pte20200916004 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Messenger: IT-Lecks bedrohen eine Mrd. User

Hacker können persönliche Daten einfach über Kontaktermittlungsdienste herausfinden


WhatsApp: Daten sind nicht sicher (Foto: pixabay.com, HeikoAL)
WhatsApp: Daten sind nicht sicher (Foto: pixabay.com, HeikoAL)

Darmstadt/Würzburg (pte004/16.09.2020/06:15) Populäre mobile Messenger wie von Facebook oder Apps wie WhatsApp geben persönliche Daten über Kontaktermittlungsdienste preis. Diese ermöglichen, Kontakte anhand von Telefonnummern aus dem persönlichen Adressbuch zu finden, wie Forscher der Technischen Universität Darmstadt http://tu-darmstadt.de und Kollegen der Universität Würzburg http://uni-wuerzburg.de warnen.

Privatsphäre-Einstellungen checken

Derzeit genutzte Methoden zur Kontaktermittlung bedrohen laut den Experten die Privatsphäre von weit mehr als einer Mrd. Nutzer massiv. Unter Verwendung sehr weniger Ressourcen war das Team in der Lage, praktikable Crawling-Angriffe auf die populären Messenger WhatsApp, Signal und Telegram durchzuführen. Die Experimente zeigen, dass bösartige Nutzer oder Hacker in großem Stil und ohne nennenswerte Einschränkungen sensible Daten sammeln können, indem sie bei Diensten zur Kontaktermittlung zufällige Telefonnummern abfragen.

Für ihre Studie haben die Forscher zehn Prozent aller Mobilfunknummern in den USA für WhatsApp und 100 Prozent für Signal abgefragt. So konnten sie persönliche (Meta-)Daten sammeln, wie sie üblicherweise in den Nutzerprofilen der Messenger gespeichert sind, inklusive Profilbilder, Nutzernamen, Statustexte und die "zuletzt online" verbrachte Zeit. Die analysierten Daten offenbaren auch interessante Statistiken über das Nutzerverhalten. Beispielsweise ändern sehr wenige Nutzende die standardmäßigen Privatsphäre-Einstellungen, die für die meisten Messenger ganz und gar nicht Privatsphäre-freundlich sind.

Auf Angriffsstrategie kommt es an

Laut dem Team hat rund jeder zweite WhatsApp-User allein in den USA ein öffentliches Profilbild und 90 Prozent verfügen über einen öffentlichen Infotext. Interessanterweise verwenden 40 Prozent aller bei Signal Registrierten auch WhatsApp und die Hälfte von diesen hat dort ein öffentliches Profilbild. Solche Daten über die Zeit zu verfolgen, verhilft Angreifenden dabei, genaue Verhaltensmodelle zu erstellen.

Wenn die Daten mit sozialen Netzen und anderen öffentlichen Datenquellen abgeglichen werden, können Dritte auch detaillierte Profile erstellen und beispielsweise für Betrugsmaschen nutzen. Bezüglich Telegram fanden die Forscher heraus, dass der Dienst zur Kontaktermittlung auch sensible Informationen selbst über die Besitzer von Telefonnummern preisgibt, die nicht bei dem Dienst registriert sind.

Welche Infos während der Kontaktermittlung preisgegeben und über Crawling-Angriffe gesammelt werden können, hängt vom Dienstanbieter und den gewählten Privatsphäre-Einstellungen ab. Beispielsweise übertragen WhatsApp und Telegram das komplette Adressbuch der Nutzenden an entsprechende Server. Privatsphäre-schützende Messenger wie Signal übertragen nur kurze kryptographische Hashwerte von Telefonnummern oder verlassen sich auf vertrauenswürdige Hardware.

Die Teams zeigen jedoch, dass es mithilfe neuer und optimierter Angriffsstrategien dennoch möglich ist, in von Millisekunden von den Hashwerten auf die zugehörigen Telefonnummern zurückzuschließen. Noch gravierender, da es keine nennenswerten Hürden für die Registrierung bei solchen Messengern gibt, ist dies: Dritte können eine große Anzahl an Accounts erstellen und die Nutzerdatenbanken eines Messengers nach Informationen durchforsten, indem Daten für zufällige Telefonnummern abgefragt werden.

(Ende)
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