chinesische Module verwendet, weil nur die billigsten zugelassen werden.

Podiumsdiskussion: Vertreter der Wissenschaft und Verbände
moderiert von GR Mag. Wolfgang Bernhuber

Karl Totter: Die Region Mureck hat vor 30 Jahren begonnen, Erneuerbare Energien zu nutzen. Hätten das damals alle gemacht, gäbe es heute keine Diskussion. Wir haben die fast vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien erreicht. Heute haben wir keine Zeit zu warten. Wir müssen rasch was tun. Wir müssen unsere Lebensgrundlagen schützen.

Prof. DI. Dr. Hans Schnitzer: Was kostet Atomenergie? Es rechnen sich nur noch Erneuerbare Energien!

Prof. Peter Droege: Der Dritte Weltkrieg besteht schon, es ist ein Ressourcenkrieg. Außerdem führen wir einen Krieg gegen die Natur.

Architekt Georg W. Reinberg: Im Gebäudesektor liegt noch ein großes Potential für Erneuerbare. Speziell durch integrierte PV-Anlagen können Häuser mehr Energie produzieren als sie verbrauchen. Die zusätzlichen Kosten sind sehr gering im Verhältnis zur resultierenden Einsparung an Betriebskosten.

Univ.-Prof. Reinhold Lang: Wir müssen das Energiethema verlinken mit dem Stoffthema Kreislaufwirtschaft. Da tun sich einige schöne Lösungsmöglichkeiten auf. Wenn wir die große Industrie, die große Stoffindustrie, OMV, Borealis, Voest und Zementindustrie dazu bringen, in Richtung neues zirkuläres Karbonmanagement zu denken, das mit erneuerbaren Energietechnologien anzutreiben ist - und es wird intern bereits diskutiert - ließe sich die Industrie zur Speerspitze für die Erneuerbaren Energien machen.

Österreichischer Solarpreisverleihung 2019

Keynote: Univ. Doz. Dr. Peter Weish

Dr. Weish ist seit vielen Jahren aktiv, zuerst gegen Atom, in der Folge für Erneuerbare Energien. Warum ist der Umstieg nicht wie erwartet gekommen? Alle emanzipatorischen Bewegungen und Gesetze, die nicht den Interessen der Industrie entsprechen, wurden und werden von Machteliten bekämpft. Nicht die Energiepioniere machen etwas falsch, sondern die Widerstände sind gewachsen.

Optimistisch stimmt, dass auf internationaler Ebene der Konsens in eine zukunftsfähige Entwicklung vorhanden ist (auch hintertrieben von Machteliten). Am 1. 1. 2016 ist die "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" (17 Nachhaltigkeitsziele) in Kraft getreten. Initiiert von ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons), und einigen Mitgliedsstaaten, wurde 2017 in der UNO von 122 Staaten ein Vertrag für ein Verbot von Atomwaffen beschlossen. Sobald ihn 50 Staaten ratifiziert haben (bisher mehr als 30), ist er völkerrechtlich verbindlich. Die Pflicht der Schwachen besteht darin, die Mächtigen an ihre Verantwortung zu erinnern.

Keynote: Martin Schuster, Bürgermeister von Perchtoldsdorf, in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, überbringt Grüße und Gratulation von Landeshauptfrau Mikl-Leitner.

EUROSOLAR AUSTRIA und Perchtoldsdorf haben eine 25-jährige Partnerschaft. Franz Nießler hat den Kontakt hergestellt und das erste Energiekonzept für Perchtoldsdorf erarbeitet. Eine der ersten Maßnahmen war die Errichtung einer PV-Gemeinschaftsanlage auf dem Wasserwerk, die heute noch voll funktionsfähig ist. Perchtoldsdorf ist Klimabündnisgemeinde und setzt sich intensiv dafür ein, die Energieautarkie rasch zu erreichen! Niederösterreich ist insgesamt auf einem guten Weg, sowohl was die ökologischen Aspekte der Wohnbauförderung als auch die Bemühungen um einen höheren Anteil im E-Mobilitätssektor anbelangt.

Der Vorsitzende DI Wolfgang Hein zeichnete die elf Preisträger aus, die ihre prämierten Projekte eindrucksvoll präsentierten. Die Laudatio für Frau Hildegard Breiner hielt Univ. Doz. Dr. Peter Weish.

Alle Preisträger im Überblick

Preis für Städte und Gemeinden oder Stadtwerke

Stadt Salzburg; http://www.stadt-salzburg.at
Eine Sporthalle voller Energie

Preis für Industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe/Unternehmen

Bio Bäcker Christian Peter Deiser, Baden (NÖ); http://www.bäckerei-deiser.at
Energieautarke Lebensmittelproduktion (Bäckerei)

Elektrotechnik Leitinger Photovoltaik GmbH, Leogang (Sbg); http://www.photovoltaik-elektrotechnik.at

Biobauer Herbert Rohrmoser, St. Martin bei Lofer; http://www.gut-essen.co
Erster bifacialer Solarzaun Österreichs

Tobias Ilg, Dornbirn Vbg; http://www.biomassehof.at
EnergieWerk Ilg GmbH

eFRIENDS Energy GmbH, Nappersdorf, Bez. Hollabrunn, NÖ; http://www.efriends.at
Lokale Energiegemeinschaft eFRIENDS

Preis für lokale/regionale Vereine als Förderer v. Projekten für Erneuerbare Energien:

Raiffeisenbank Thayatal-Mitte eGen, Raabs a.d. Thaya, NÖ; http://www.raiffeisen.at/noew/thayatal-mitte
Raiba Thayatal-Mitte steht für zukunftsfähiges Wirtschaften - im eigenen Bereich und als Partner in und für die Region.

Preis für Solares Bauen:

BWS Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen.m.b.H., Wien; http://www.bwsg.at/de/home
Zukunft Wohnen - Sanierungsprojekt Hauffgasse, 1110 Wien

Preis für Transportsysteme mit Erneuerbaren Energien:

FutureDriving Dangl GmbH, Pfaffenschlag, NÖ; http://www.futuredriving.at
Flexible eAuto Miete

Herbert Bisovsky, Johannes Horvath, Wien; http://www.flyingcarpet.info
Der elektrische Lastenroller - Flyingcarpet

Preis für Bildung und Ausbildung:

KEM - Lebensstil trifft Klimaschutz im Thayaland!, NÖ; http:// www.kem.thayaland.at
HTL Karlstein - Solarschienenfahrzeug SoSchi, http://www.htl-karlstein.ac.at/post/soschi-solarschienenfahrrad
Schulprojekte im Thayaland leisten Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende.

Sonderpreis für besonderes persönliches Engagement:

Hildegard Breiner, Bregenz, Vbg; hildegard.breiner@aon.at
Ein Leben für die Energiewende

Details in der Solarbroschüre: http://www.eurosolar.at/Drucksorten/Solarpreis2019/Solarpreisbroschuere2019.pdf

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom BMVIT

EUROSOLAR AUSTRIA
Stutterheimstraße 16-18, Stiege 2/ Etage 4
A-1150 Wien
Tel.: +43(1) 786 67 67-500
Fax: +43(1) 786 67 67-505
E-Mail: info@eurosolar.at
Web: http://www.eurosolar.at

(Ende)
Aussender: VWGÖ - Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs
Ansprechpartner: Elisabeth Mayer
Tel.: +43 1 40160 33105
E-Mail: office@vwgoe.at
Website: www.vwgoe.at
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